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100 Jahre Kreisverband Kölner GartenfreudeWarum der Kölner seinen Kleingarten liebt

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Als im Frühjahr 2016 Kleingärtner der Anlage „Flora“ in Nippes rebellierten, standen ihre Gärten in voller Blüte.

  1. Mehr als 100 verschiedene Nationen sind in den Mitgliederlisten der 115 Kölner Kleingartenvereine eingetragen.
  2. Bei der Gartenarbeit geht es heute meist um die Erzeugung selbstgezogener Lebensmittel.
  3. Bauleitpläne und ein Bundeskleingartengesetz schützen den Bestand – komme, was wolle.

Köln – Der Kölner liebt Licht, Luft und Blümchen. Kein Wunder, dass es rund 50.000 Menschen in der Stadt geben soll, die sich in den etwa 15.000 Kleingärten auf städtischem Grund und Boden um die verschiedensten Pflanzen kümmern. In der Erde wühlen ist in, und die Warteliste jedes Kleingartenvereins lang. Bei der Gartenarbeit geht es heute meist um die Erzeugung selbstgezogener Lebensmittel – man will ja wissen, wo Gemüse und Obst herkommen. Viele Kleingärtner leisten auch ganz bewusst einen Beitrag zum Stadtklima oder wollen mit ihrer Arbeit zum Erhalt von Pflanzen- und Insektenarten beitragen. Und nach getaner Arbeit fördert die Gartenkultur noch das soziale Miteinander.

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1937 waren Kleingärten wie in Vingst (l.) ein Paradebeispiel für Ordnung, und 1960 noch boten sie eine grüne Oase zwischen Stadtbebauung und Industrieanlagen.

Mehr als 100 verschiedene Nationen sind in den Mitgliederlisten der 115 Kölner Kleingartenvereine eingetragen. Sie alle haben ihr Land vom „Kreisverband der Kölner Gartenfreude“ gemietet. Denn dieser vor 100 Jahren gegründete Verein ist Generalpächter der städtischen Flächen, auf denen sich diese Kleingärten befinden. Mitte des Jahres ist das Jubiläum.

Strikte Regeln und dennoch lockere Handhabung

Als der Dachverband sich 1920 konstituierte, gab es bereits 18 Kleingärtnervereine in Köln. Der erste muss 1904 gegründet worden sein, obwohl es schon im Jahr 1820 erste Pachtgärten vor den Stadtmauern gab. Doch die dienten bürgerlichem Vergnügen. Die Kleingartenkultur ist vielmehr eine Reaktion auf die Industrialisierung und die schlechte Luft in der Großstadt. 1904 sammelten Bürger Unterschriften, damit die Stadt ihnen die Möglichkeit bot, Gartenland zu pachten. Am Festungsgürtel erhielten daraufhin die ersten Städter die Gelegenheit zur Betätigung im Grünen und zur Selbstversorgung. 1906 wurde der nun älteste noch existierende Verein gegründet: der KGV Nibelungen. Er allein betreut heute 112 Gärten.

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Albert Struchhold („Hoffnung“ in Nippes) ist jeden Tag im Garten.

Die Regeln im Kleingartenverein sind strikt, aber ihre Handhabung wird heute lockerer gesehen. So dürfen Hecken nicht zu hoch sein, um Spaziergängern Einblicke in den Garten zu gewähren. „Früher war alles im Garten wie mit dem Lineal gezogen. So spießig ist es heute nicht mehr“, beteuert Albert Struchhold. Er ist mit seinen 74 Jahren immer noch Kleingärtner und Vorsitzender des Kleingartenvereins „Hoffnung“ in Nippes. „Ich bin in Vogelsang geboren, und wollte einen Garten, wie ihn die Eltern dort hatten, nicht missen.“ Weit durfte es von der Wohnung zum Garten nicht sein: „Er kostet einen jeden Tag eine Stunde Zeit. Grillen und Freizeit im Garten sind sehr schön, aber eben mit viel Arbeit verbunden.“ Selbst jetzt im Winter, während die Natur ruht, geht Struchhold jeden Tag nach dem Garten schauen. „Mit dem Rückschnitt beginne ich erst Ende Februar – wenn die Vögel piepsen, dann fängt es an zu jucken. Dann fange ich an zu wirbeln.“

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Fünf Millionen Quadratmeter der Stadt Köln sind Kleingärten. Bauleitpläne und ein Bundeskleingartengesetz schützen diesen Bestand. Und die Aufregung ist groß, wenn daran gerührt wird. Als 2016 die Stadt Köln auch in Schrebergärten nach Reserveflächen für Bauland suchte, gingen Kleingärtner aus der „Flora“ sofort auf die Barrikaden. Anschließend war alles angeblich ein „Missverständnis“, aber die Kölner lassen sich das Grün nicht von der Politik beschneiden – weder als Kleingarten noch als Grüngürtel, zu dem einige der Anlagen zählen.