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FirmenjubiläumLederwaren Voegels ist seit 100 Jahren eine Institution in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Lederwaren Voegels

In Ehren gehalten: Geschäftsführer Martin Voegels mit seinem ersten Schulranzen. 

In dritter Generation wird der Familienbetrieb inzwischen geführt. Dabei gab es durchaus einige einschneidenden Erlebnisse. 

Einst war Lederwaren Voegels ein Produktionsbetrieb, ansässig in Deutz und später in der „Wollküche“, der heutigen Cäcilienstraße. Heute ist es ein Einzelhandelsunternehmen ohne Fabrikation – und doch hat man sich nicht ständig neu erfinden müssen. Die Übergänge waren fließend, mehr Evolution als Revolution. Bis heute ist Voegels ein Familienbetrieb, geführt von Martin Voegels in der dritten Generation.

Was nicht heißt, dass es in 100 Jahren Firmengeschichte keine einschneidenden Veränderungen gegeben hätte. Die größten äußeren Umwälzungen brachten der Zweite Weltkrieg und seine Folgen mit sich, als die Produktionsstätten zerstört wurden und Firmensitz wie Produktion in die Innenstadt verlegt wurden. Richtig bergauf ging es in den Wirtschaftswunderjahren, das Geschäftshaus wurde als fünfstöckiges Geschäftshaus neu geplant. 1954 bezieht der Betrieb im neuen Geschäftshaus zwei Etagen für Verkaufsräume und Werkstätten, die oberen Stockwerke wurden vermietet.

Verschiedene Taschen in einem Regal von Lederwaren Voegels

Neben Funktions- Taschen und Ranzen auch italienischer Schick.

1969 stirbt Franz Voegels, sein Sohn Barthel Voegels übernimmt die Geschäftsführung. Unter seiner Leitung wird der Fabrikationsbetrieb mehr und mehr auf den Handel umgestellt. Schleichend setzt   die Globalisierung ein, immer mehr Anbieter haben fertig konfektionierte Ware im Angebot, die eigene Produktion lohnt nicht mehr. Mitte der 90er Jahre wird die Werkstatt geschlossen und die Produktion ganz eingestellt.

Kunden, die zu uns kommen, machen das in der Regel ganz bewusst.
Martin Voegels, Geschäftsführer

Der heutige Geschäftsführer Martin Voegels ist mehr oder weniger in den Betrieb „hineingewachsen“, wie er sagt. Schon die Kita lag direkt nebenan, der Sohn war immer öfter mit im Betrieb. Nach dem BWL-Studium trat er 1991 in die Firma ein, damals im Bereich Buchhaltung. „Das war vielleicht nicht ganz meine Welt, aber ich hatte meinen eigenen Aufgabenbereich. Natürlich habe ich mich viel mit meinem Vater abgestimmt“, erzählt er. 1999 über nimmt Martin Voegels als alleiniger Geschäftsführer das Unternehmen.

Lederwaren Voegels

Der Meisterbrief bei  Lederwaren Voegels

Auch wenn die eigene Fertigung eingestellt wurde, die Ansprüche blieben hoch: „Wir werden nie etwas ins Portfolio nehmen, von dem wir nicht selbst überzeugt sind.“ Viele Lederwaren werden in Italien aus italienischem Leder gearbeitet, Reparaturen auch nach vielen Jahren möglich. Klassiker sind nach wie vor Akten- und Handtaschen, auch Rucksäcke, Börsen und Tragetaschen sind im Angebot.


Jubiläums-Edition

Der Firmensitz ist heute an der Ludwigstraße 1 gelegen, nur einen Steinwurf entfernt von der ehemaligen Zentrale an der Cäcilienstraße. Zum 100-jährigen Bestehen am Mittwoch, 10. Mai, hat Voegels eine limitierte Jubiläums-Edition mit speziellem Köln-Bezug aufgelegt. Mehrmals im Jahr kommen Graffiti-Künstler, die bestimmte Produkte nach eigenen Ideen besprühen. Diese Waren sind natürlich ebenfalls limitiert, kosten aber nichts extra. (two)


Den größten Teil des Geschäfts machen Reise- und Schulutensilien aus. Nachdem man vor rund 70 Jahren als einer der ersten Anbieter Rimowa-Koffer ins Angebot nahm, gehen die zwar mittlerweile eigene Wege. Geblieben ist eine große Auswahl an hochwertigem Reisegepäck, oft genug in Europa und nicht in Asien produziert. „Die Kunden wissen das zu schätzen“, erklärt Voegels. Dass solche Stücke nicht zum Preis eines chinesischen Internet-Anbieters zu haben sind, sei ihnen wohl bewusst – „aber das nehmen sie gerne in Kauf“.

Lederwaren Voegels

Der erste Schulranzen vom Chef

Online-Verkauf ist aktuell nicht geplant: „Wir setzen auf individuelle Beratung, Service, gute Dienstleistung. Kunden, die zu uns kommen, machen das in der Regel ganz bewusst.“ Auch wenn der Sitz an der Ludwigstraße direkt hinter der Schildergasse liegt, Laufkundschaft ist eher selten. Eine Terminvereinbarung hilft, die Angestellten nehmen sich Zeit für Vorhaben und Vorlieben, alles kann begutachtet und getestet werden.

Das Konzept geht auf

Dass das Konzept aufgeht, beweisen die Zahlen. „Es geht uns gut“, sagt Voegels. Allerdings hat Corona dicke Lücken gehauen. Ohne die staatliche Unterstützung hätte man weitaus größere Probleme gehabt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten alle gehalten werden.

Das zweite große Standbein sind Schulranzen, Schulrucksäcke oder Schultaschen. Hier bemerkt man zweierlei: Zum einen eine zunehmende Individualisierung, „Schulranzen-Tuning“ nennt das Voegels. Vom Prinzesschen bis zur Raumfahrt, es gibt kaum einen Designwunsch, der nicht erfüllt werden kann. Weil die Sprösslinge nicht immer einen elternkompatiblen Geschmack haben, lassen sich viele Gimmicks im Nachhinein wieder ändern – „das hat schon manche Elternteile beruhigt.“

Der zweite Punkt: Der Schulranzen-Kauf wird zum Familien-Event. Beratung, Anprobe, Modellauswahl, Diskussion, Entscheidung – und dann mit der Familie ein Eis essen. „Ich kann nur für mich sprechen: Es ist etwas anderes, im Laden beraten zu werden, ein Produkt zu sehen, anzufassen, auszuprobieren, als im Internet zu bestellen und irgendwann ein Paket vor die Tür gestellt zu bekommen. Jedenfalls bei Produkten wie einem Koffer, einer Tasche oder einem Ranzen“, meint Voegels.