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Abwärtstrend in der CityKölner Handel muss wieder lernen, um Kunden zu kämpfen

Lesezeit 4 Minuten

Der Abwärtstrend der Kölner City in Zahlen.

  1. In der Kölner City haben Läden zunehmend Probleme damit, Kunden zu locken und zu binden.
  2. Woran liegt das? Lässt sich der Abwärtstrend stoppen? Eine Analyse.

Köln – Leer – und das schon seit Wochen. Dort, wo früher Schuhe im Schaufenster präsentiert wurden, ist jetzt nur eine Klebefolie mit dem Hinweis „Exklusive Ladenfläche zu vermieten“ zu sehen: Das Geox-Geschäft an der Breite Straße hat geschlossen.

Von einem möglichen Nachfolger für das exponierte Eckhaus ist noch nichts zu sehen. Als Mietfläche werden 236 Quadratmeter veranschlagt – nicht gerade wenig für die trendige Breite Straße.

Kommen weniger Kunden in die Stadt?

Ja, offenbar verliert auch die Breite Straße grundsätzlich an Attraktivität. Nach einer Auswertung durch BNP Paribas sind die Passantenfrequenzen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Der Immobiliendienstleister hat jeweils an einem Tag im Juni die Zahl der Passanten pro Stunde ermittelt. 2015 waren es 5232, danach ging es kontinuierlich abwärts, bis auf 3705 im vergangenen Jahr – ein Absturz um 29 Prozent.

Noch deutlicher wird der Abwärtstrend nur bei der Hohe Straße. Hier befinden sich die von BNP Paribas zeitgleich ermittelten Zahlen seit vier Jahren anhaltend im Sinkflug: von 10 664 im Jahr 2014 auf 7234 vier Jahre später – ein Rückgang um 32 Prozent.

Leerstand an der Breite Straße: Das Geox-Geschäft ist seit Wochen geschlossen, ein Nachmieter wird gesucht.

Und noch schlimmer: Leerstand und Ramschläden sind längst für jeden sichtbar. Die Schildergasse konnte das Niveau mit knapp 11 000 bis 12 000 Passanten ungefähr halten. Dennoch: Der Trend ist nicht wegzureden. Weniger Passanten, weniger Kunden, das bedeutet letztlich weniger Umsatz.

Bewerten die Kunde die City schlecht?

Nach einer Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) gaben die City-Besucher der Stadt eine zwei minus (2,3). Das lag im Durchschnitt der rund 120 Städte, Düsseldorf oder Leipzig zeigten aber, dass es deutlich besser geht. „Die Zeit, in der die Leute automatisch in die Innenstadt kommen, ist vorbei“, sagt Nicolaus Sondermann, Projektmanager der IFH. Dafür sei die Konkurrenz im Netz zu stark.

Immer wichtiger werde neben Gastronomie und kulturellen Angeboten die Shopping-Atmosphäre. Und während es an Cafés und Brauhäusern in Köln wahrlich nicht mangelt, sind die zentralen Einkaufsstraßen nicht gerade architektonische Leckerbissen. Bei Sauberkeit, Gebäudefassaden und allgemeiner Atmosphäre strich Köln nur mittelmäßige Noten ein.

Was können die Städte besser machen?

„Die Städte müssen einen gewissen Erlebnischarakter bieten und gut erreichbar sein“, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer beim Handelsverband Aachen-Düren-Köln. Leer stehende Geschäfte können da kontraproduktiv sein. „Wenn es Leerstände in einer Straße gibt, denken die Kunden, sie müssten nicht mehr weitergehen.“

Dort könnten zum Beispiel auch kleinere Geschäfte angesiedelt werden, etwa Gewerbe, das wegen hoher Mieten zuvor verdrängt wurde. Am südlichen Ende der Hohe Straße gebe es zum Beispiel bereits einen Fahrradreparaturladen oder einen Schuster. Auch städtebauliche Maßnahmen könnten helfen, um die Besucherströme nicht nur über die Hohe Straße und die Schildergasse zu leiten, „sondern auch mal links und rechts zu gehen“.

Düsseldorf mit Fokus auf die Zielgruppe

40 Kilometer weiter den Rhein hinab wurde die „Marke Düsseldorf“ etabliert. Neuerdings gehören auch „Fashion und Shopping“ oder „Health Tourism“ dazu. „Dort schaut man auf die Zielgruppe und betrachtet die Stadt wie ein Produkt“, sagt Annett Polster, Geschäftsführerin beim Stadtmarketing Köln.

In der nächsten Woche will die Initiative beleuchten, was Köln von Düsseldorf lernen kann. Die Lage muss also ernst sein. „In Köln gibt es noch keinen ganzheitlichen Ansatz“, beklagt Polster.

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„Die Kunden sind anspruchsvoller und flexibler geworden“, sagt Elisabeth Slapio von der Industrie- und Handelskammer (IHK). Das liege auch daran, dass durch Billigflüge und soziale Medien eine ganz andere Vergleichbarkeit der Städte möglich ist. Köln leide da an „Negativ-Publicity“, an den ständigen Demonstrationen, dem Dreck und den Baustellen. Die IHK hat im vergangenen Jahr ein Positionspapier aufgestellt, wie Städte ihren Handel stärken können.

Alle müssten an einem Strang ziehen, das Erscheinungsbild und die Erreichbarkeit müssten verbessert werden, und dann gehe es um eine Tugend: „Der Handel muss sich wieder stärker um den Kunden bemühen“, sagt Slapio. Jahrelang kam der Kunde sowieso immer wieder.

Das ist vorbei.