Was sich schon seit Wochen abzeichnete, ist nun offiziell: Die SPD hat den Sportfunktionär Torsten Burmester als Kandidaten für die Oberbürgermeister-Wahl in Köln im September 2025 nominiert.
„Mit Herzblut und Freude“Kölner SPD nominiert Torsten Burmester für die Oberbürgermeister-Wahl
Das Votum im Parteivorstand der Kölner SPD am Donnerstagabend war einstimmig. Am Freitag präsentierte die Partei ihren OB-Kandidaten Torsten Burmester (61) der Presse. Der Vater zweier Töchter, der an der Kölner Sporthochschule studiert hat und seit fast 40 Jahren in Köln lebt, ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), war zuvor Generalsekretär des Deutschen Behindertensportverbands (DBS). Von 2002 bis 2005 war er persönlicher Referent von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).
Bei seiner Vorstellung in der hippen Location „die wohngemeinschaft“ an der Richard-Wagner-Straße sagte Burmester, er fühle „Freude, Dankbarkeit, aber auch auch Demut“. Freude und Dankbarkeit, weil er einstimmig nominiert wurde und sein Ansatz, im Wahlkampf mit vielen Bürgerinnen und Bürgern auf Augenhöhe sprechen zu wollen, Anklang gefunden habe. „Demut, weil ich weiß, was es bedeutet, eine Stadt dieser Größe zu regieren“, sagte der gebürtige Niedersachse und Wahlkölner.
Kölner OB-Kandidat Burmester verspricht: Ich will anpacken
„Es braucht ein hohes Maß an Entscheidungsfähigkeit, es ist auch ein hohes Maß an Verantwortung, und es braucht auch ein hohes Maß an Durchsetzungsvermögen“, umriss Burmester die Aufgabe. Er unterstrich: „Ich will mit Herzblut und Freude den Kölnerinnen und Kölnern ein Angebot für unsere Stadt machen, ich will die Verantwortung übernehmen, will anpacken, will verändern, damit Köln besser wird.“
Er räumte ein, dass er keine Erfahrungen in der Kölner Stadtpolitik habe. „Das stimmt.“ Aber als Kölner Bürger kenne er die Probleme in der Stadt genau. Die Opernbaustelle sei ein Sinnbild für den Stillstand in der Stadt, der Ausbau der Ost-West-Achse ein zentrales Thema, das es jetzt bald zu entscheiden gelte.
Auf die Frage, was ihn motiviert habe, ins Rennen zu gehen, betonte Burmester: „Das ist meine Heimatstadt. Ich wohne hier.“ Als Oberbürgermeister könne er in seinem unmittelbaren Umfeld etwas zum Positiven verändern. Der zweite Grund sei „die grundsätzliche Frage, die man sich stellen muss: Funktioniert Köln?“ Viele seien der Meinung, dass es nicht rund laufe in der Stadt, „dass Köln in den Rankings im Vergleich zu anderen Städten abrutscht“.
Als Beispiel nannte Burmester eine misslungene Verkehrswende, bei der das Auto aus der Stadt gedrängt und zugleich der ÖPNV massiv eingeschränkt werde. Oder dass Familien sich sorgen müssten, ob sie einen Kitaplatz für ihre Kinder bekommen, einen Schulplatz oder Betreuungsangebote. Sein Ziel sei es, „dass diese Stadt funktioniert. Köln muss es besser können, und Köln kann es besser.“ Ihm gehe es darum, „konkret das Leben der Menschen zu verbessern“, zitierte er Willy Brandt.
Burmester: Als OB Verantwortung für Demokratie übernehmen
Burmester betonte auch, er spüre, nicht nur in Köln, ein Auseinanderdriften der Gesellschaft und Misstrauen in die Politik. Das sei „eine Gefahr für die Demokratie“, insbesondere eine Gefahr von rechts. Das sei der Grund, warum er sich mit der Anfrage der Findungskommission, ob er OB-Kandidat der SPD werden wolle, ernsthaft beschäftigt habe, „obwohl es nie in meiner Lebensplanung war“ und er das Amt nie angestrebt habe. Als OB-Bewerber gehe es ihm auch darum, „Verantwortung für lokale Demokratie zu übernehmen“.
Mit Wahlkampf kennt sich Burmester aus, er war 1998 für die Veranstaltungen des SPD-Kanzlerkandidaten und späteren Bundeskanzlers Gerhard Schröder zuständig. Für seinen eigenen Wahlkampf in Köln hat er sich vorgenommen, alle 86 Veedel zu besuchen und 10.000 Menschen direkt zu erreichen. „Das ist machbar, wenn man sich bemüht und zu den Menschen geht.“
SPD-Chef: Burmester passt klar zu Köln
Einen Interessenkonflikt zwischen seiner Tätigkeit für den DOSB und seiner OB-Kandidatur sehe er nicht, sagte Burmester. Im Wahlkampf wolle er sich von seinen beruflichen Verpflichtungen freistellen lassen, die Details müsse er noch mit seinem Arbeitgeber besprechen. Für ein Mandat im Stadtrat werde er nicht kandidieren.
Kölns SPD-Chef Florian Schuster sagte über die Arbeit der Findungskommission: „Wir wollten eine starke Führungsperson. Wir wollten eine Person, die eine klare sozialdemokratische DNA verkörpert und für soziale Gerechtigkeit kämpft. Und jemanden, der klar zu Köln passt. Und ich glaube, das alles haben wir gefunden.“
Die SPD ist die erste der großen Parteien in Köln, die mit Torsten Burmester ihren OB-Kandidaten nominiert hat. Bei der CDU will sich Parteichef Karl Alexander Mandl am 30. November nominieren lassen, er hatte im Vorstand nur 60 Prozent der Stimmen erhalten. Die Grünen, die ihre Findungskommission bereits im Frühjahr 2023 eingerichtet hatten, haben noch keinen Kandidaten präsentiert. Nachdem Kämmerin Dörte Diemert abgewunken hatte, galt zuletzt Vize-Landtagspräsidentin Berivan Aymaz als Favoritin. Doch auch Umweltdezernent William Wolfgramm ist nach Angaben aus Parteikreisen weiterhin eine Option.
Zur Person
1963 wurde Torsten Burmester in Uchte, Niedersachsen, geboren. Er wuchs in Remscheid auf, sein Vater war Wäscher und Plätter im Städtischen Krankenhaus, seine Mutter arbeitete als Reinigungskraft im Rathaus. „Es war einfach, aber es war gut“, sagt Burmester über seine Kindheit und Jugend.
Nach Abitur und Offiziersausbildung bei der Bundeswehr studierte er ab 1986 Sportwissenschaft an der Deutschen Sporthochschule in Köln, wo er seitdem lebt. „Ich bin Imi“, stellt der OB-Kandidat klar. Im Handball zeichnete er sich als Torwart aus.
1983 trat Burmester in die SPD ein. Zu seinen beruflichen Stationen zählen unter anderem das Bundesinnenministerium und diverse NRW-Ministerien. 2020 wurde er Generalsekretär des Deutschen Behindertensportverbands, 2022 Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes. (fu)