Die Frage, wie hoch ein Hochhaus in dieser Stadt werden darf, hat stets viele verschiedene Antworten.
Hochhaus-DebatteNeubau am Colonius soll höher werden als bisher geplant

Visualisierung des geplanten Hochhauses von Art-Invest am denkmalgeschützten Colonius - Stadtbild
Copyright: Art-Invest
Ein Beispiel dafür ist das Bürogebäude, welches das Immobilienunternehmen Art-Invest mit Sitz in Mülheim bauen möchte. Denn: Die Potenziale stimmen nicht mit den limitierenden Faktoren überein, und die Politik hat meist das letzte Wort. Am 22. Mai soll der Ausschuss für Stadtentwicklung entscheiden, ob das neue Hochhaus an der Ecke Innere Kanalstraße/Subbelrather Straße 96 Meter hoch statt der bisher geplanten 80 Meter wachsen darf.
Der Siegerentwurf des zweiphasigen Ideen- und Realisierungswettbewerbs steht bereits seit September 2023 fest: Das Architekturbüro Sauerbruch Hutton überzeugte die Jury mit einer skulpturalen Gestaltung. Doch wie die Rundschau erfuhr, sprach sich das Preisgericht bereits damals dafür aus, dass das Gebäude auch ein paar Stockwerke mehr vertragen könnte. Dem Vernehmen nach hieß es, dass sich das Bauwerk mit 80 Metern gegenüber den unweit entfernten Hochpunkten „wegducken“ würde. Im näheren Umfeld steht neben dem höchsten, dem Colonius-Funkturm (siehe Infotext), auch das orange-blaue Herkules-Hochhaus mit 102 Metern sowie das Telekom Hochhaus mit 101 Metern Höhe.

Siegerentwurf Planungswettbewerb Campus Colonius Nord von der Art-Invest und Architekturbüro Sauerbruch Hutton
Copyright: Art-Invest/Sauerbruch Hutton
Baudezernent Markus Greitemann beschreibt die Situation aus Sicht der Verwaltung: „Die städtebauliche Konfiguration mit 96 Metern ist schlanker und filigraner. Zudem fügt sie sich damit gut ins Stadtbild ein.“ Dabei hatte die Verwaltung, genauer die Denkmalpflege, das Limit von 80 Metern überhaupt gesetzt. Doch in einer Stellungnahme berichtet Stadtkonservator Thomas Werner über die Änderung, die eine größere Höhe zulässt: Demnach soll das Gebäude weiter nördlich auf dem Grundstück errichtet werden als ursprünglich geplant, weiter weg vom denkmalgeschützten Colonius. Weiter schreibt Werner: „Darüber hinaus erlangt das Hochhaus mit der größeren Höhe eine architektonisch qualitätsvollere Form, die letztendlich zu einem eleganteren Erscheinungsbild innerhalb der Stadtsilhouette führt.“
Potenzial hat die Ecke der beiden Hauptstraßen aber durchaus noch mehr, zumindest wenn man dem Höhenkonzept Glauben schenkt. Das sieht für die Stelle sogar einen bis zu 148 Meter hohen Bau vor, aus zwei Gründen. Einmal, weil der Grund sich an wichtigen Stadtachsen befindet, und weil er sich am Inneren Grüngürtel, der sogenannten blau-grünen Infrastruktur, befindet. Dazu gehört neben dem Grüngürtel auch der Rhein.
Eben dieser Standort ruft allerdings die stärkste Fraktion im Rat, die Grünen, auf den Plan. Fraktionschefin Christiane Martin erklärt: „Ein Hochhaus mit reiner Gewerbenutzung sehen wir an dieser Stelle weiterhin äußerst kritisch. Umso mehr, wenn es noch höher werden soll.“ CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz sagt: „Ich finde die Höhe nachvollziehbar, da es fachliche und immobilienwirtschaftliche Gründe gibt. Dass es jedoch kein einfacher Standort ist, zeigt, dass wir bereits das zweite Wettbewerbsverfahren an dieser Stelle haben. Wir als CDU-Fraktion werden uns das noch einmal ganz genau anschauen und in den Fachrunden diskutieren, bevor wir entscheiden.“
Höher ist wirtschaftlicher
Kienitz spielt damit auf frühere Ideen und Entwürfe für das Grundstück im Schatten des Funkturms an. Bis die Art-Invest 2019 das Areal erwarb, plante die Parkview Cologne GmbH dort Hochhäuser mit Wohnbebauung. Doch der Bauherr änderte mehrfach die Entwürfe und scheiterte mit seinem Vorhaben. Nun könnte die Art-Invest ihren Hochbau mit 96 Metern und damit mit vier Geschossen mehr errichten, als ursprünglich geplant.
Als Gründe führt sie laut der Beschlussvorlage Maßnahmen aus der Hochhausverordnung an. Denn ab 60 Metern Höhe gelten für Gebäude zusätzliche Auflagen wie unter anderem ein zweiter baulicher Rettungsweg und zusätzliche Brandschutz- und Alarmierungsanlagen. Das treibt die Baukosten in die Höhe. Die Rede ist von 20 bis 25 Prozent Preissteigerung je Bruttogrundfläche. Der zusätzliche Aufwand werde durch zusätzliche Geschosse und mehr nutzbare Fläche kompensiert, allerdings erst ab 120 Metern. Und auch wenn das Höhenkonzept dieses Potenzial hergibt, gibt der Denkmalschutz die 96 Meter vor.
Doch um überhaupt von 80 Metern auf 96 aufzustocken, muss die Politik entscheiden. Für die FDP sitzt Ralph Sterck im Stadtentwicklungsausschuss. Er betont: „Wir begrüßen die Höhe von 96 Metern für das Hochhaus. Nicht nur, weil Häuser dieser Größe mit mehr Stockwerken auch schlanker aussehen, sondern weil sich 96 Meter auch besser in das Umfeld des Colonius mit den weiteren Hochpunkten einfügen. Natürlich ist das ein Plus für den Investor, aber es ist auch eine Bereicherung für das Stadtbild.“ Da das Bebauungsplanverfahren aber noch am Anfang steht und noch mindestens zwei Bürgerbeteiligungen ausstehen, ist die Höhe noch nicht in Stein gemeißelt, auch wenn die Politik sich im Mai festlegt.