Die Eröffnung der Schaugewächshäuser in Köln verzögert sich erneut wegen baulicher Mängel und Klimaproblemen.
Feuchtigkeit dringt durch Glaskonstruktion einOb die Schaugewächshäuser im Frühjahr eröffnen, ist ungewiss

Schick, modern, aber leider immer noch nicht fertig: Die neuen Schaugewächshäuser hätten schon 2022 eröffnet werden sollen.
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Der erste, 1,7 Tonnen schwere Stahlbogen, war am 28. August am Schwerlastkran zu seinem Standort in der Flora geschwebt. Als einer von 34 Bögen, die 17 Meter überspannen, wurde er an Stahlstangen im Beton verankert. Das war im Jahr 2020. Fertig werden sollten die futuristischen Schaugewächshäuser damals noch im zweiten Quartal 2022. Jetzt ringen alle Beteiligten darum, dass es im Frühjahr 2025 endlich so weit ist. Doch die Probleme sind gravierend.
Ob Pflanzenfreunde aus Köln und Umgebung an Ostern durch die formschönen Glashäuser flanieren können, ist derzeit völlig offen. Denn in den Gebäuden gibt es immer noch bautechnische Mängel. Und erst wenn diese vollends behoben sind, kann die bauliche Abnahme und danach die endgültige Übergabe an das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen erfolgen.
Es werde weiterhin mit Hochdruck daran gearbeitet, dass diese Übergabe bis Ende März klappt, teilte die Stadt jetzt auf Anfrage mit. Eine Eröffnung der Schaugewächshäuser für die Öffentlichkeit könne erst danach terminiert werden. Offen ist auch noch, ob es zwischen der Übergabe an das Grünflächenamt und der Eröffnung für alle Pflanzenfreunde noch eine Phase gibt, in der sich das Klima in den Häusern ohne Veränderungen durch flanierende Besucherströme stabilisieren kann, um den im Herbst eingesetzten Pflanzen eine ungestörte längere Anwachsphase zu ermöglichen.
Gearbeitet werden muss noch an zahlreichen Stellen. Nicht betriebsbereit ist etwa der Wasserlauf im Tropenhaus, hier hat sich seit Oktober 2024 nichts getan. Bewegung gibt es bei den Restarbeiten, die wegen Materiallieferschwierigkeiten und Personalengpässen bei den Baufirmen nicht erledigt werden konnten. Sie sind Anfang 2025 angelaufen, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Gearbeitet wird derzeit etwa am Höhenweg im Tropenhaus. Hier werden die Geländer sowie Radabweiser ergänzt, damit auch die Barrierefreiheit für Rollstuhlnutzende gewährleistet ist.
Ganz wesentlich für das Gedeihen der Pflanzen aus so unterschiedlichen Klimazonen wie Tropen, Subtropen und Wüsten ist die feinjustierte Klimaregulation in den drei Häusern. Die funktioniere derzeit im Wüstenhaus, einem der beiden kleineren Schauhäuser, noch nicht. Die vorgegebenen Sollklimawerte könnten nicht eingehalten werden, so die Stadt. „Die Wüste ist zu feucht“, sagt ein Fachplaner.
Glasbau ist undicht
Firmen würden mit Hochdruck an einer Lösung arbeiten und erste Maßnahmen zur Stabilisierung des Wüstenklimas seien bereits eingeleitet worden. Noch beseitig werden müssten Undichtigkeiten an der Glaskonstruktion, die dazu führen, dass im Bereich des Wüstenhauses Wasser in das Gebäudeinnere eindringt. Vereinfacht gesagt, heißt das: Das Klima in der Wüste stimmt nicht.
Eine reibungslose Verarbeitung der in den Schauhäusern gewonnenen Klimadaten als Basis für die Erzeugung des vorgegebenen Klimas ist wesentlich für das Gedeihen der Pflanzen. Auf Basis dieser Daten werden die Heizelemente, die Lüftungsöffnungen im unteren und oberen Bereich der Glasfassaden und auch die Sprühnebel im Tropenhaus gesteuert. Durch die Besucherfluktuation verändert sich das Klima in den Häusern ebenfalls deutlich. Deshalb werde eine Zählanlage die Besuchermenge regulieren, teilte die Verwaltung auf Anfrage mit; es dürfen dann maximal 199 Menschen gleichzeitig in die Gewächshäuser. Offenbar sind die technischen Probleme gravierend. Einen möglichen Eröffnungstermin für die prächtigen Glasbauten teilt die Stadt nicht mit. Am 20. November des vergangenen Jahres ist der letzte Sachstandsbericht zum Baufortschritt veröffentlicht und den politischen Gremien vorgelegt worden; der aktuelle Bericht befinde sich „derzeit in Abstimmung“, teilte die Stadt auf Anfrage mit.
Keine Auskunft gab sie dazu, wann der öffentlich über das Ratsinformationssystem einsehbare Bericht fertiggestellt sein wird. Als Gründe für die erhebliche Verzögerung des Bauablaufes gibt sie Lieferengpässe, Insolvenzen und verlangsamte Bautätigkeit an – zeitweise bedingt durch die Corona-Pandemie.
Die Flora
2016 wurden die ersten seltenen Pflanzen aus dem Gewächshaus ausgelagert. Die Schaugewächshäuser aus den 1950er Jahren erwiesen sich als marode. Die neuen Häuser haben etwa dieselbe Grundfläche wie ihre Vorgängerbauten, sind aber mit fast 17 Metern etwa doppelt so hoch.
Überregional bekannt geworden sind die alten Häuser unter anderem aufgrund der Kamelien-Ausstellungen. Nutzpflanzen und Tropenhaus brauchen 20 bis 25 Grad Wärme und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit, im Wüstenhaus müssen mindestens 12 Grad bei einer 20- bis 50-prozentigen Luftfeuchtigkeit herrschen.
In den drei neuen Häusern sie umfassen ein Wüstenhaus, ein Haus für tropische Nutzpflanzen sowie ein großes Tropenhaus sind gut 300 Meter lange Steinwege verlegt, sandfarbene Findlinge setzen Akzente. Im Tropenhaus ragt eine Wand aus roten und grauen Felsbrocken auf, über deren Gestein Wasser in einen Teich rinnt.
Rund 20 Millionen Euro soll der Neubau nach jüngsten Schätzungen kosten. In den ersten Planungen war noch von knapp über der Hälfte die Rede. (two)