Die im Jahre 1955 eröffneten Gewächshäuser sorgten für Aufsehen. Ein Blick ins Rundschau-Archiv.
Bilder aus dem ArchivAls die Flora und der botanische Garten in Köln noch nicht eins waren
Das Bild von den Kindern auf einem runden Blattteller der Amazonas-Riesenseerose ist ikonografisch für den Botanischen Garten der Stadt – zumindest bei den etwas älteren Kölnerinnen und Kölnern. Es entstand in den alten Schaugewächshäusern, die auf der Nahtstelle zwischen Flora und Botanischem Garten errichtet wurden, das Areal in der heutigen Form gibt es erst seit 1920. Die Flora war 1864 von gutbetuchten Bürgern für ihresgleichen erbaut worden und als gut 50 Jahre später, im August 1914, der benachbarte Botanische Garten als kostenlose Bildungsstätte für jedermann eröffnete, war er erstmal durch eine Mauer von der Flora getrennt.
1920 wurden die beiden Gärten zu einem zusammengefügt. An der früheren Schnittstelle im heutigen nordwestlichen Bereich entstanden ab den 1950er Jahren die u-förmig angelegten Schaugewächshäuser. Der Standort war mit Bedacht gewählt, denn die schmucken Glashäuser sollten sich im Floraweiher spiegeln.
Um einen halboffenen Gartenbereich wurden 1950 das Kleine Tropenhaus und drei Jahre später das Kakteenhaus und das Große Tropenhaus errichtet. „Die neue Gewächshausgruppe ist die erste, die in Deutschland nach dem Weltkrieg geschaffen wird und gilt als modernste Europas“, schreiben der ehemalige Flora-Leiter Stephan Anhalt und Gerd Bermbach vom Freundeskreis Botanischer Garten in ihrem opulenten Bildband „Die Kölner Flora“. In der Kölnischen Rundschau heißt es am 1. Februar 1955 in ihrem Bericht zur Eröffnung des Großen Tropenhauses: „Die Gewächshäuser (...) gelten heute nach dem Urteil maßgeblicher Botaniker als die nach Anlage und Ausstattung am besten eingerichteten Schauhäuser Europas.“
Bis heute ist die 11,5 Hektar große Grünfläche sehr beliebt. Mit mehr als einer Million Besucherinnen und Besuchern im Jahr sei sie führend in ganz Deutschland, so Anhalt und Bermbach im Jahr 2014. Anlagen in anderen Städten hätten zwar teils mehr Fläche, Personal und Budget, aber aufgrund der verlangten Eintrittsgelder weniger Besucher. Schon die drei alten Kölner Schaugewächshäuser zogen 150.000 Menschen jährlich an.
Geändert hat sich seitdem etliches, heute gibt es Langgraswiesen, eine Palmenallee, einen Bereich für Nutzpflanzen — und nicht mehr so viele allzugerade Blumenbeete. Anderes ist geblieben, wie das Alpineum hinter dem von Seerosen gekrönten Weiher.
In dem weitläufigen Areal des Gartens können sich die Kölnerinnen und Kölner bis heute kostenlos von 12.000 Pflanzenarten aus fünf Kontinenten verzaubern lassen und auf Entdeckungsreise durch über 150 Jahre Zeit- und Gartenbaugeschichte gehen. Und wer weiß, vielleicht erinnert sich dabei der oder die andere daran, dass anno dazumal auch die Pfarrprozession nach Fronleichnam durch das üppige Grün des Botanischen Gartens zog.