Abwasser-Untersuchung in KölnSo lang ist der Weg zurück in den Rhein
Köln – Drei Kubikmeter Abwasser. So viel landet pro Sekunde im Stammheimer Klärwerk. Zur Verdeutlichung: Ein Kubikmeter sind 1000 Liter, in etwa eine Tonne Gewicht. Über den Tag verteilt macht das 259.200 Liter, was wiederum ziemlich genau 85 Prozent des Kölner Abwassers entspricht.
Besonders gut sieht es nicht aus, was da reingespült wird, und es riecht auch nicht wirklich lecker. So ganz katastrophal wie man es sich ausmalen könnte allerdings auch nicht. Die groben Filter haben schon vor dem Zufluss ins eigentliche Klärwerk alles Mögliche abgefangen, was nun wirklich nicht in die Klospülung oder den Abfluss gehört.
Untersuchung, Reinigung, Kontrolle
Die ungeheure Menge muss untersucht, gereinigt und vor allem ständig kontrolliert werden, bevor es in den Rhein entlassen wird. Der, und das ist für Köln eine relativ komfortable Situation, ist ein mächtiger „Vorfluter“ mit starker Strömung, sodass sich das gereinigte Abwasser schnell verdünnt und abfließt. Andere Städte haben da größere Probleme. Trinkwasser ist das dann zwar immer noch nicht, richtet aber auch keine größeren Schäden mehr an.
Damit das so bleibt, arbeiten gut 30 Chemie-Fachkräfte vom Laboranten bis zum fertig ausgebildeten Akademiker jeden Tag daran, das Kölner Abwasser auf Rückstände zu kontrollieren. Sie sind außerdem zuständig für die Industrieabwässer sowie die Wasserqualität der Kölner Bäche und Weiher. Dafür gibt es drei Laborwagen, die jeden Tag ausrücken: Zu Firmen, Kanälen, Gewässern.
Immer weniger Alarme
Betriebe mit einer höheren Gefährdungsstufe werden einmal im Monat kontrolliert, andere mit weniger hoher Gefährdungsstufe einmal im Jahr. Die Zahl der Beanstandungen oder Alarm-Auslösungen hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen: Zwar finden die Kollegen regelmäßig etwas, im Großen und Ganzen achten die Firmen aber darauf, die Umwelt-Auflagen einzuhalten. Schon aus eigenem Interesse, es will heute schließlich keiner mehr als „Umwelt-Sau“ verschrien werden.
„Unsere besten Mitarbeiter sind die Bakterien“, erklärt Dr. Andrea Poppe, Leiterin des Abwasserinstituts der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb). Die ernähren sich von organischen Reststoffen im Abwasser, vermehren sich aufgrund des deftigen Nahrungsangebotes prächtig. Noch schöner finden es die Wissenschaftler, wenn sich noch ordentlich „Fressfeinde“ im Wasser tummeln, die wiederum die Bakterien in Schach halten. Pantoffeltierchen etwa oder andere Mikro-Organismen.
Klärschlamm wird verbrannt
Je größer die Vielfalt, umso zufriedener ist Dr. Poppe. Was später übrig bleibt, ist Klärschlamm. Der wird getrocknet, gemahlen, noch einmal auf Schadstoffe untersucht und dann verbrannt. Einige Wissenschaftler arbeiten zwar daran, den Klärschlamm etwa als Düngemittel erneut zum Einsatz zu bringen, so weit ist man hierzulande allerdings noch nicht.
Das eingehende Abwasser wird natürlich noch auf jede Menge anderer, anorganische Stoffe untersucht. Ammonium etwa, Nitrit oder Sulfid. Im Labor sieht das dann aus wie früher im Chemie-Unterricht, je nach Parameter leuchten die Proben hübsch bunt in den Glaskolben. Je kräftiger sie leuchten, desto schlechter für die Umwelt.
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Werden die Mitarbeiter im Labor fündig, können sie schnell nachvollziehen, welche Probe wo gefunden wurde und dementsprechend Maßnahmen einleiten. Mit Metallen – Kupfer, Blei oder Quecksilber etwa – funktioniert das im Prinzip ähnlich, wenn auch auf ganz anderem chemischen Weg. Auch hier kann man den Verursacher oft relativ genau bestimmen.
Was in Köln noch nicht funktioniert, ist die Suche nach Spurenstoffen wie etwa Medikamentenrückständen. Die Technik, die solche Stoffe entdecken könnte, kostet mehrere 100 000 Euro. Aber auch hier geht die Entwicklung ständig weiter, mehrere Forschungsprojekte arbeiten bereits daran.