Seit 2004 hat die Radaranlage auf der A3 am Dreieck Heumar rund 2,4 Millionen Tempoverstöße erfasst. Seit Januar ist sie schon nicht mehr in Betrieb, nun wird sie abgebaut.
Nach 20 JahrenPannen-Blitzer am Heumarer Dreieck wird abgebaut
Der Pannen-Blitzer auf der Autobahn 3 am Dreieck Heumar wird nach 20 Jahren abgebaut. Das hat das Ordnungsamt der Stadt Köln dem Stadtrat mitgeteilt. Der Rat hatte die Einrichtung der Radaranlage im Juli 2003 beschlossen, weil sich der Autobahnabschnitt zum größten Unfallschwerpunkt im Regierungsbezirk Köln entwickelt hatte. Damals krachte es auf der A 3 rund um das Dreieck Heumar jedes Jahr etwa 300 Mal, vor allem am Stauende. Oft waren Tote zu beklagen. Die häufigste Ursache war nicht angepasste Geschwindigkeit.
Am 2. Juli 2004 war der Blitzer in Betrieb gegangen. Im September 2009 beschloss die Politik, die Anlage von Nassfilm auf Digitaltechnik umzustellen und die Überwachung von einer auf drei Fahrspuren auszuweiten. Die Folge: Mehr als 400 Autos pro Tag wurden geblitzt, die Stadt kassierte Millionen. Die Unfallkommission Autobahnen der Bezirksregierung Köln bestätigte am 8. April 2015, dass der Betrieb der Radaranlage wegen der Baustellensituation am Heumarer Dreieck weiterhin notwendig sei.
Dass der Blitzer jetzt abgebaut wird, geht auf die Autobahn GmbH des Bundes zurück, die seit 2021 für alle Autobahnen in Deutschland zuständig ist. In ihrem Schreiben vom 12. März 2024 an die Stadt Köln heißt es, „die sachliche Notwendigkeit der Geschwindigkeitsüberwachungsanlage (...) aufgrund der damaligen Unfallsituation und der Altbaustellen ist nicht mehr gegeben. Eine Unfallhäufungsstelle liegt nicht vor.“
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Zu diesem Schluss war am 5. Februar 2024 eine Sonderunfallkommission aus Polizei Köln, Verkehrszentrale Leverkusen, Straßenbauverwaltung und Straßenverkehrsbehörde gekommen. Demnach habe die Freigabe der Leverkusener Brücke für den Schwerverkehr zu einer Entlastung des Streckenabschnittes geführt. „Es ist kein positiver Einfluss der Geschwindigkeitsüberwachungsanlage auf die Verkehrssicherheit erkennbar, so dass das Erfordernis nach einer Geschwindigkeitsüberwa- chung, insbesondere nach Abschluss der Baumaßnahmen Bauwerke Schulstraße und Eiler Straße, nicht mehr gegeben ist. Die Geschwindigkeitsüberwachungsanlage ist durch den Betreiber, Stadt Köln, zeitnah zu demontieren.“
Pannen-Blitzer machte 2017 bundesweit Schlagzeilen
Das Kölner Ordnungsamt kündigte an, dass der Blitzer bis Ende Juni abgebaut wird. Man prüfe derzeit andere Einsatzmöglichkeiten im Stadtgebiet Köln. Auf Anfrage der Rundschau hieß es: „Die Anlagen werden modernisiert und für die weitere Verwendung vorgehalten. Ein möglicher neuer Standort steht noch nicht fest.“ Auf der Zoobrücke sind die meisten Blitzer seit Jahren nicht mehr in Betrieb.
Die Radaranlage in Heumar hatte 2017 als „Pannen-Blitzer“ bundesweit Schlagzeilen gemacht. Rund 450.000 Autofahrer wurden damals fälschlicherweise geblitzt. Bußgelder, Punkte in Flensburg und Fahrverbote wurden teils zu Unrecht verhängt. Grund: Ab Februar 2016 befindet sich in Fahrtrichtung Oberhausen vor dem Blitzer eine Baustelle, in der Tempo 60 gilt. Der Blitzer steht 80 Meter hinter dem Ende der Baustelle. Er ist aber auf Tempo 60 eingestellt, obwohl dort Tempo 80 gilt. Die Folge: Zahlreiche Autofahrer werden geblitzt, obwohl sie gar nicht zu schnell gefahren sind.
Im Dezember 2016 stuft das Amtsgericht Köln diese Praxis als rechtswidrig ein. Daraufhin erklärt die Stadt Köln erst, man könne die Bußgelder nicht zurückzahlen, das sei zu aufwendig. Einen Tag später rudert die Verwaltung zurück. Der Stadtrat beschließt ein Ausgleichsprogramm: Wessen Bußgeld unter 250 Euro liegt, der kann bei der Stadt einen Antrag auf Rückzahlung stellen. Die Bezirksregierung erlässt rund 5000 Autofahrern, die ein Gnadengesuch gestellt haben, Punkte in Flensburg und Fahrverbote.
Blitzer in Heumar schon seit Januar nicht mehr in Betrieb
Wie die Stadt auf Anfrage mitteilte, erfasste der Blitzer am Heumarer Dreieck voriges Jahr insgesamt 21.871 Tempoverstöße, was zu Einnahmen aus Buß- und Verwarngeldern in Höhe von 677.485 Euro führte. 2022 waren es 1,77 Millionen Euro. Seit 1. Januar wurde laut Stadt hier niemand mehr geblitzt, „denn der Blitzer ist aufgrund fehlender Zustimmung von der Autobahn GmbH im Jahr 2024 nicht in Betrieb“. In 19 Betriebsjahren hat die Anlage insgesamt 2,41 Millionen Geschwindigkeitsverstöße erfasst – im Schnitt 127.000 pro Jahr.
Auch die Blitzer auf der Leverkusener Brücke sind Geschichte. Sie waren 2014 auf der maroden Altbrücke installiert worden, um dort Tempo 60 durchzusetzen. Nachdem Anfang Februar 2024 der erste Teil des Brückenneubaus fertig war, wurden sie nicht mehr benötigt. Von 2014 bis 2022 hatte die Stadt dort 4,9 Millionen Euro an Verwarngeldern und Bußgeldern eingenommen. Der schnellste je geblitzte Fahrer war im Dezember 2022 mit Tempo 174 unterwegs, er musste 1400 Euro Strafe zahlen.