Der Deutsche Olympische Sportbund hat Torsten Burmester wegen seiner OB-Kandidatur in Köln als Vorstandschef abberufen. Die Kölner SPD ist empört und wirft dem DOSB mangelndes Demokratieverständnis vor.
Kölner OB-KandidatSPD empört über Umgang des DOSB mit Torsten Burmester
Es ist ein ungewöhnlicher Vorgang: Kaum hatte Sportfunktionär Torsten Burmester (61, SPD) vor knapp zwei Wochen seine Kandidatur für das Oberbürgermeisteramt in Köln erklärt, hat ihn sein Arbeitgeber, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), von seinen Aufgaben freigestellt und dann binnen weniger Tage von seinem Posten abberufen. Der Umgang des Sportverbands mit seinem Angestellten stößt in der Kölner SPD auf Empörung. Fragen und Antworten.
Wie war der zeitliche Ablauf?
Torsten Burmester wurde Anfang 2022 Vorstandsvorsitzender des DOSB mit Sitz in Frankfurt. Er hat in Köln studiert, lebt hier seit fast 40 Jahren. Am Freitag, 22. November, verkündete Burmester, dass er Oberbürgermeister seiner Heimatstadt werden möchte. Noch während der Pressekonferenz erklärte der DOSB, dass man sich so oder so von ihm trennen werde – egal wie die Wahl ausgeht. Am Montag, 25. November, informierte DOSB-Präsident Thomas Weikert die DOSB-Belegschaft per Mail darüber, dass man entschieden habe, Burmester freizustellen. Eine Woche später, am 2. Dezember, beschloss das DOSB-Präsidium auf einer außerordentlichen Sitzung, ihn mit sofortiger Wirkung als Vorstandschef abzuberufen.
Was sagt Burmester selbst zu dem Vorgang?
Kritik an seinem Arbeitgeber ist von ihm nicht zu hören. Auf Anfrage der Rundschau sagt Burmester lediglich: „Ich kann bestätigen, dass mich das DOSB-Präsidium am Montag von meinem Amt als DOSB-Vorstandsvorsitzender abberufen hat. Nach einer Freistellung ist das ein üblicher, ganz normaler Vorgang. Damit endet nach drei Jahren meine Arbeit als Vorstandsvorsitzender, die ich immer mit viel Engagement und Freude ausgeübt habe. Ich habe einen konstruktiven Vorschlag zum weiteren Verfahren gemacht und strebe eine einvernehmliche Lösung an.“
Was waren die Gründe für die Abberufung?
Über ein mögliches Fehlverhalten von Burmester ist nichts bekannt. Offenbar erfolgte die Abberufung allein aufgrund seiner OB-Kandidatur in Köln. Pikant: Auch DOSB-Präsident Weikert ist Mitglied der SPD. Laut „Spiegel“ will Weikert aus der Zeitung von Burmesters Plänen erfahren haben; das Verhältnis zwischen den beiden sei „zerrüttet“. Aus SPD-Kreisen ist indes zu hören, Burmester habe Weikert bereits vor der Veröffentlichung erster Berichte über seine Ambitionen informiert.
Fakt ist: Der DOSB hat keine Kündigung gegen Burmester ausgesprochen, sondern ihn lediglich als Vorstandschef abberufen. Damit läuft sein Dienstvertrag vorerst weiter. Demnach lagen offenbar keine arbeitsrechtlichen Gründe vor, die eine Kündigung rechtfertigt hätten. Unlängst gab es aber Irritationen um ein umstrittenes Empfehlungsschreiben des DOSB für die Vergabe der „World Games“ 2029 nach Karlsruhe (wir berichteten).
Wie reagiert die SPD auf das Verhalten des DOSB?
„Das ist ein ziemlich starkes Stück“, meint der Kölner SPD-Vorsitzende Florian Schuster. „Ich finde es unfassbar, dass jemand, der sich bereit erklärt, für ein öffentliches Amt zu kandidieren, von seinem Arbeitgeber so behandelt wird“, sagte Schuster der Rundschau. „Unsere Demokratie lebt davon, dass Menschen sich in der Kommunalpolitik engagieren. Arbeitgeber sollten ihre Beschäftigten dabei unterstützen und Lösungen ermöglichen, anstatt sie einfach vor die Tür zu setzen. Da stellt sich die Frage, wie es um das Demokratieverständnis des DOSB-Präsidiums bestellt ist.“
Kölns SPD-Fraktionschef Christian Joisten sagte, es sei „sehr ehrenwert, dass sich in diesen herausfordernden Zeiten Menschen bereiterklären, für ein öffentliches Amt zu kandidieren und die Demokratie zu stärken. Hier sehe ich alle in der Pflicht, Kandidatinnen und Kandidaten zu unterstützen.“ Das nutze der Gesellschaft und damit der Demokratie. „Dass die Bewerbung für ein öffentliches Amt als Grund herangezogen wird, ein Arbeitsverhältnis zu beenden, sehe ich mit großer Sorge“, betonte Joisten. „Hier muss sich der DOSB schon kritische Fragen gefallen lassen.“
Darf man Bewerber für ein politisches Amt so abservieren?
Hätte der DOSB Burmester mit Hinweis auf seine Kandidatur gekündigt, dürfte das vor einem Arbeitsgericht wohl keinen Bestand haben. Aber er wurde ja „nur“ in seiner Funktion als Vorstandschef abberufen. Beobachter weisen darauf hin, dass Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst bei einer Kandidatur üblicherweise die Möglichkeit erhalten sollten, bis zu drei Monate unbezahlten Urlaub zu nehmen. Dies soll es ihnen erlauben, Wahlkampf zu machen, ohne ihren Job vorher aufgeben zu müssen. Diese Möglichkeit gewährte der DOSB Burmester nicht.
Wie geht es jetzt weiter?
Auf der Mitgliederversammlung des DOSB am Samstag in Saarbrücken wird Burmester nicht mehr auftreten. Nun geht es wohl nur noch darum, seinen bis 2029 laufenden Vertrag in gegenseitigem Einvernehmen aufzulösen, damit er unbelastet in den Wahlkampf starten kann.