Hohe Straße verändert ihr GesichtKürzere Mietverträge sorgen für Umbruch in Köln
Köln – Die Plakate sind zahlreich: „Wir schließen“. Dazu gibt es „50% auf ALLES!“ Nur der Marketingkniff eines Billiganbieters auf der Hohe Straße, um Kunden anzulocken? Nein – das Geschäft DP Fashion, das auch früher schon mit großen Schildern und kleinen Preisen geworben hat, macht wirklich zu. Am Samstagabend sollte Schluss sein. „Das Geschäft ist zu groß für uns“, erklärt der Chef Gurvinder Pathania. Außerdem sei die Miete zu hoch.
Nächste Mieter auf der Hohe Straße sind unklar
Seit 2014 ist Europa Fashion, später DP Fashion an dem Standort an der Hohe Str. 93-99. In dem Gebäude, in dem früher das Mantelhaus Goertz ansässig war, hatten sich auch schon der Unterwäsche-Händler Hunkemöller und die Bekleidungskette Olymp & Hades versucht. DP Fashion nutzte zunächst alle vier Etagen des denkmalgeschützten Hauses. Wer zum Schluss über die geschwungene Treppe nach oben ging, sah nur noch verwaiste Flächen. Gurvinder Pathania sucht jetzt ein kleineres Geschäft. Was oder wer an der Hohe Straße als nächstes einzieht, ist unklar.
„Die Immobilie ist nicht mehr zeitgemäß“, erklärt Thomas Nandzik vom Immobiliendienstleister CBRE. Und auch bei den Konzepten sei derzeit viel in Bewegung. Die wenigsten Händler wollen noch so viele Etagen bespielen. „Der Vermieter müsste jetzt in einen Umbau finanzieren“, sagt Thomas Nandzik. Generell gilt: „Wir befinden uns in einer Übergangsphase.“
Straße wird „ihr Gesicht verändern“
Viele Mietverträge an der Hohe Straße seien um das Jahr 2011 mit einer Laufzeit von zehn Jahren abgeschlossen worden. Einige Mieter haben sich vorher zurückgezogen, sogenannte Interimsmieter, meistens aus dem unteren Preissegment, konnten kurzfristig die Lücken füllen – oder es taten sich sich Leerstände auf.
Das könnte Sie auch interessieren:
„In den nächsten zwei Jahren wird die Hohe Straße ihr Gesicht verändern. Und es geht in die richtige Richtung.“ Da ist sich Thomas Nandzik sicher. Dazu kämen Konzepte, „die man noch gar nicht auf dem Schirm hatte vor zehn Jahren“. Kürzlich hat etwa der Staubsauger-Multi Dyson ein Geschäft neben dem japanischen Bekleidungshersteller Uniqlo an der Hohe Str. 52 aufgemacht.
Arbietskreis, um Innenstadt attraktiver zu machen
Sollen in dem hippen Showroom wirklich Elektrogeräte verkauft werden? Schon, aber auch andere Ziele dürften hier zum Tragen kommen. „In dem Geschäft wird ein Gefühl für die Marke vermittelt“, sagt Thomas Nandzik. Die Mieten in den Innenstadtlagen sinken derzeit, hat CBRE festgestellt. Mietverträge werden demnach nicht mehr direkt für ein Jahrzehnt, sondern für kürzere Zeiträume abgeschlossen. Das würde den Händlern einen größeren Spielraum eröffnen. Wie die Rundschau erfuhr, bildet sich derzeit ein Arbeitskreis, an dem sich unter anderem die Eigentümer, die Stadt und Architekten beteiligen. Sie wollen Ideen entwickeln, um die Innenstadt attraktiver zu machen.
Bei einer aktuellen Zählung der Passantenfrequenzen durch den Immobiliendienstleister Engel und Völkers konnten die Kölner Einkaufsstraßen zwar ihre Positionen behaupten (wir berichteten). Insgesamt ist die Zahl der Besucher aber rückläufig. Es sei deswegen wichtiger denn je, „an einer Vision für die Zukunft zu arbeiten“, teilt das Stadtmarketing Köln mit.