Ist die Pandemie in Köln nun offiziell vorbei? Den Corona-Krisenstab gibt es zumindest vorerst nicht mehr.
Stadt KölnPandemie vorbei? Corona-Krisenstab löst sich vorerst auf
Als am 28. Februar 2020 der erste Corona-Test im St. Vinzenz-Hospital in Nippes ein positives Ergebnis anzeigt, ahnt noch niemand, wie lange das Virus Köln und die ganze Welt auf Trab halten wird. Die ersten Fälle sind für Oberbürgermeisterin Henriette Reker noch kein Grund, den Krisenstab einzuberufen. Einen Tag später ändert sich die Meinung der Stadtspitze ganz plötzlich.
Am Morgen des 4. März 2020 tagt der Krisenstab erstmals. Zu den Vertretern aus der Stadtspitze kommen Teilnehmer aus Ämtern, Feuerwehr, der städtischen Kliniken, der Bundes- und Landespolizei, der KVB, Stadtentwässerungsbetriebe oder Rheinenergie zusammen. „Insbesondere mit Blick auf Großveranstaltungen ergibt sich ein erhöhter Austauschbedarf“, heißt es damals in einer Mitteilung der Stadt. Erste Maßnahme: eine Checkliste zur Gesundheitsrisikoabschätzung von größeren Veranstaltung.
Genau 1053 Tage später ist der Corona-Krisenstab in mittlerweile deutlich reduzierter Personenstärke am Freitag zum vorerst letzten Mal zusammengekommen. Nach 203 Sitzungen endet der Corona-Krisenmodus in Köln also fürs Erste. „Natürlich erreichen uns aus China erschreckende Nachrichten“, sagte Stadtdirektorin und Krisenstabs-Leiterin Andrea Blome Anfang der Woche im Hauptausschuss.
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Auf Aussage von Christian Drosten gestützt
„Aber die hiesigen Fachleute weisen einstimmig darauf hin, dass unsere Maßnahmen und unser Umgang mit der Lage geeignet sind, auch dieser Lage frühzeitig Herr zu werden und den Schutz der Bevölkerung sicherzustellen.“
Dabei stützt sich die Stadt auch auf die Aussagen von Virologe Christian Drosten, der für diesen Winter eine endemische Virus-Welle prognostiziert hat. Ein kurzfristiges Wiederhochfahren des Krisenstabs sei durch die „zwischenzeitlich erworbene Routine“ jederzeit möglich, betonte Blome.
Obwohl viele Entscheidungen zum Umgang mit dem Virus im Frühjahr 2020 auf Landesebene getroffen werden, gibt es für den Krisenstab unter großem Druck jede Menge zu tun. Alle zwei Tage berät das Gremium unter der Leitung des damaligen Stadtdirektors Stephan Keller. Und setzt dabei nicht nur die Anordnungen des Landes um, sondern geht teilweise noch weiter als vorgegeben.
Krisenstab diskutierte über ausufernde Corona-Partys
Restaurants schließen in Köln früher als anderswo. Schnell bietet die Verwaltung ihren Mitarbeitern Home Office an und streicht Publikumskontakte in den Ämtern. Als Schulen und Kitas schließen, beschäftigt sich der Krisenstab mit der Notbetreuung für Kinder.
Als im Sommer 2020 junge Leute ausufernde Partys an öffentlichen Plätzen feiern, weil die Clubs weiter geschlossen haben, diskutiert der Krisenstab über Alkoholkonsum- und Verkaufsverbote, und berät über ausgewiesene Partyflächen. Während des zweiten Lockdowns Im Winter 2020/21 drehen sich die Themen neben den vielfältigen Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung um Intensivbetten-Knappheit, Impfstoffverteilung und Testkonzepte.
Zuletzt tagte der Krisenstab nur noch einmal im Monat. Ab sofort gar nicht mehr. „Aus pandemischer Sicht können wir uns auf einen entspannten Karneval und einen schönen Frühling freuen“, sagt Gesundheitsamtsleiter Johannes Nießen auf Anfrage. „Dennoch wird das Kölner Gesundheitsamt das Corona-Virus weiter beobachten, denn verschwinden wird es bis auf Weiteres nicht.“
Zwei weitere Krisenstäbe
Nach fast drei Jahren Pandemie gehen die Infektionszahlen aktuell deutlich zurück. Das Gesundheitsamt geht zwar von einer Untererfassung der Fälle aus, doch auch das Monitoring des Abwassers bestätige den Trend. „Neue Varianten haben nicht mehr die Krankheitsschwere“, sagt Nießen.
Auch wenn der Krisenstab nicht mehr besteht, wird die Stadtverwaltung alle Aufgaben mit Corona-Bezug weiterhin ämterübergreifend erledigen, teilt ein Sprecher mit. Im Krisenmodus bleibt die Stadt übrigens weiterhin. Aktuell bestehen noch zwei Krisenstäbe – zu den Themen Energiesicherheit und Kriegsflüchtlinge.