Eine Meinungsverschiedenheit über den Ukraine-Krieg führte auf der Zülpicher Straße zu einem Stich in den Bauch. Nun steht ein 44-Jähriger wegen versuchten Totschlags vor Gericht.
Prozess in Köln startetDebatte um Ukraine-Krieg auf der Zülpicher endete beinahe tödlich
Eine Meinungsverschiedenheit über den Krieg in der Ukraine hätte im vergangenen August fast zu einem Toten auf der Zülpicher Straße geführt. Ein aus der Ukraine stammender und erst vor wenigen Jahren in Deutschland eingebürgerter Mediziner (44) sowie ein mutmaßlich Russisch sprechender Mann gerieten am frühen Morgen nach einer Meinungsverschiedenheit aneinander und schlugen sich. Dann soll der 44-Jährige plötzlich ein Messer gezückt und dem Kontrahenten einmal in den Bauch gestochen haben. Dabei habe er „billigend in Kauf genommen, ihn zu töten“, sagte der Staatsanwalt bei der Anklageverlesung. Seit Montag steht der 44-Jährige nun wegen versuchten Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor einer Schwurgerichtskammer des Landgerichts.
Der Angeklagte, der seit der Tat am 21. August 2022 in Untersuchungshaft sitzt, räumte über seinen Verteidiger Martin Bücher den Messerstich ein. „Ich kann hier sagen, dass ich die Tat zutiefst bereue“, trug Bücher im Namen seines Mandanten vor.
„Größte Fehler meines Lebens“
Bei der Tat handele s sich um den „größten Fehler meines Lebens“. Weiter hieß es in der Einlassung, dass er sich mit seinem Kontrahenten über die Gewalt in der Ukraine gestritten und dann zugestochen habe, das sei „absurd“. Der Angeklagte gab an, dass er nach dem erfolgreichen Boxkampf des Ukrainers Oleksander Ussyk gegen den Briten Anthony Joshua am Abend des 20. August feiern wollte. Gemeinsam mit einem Bekannten sei er, bereits von Alkohol und Marihuana berauscht, aus Erftstadt nach Köln gefahren. In der Domstadt angekommen tranken die Männer weiter und lernten irgendwann am frühen Morgen ein Brüderpaar auf der Zülpicher Straße kennen, das Russisch gesprochen habe.
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Messer nicht sichergestellt
Es sei zu einer Meinungsverschiedenheit über den Krieg in der Ukraine gekommen, die gewalttätig wurde. Laut Bücher hätten nüchterne Zeugen später ausgesagt, es habe sich um einen Kampf „zwei gegen zwei“ gehandelt, „die Fäuste sind geflogen“. Polizeibeamte hätten die Schlägerei dann aber unterbunden. Wieso die Beamten dabei nicht das Messer des Angeklagten sicherstellten — mit dem soll der Angeklagte zuvor bereits mehrfach Flaschen geöffnet haben —, wo doch auf der Zülpicher Straße seit Dezember 2021 nach mehreren Messerangriffen eine Waffenverbots-Zone eingerichtete ist, ist nicht bekannt.
Dennoch traf der Angeklagte wenig später vor einem Kiosk auf dem Weg zum Bahnhof Süd erneut auf einen der Brüder. Seiner Erinnerung nach hätten sie sich versöhnt. Dann sei er ein paar Meter weiter von der Bar „Mojitos“ auf den anderen Bruder getroffen, der die Versöhnung wohl nicht mitbekommen hatte. „Der pöbelt, dass ich Scheiß-Ukrainer doch abhauen soll“, hieß es in der Einlassung. Und weiter: „Leider habe ich ihn aufgrund meines Zustands angeschrien, statt kühlen Kopf zu bewahren und wegzugehen.“ Dann sei es erneut zu einer Schlägerei mit dem Mann gekommen in deren Verlauf er sein Einhand-Messer gezückt und dem Kontrahenten in den Bauch gestochen habe. Das Opfer musste intensiv ärztlich versorgt werden.
Der Prozess wird fortgesetzt.