Eine Tochter der Kölner Stadtwerke sucht Fachkräfte aus den Niederlanden und will dafür eine Firma in der Schweiz gründen.
Europas größter BinnenschifferWarum die Kölner HGK eine Firma in der Schweiz gründet

Die HGK Shipping verfügt über rund 350 Binnenschiffe, darunter das 2024 neu in Dienst gestellte Tankmotorschiff „Monomera“.
Copyright: HGK
Um leichter neue Mitarbeiter zu finden, wird ein Unternehmen der Kölner Stadtwerke nach Rundschau-Informationen in Kürze eine Tochterfirma in der Schweiz gründen, um Personal in der Schweiz anstellen zu können. Dort seien die steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Bedingungen für die dringend benötigten Fachkräfte attraktiver, heißt es zur Begründung.
Konkret geht es um die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK). Der Logistikkonzern mit rund 2500 Mitarbeitern gehört zu 54,51 Prozent den Stadtwerken Köln, zu 39,33 Prozent der Stadt Köln und zu 6,26 Prozent dem Rhein-Erft-Kreis. Dieses Unternehmen der öffentlichen Hand besitzt mit seiner Tochter „HGK Shipping “ das laut eigener Aussage „führende Binnenschifffahrtsunternehmen in Europa“. Mit einer Flotte von 350 Schiffen befördert die HGK Shipping pro Jahr rund 45 Millionen Tonnen Fracht.
Binnenschifffahrt setzt bisher vor allem auf den Standort Luxemburg
Doch der Branchenprimus klagt, es werde zunehmend schwierig, geeignetes Personal für die Bemannung der Schiffe zu finden. „Die Alterung der Gesellschaft und fehlender Nachwuchs führen zu einer zunehmenden Knappheit an qualifiziertem nautischem Personal und stellen eine große Herausforderung für die Entwicklung der HGK Shipping Gruppe dar“, betont das Unternehmen in einem Papier für den Kölner Stadtrat. Die Versorgung der lokalen Industrie, insbesondere der Chemiewerke im Rheinland, mit den notwendigen Rohstoffen per Binnenschiff sei durch den Personalmangel „zunehmend einem Risiko ausgesetzt“. Dem wolle man mit der Gründung der „HGK Shipping Swiss GmbH“ in der Schweiz entgegenwirken.
Derzeit, so die HGK, erfolge die Bereederung ihrer Binnenschiffe – gemeint ist die Ausrüstung, die Bemannung und der technische Unterhalt der Schiffe – „größtenteils in Luxemburg am Standort in Wasserbillig und zu einem kleineren Teil in den Niederlanden am Standort in Druten“. Die Bereederung in Luxemburg sei „in der europäischen Binnenschifffahrt üblich und weit verbreitet“. Dass Kapitäne und Matrosen in Luxemburg angestellt werden, obwohl sie in Deutschland fahren, ist unter anderem auch bei der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt GmbH (KD) Standard.
Nautiker aus den Niederlanden lassen sich in der Schweiz anstellen
Laut HGK sind mehr als 40 Prozent der nautischen Fachkräfte in Europa Niederländer. Diese würden zunehmend auf den Arbeitsmarkt für Nautiker in der Schweiz ausweichen – und zwar aufgrund der dort niedrigeren Steuern und Sozialabgaben. Das erschwere es der HGK Shipping „zunehmend, niederländische Nautiker in den Niederlanden am Standort Druten zu rekrutieren und zu halten“, so die HGK. „Der Anteil der niederländischen Nautiker in der HGK Shipping Gruppe liegt aktuell nur bei zirka elf Prozent.“
Die Stadtwerke und der Kölner Stadtrat haben der Gründung der Schweizer Tochterfirma HGK Shipping Swiss bereits zugestimmt. Für die Gründung sind ein Startkapital von rund 21.000 Euro plus die Notariatskosten erforderlich. Der laufende Geschäftsbetrieb inklusive Personal, Büromiete und Sachkosten soll rund 450.000 Euro pro Jahr kosten. Dafür erhalte man „Zugang zu einem großen Pool an Nautikern und kann damit die Versorgung der Industrie aufrechterhalten, die aktuellen Ergebnisse absichern, beziehungsweise sogar verbessern, beispielsweise aufgrund geringeren Bedarfs an teuren Leiharbeitern, sowie zukünftig neue Geschäftsfelder, wie beispielsweise den Transport von tiefkalt-verflüssigtem Ammoniak oder verflüssigtem CO₂, erschließen“, so die HGK.
HGK gründete schon 2012 eine Tochterfirma in der Schweiz
Die Gründung des Unternehmens sei „geplant für das erste Quartal 2025 im Kanton Zug“, erklärte ein HGK-Sprecher auf Anfrage. Zu den Aufgaben der neuen GmbH sagte er: „Da viele Binnenreedereien und Fahrgastschifffahrtsunternehmen in der Schweiz ansässig sind, ist es nur folgerichtig, dass Europas größte Binnenreederei hier auch eine Gesellschaft gründet. Hintergrund dabei ist, den Herausforderungen des Fachkräftemarktes für nautisches Personal zu begegnen und die Rekrutierungsmöglichkeiten zu optimieren.“
Mit der Rheinland Cargo Schweiz GmbH in Basel verfügt die HGK bereits über eine Tochtergesellschaft in der Schweiz und entsprechende Erfahrungen. Das Unternehmen wurde 2012 zur Abwicklung von Güterzugverkehren aus dem Rheinland in die Schweiz gegründet.
Weitere Firmengründungen ähnlicher Art seien derzeit nicht geplant, erklärte der HGK-Sprecher. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es diesbezüglich keine weiteren Bestrebungen.“