Nach seiner Auszeit habe sich noch nichts zum Guten gewandt. Das Bistum erstarre in Lähmung. Statt die Kräfte für Menschen in Not zu konzentrieren, kreise die Kirche in Köln um sich selbst. Die Kritik an Kardinal Woelki erreicht unter den organisierten Katholiken einen neuen Höhepunkt.
Personalie WoelkiReker fordert einen Neuanfang
Er selbst ist traditionell nie zugegen beim Dreikönig-Empfang des Katholikenausschusses Köln (KA). Und doch steht der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki seit Jahren im Mittelpunkt der Neujahrsempfänge des Laiengremiums. Und das bei steigendem Leidensdruck für die organisierten Katholiken. Ob KA-Vorsitzender Gregor Stiels oder Stadtdechant Robert Kleine – beide sehen das Erzbistum von einer Lähmung befallen. Als Gastrednerin sprach sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette indirekt dafür aus, dass Papst Franziskus das Rücktrittsangebot Kardinal Woelkis nunmehr annehmen sollte.
Woelki seine eigenen Aussagen vorgehalten
Kleine nutze zur Kritik am Erzbischof die Hirtenbriefe, die Woelki in den vergangenen Jahren and die Gläubigen schrieb. In dem von 2021 habe er bereits „tiefe Risse durch unser Erzbistum“ diagnostiziert. Eingerissen durch den „Verdacht von Vertuschung im Kontext der Aufarbeitung von Machtmissbrauch, sexualisierter Gewalt und pädophilen Verbrechen“. Ein Jahr später, seien die Risse nicht geheilt, wie Woelki in seinem 2022er-Hirtenbrief – kurz nach seiner Auszeit – selbst festgestellt habe. Dabei habe der Kardinal „klare Hinweise auf anzuwendende therapeutische Maßnahmen“ genannt: „Eine reformbedürftige Kommunikation und Verkündigung des Glaubens, die heute oft am Leben der Menschen vorbeigeht.“ Nach rund einem weiteren Jahr müsste nun auf die Analysen ein Handeln folgen, fordert der Stadtdechant.
Neuer Rekord bei Austritten
Der Druck jedenfalls könnte aus seiner Sicht nicht höher sein: „Das Erzbistum Köln steuert 2022 auf einen neuen Rekord bei den Kirchenaustritten zu.“ Nach der Wahrnehmung Kleines sind die „enormen Glaubwürdigkeitskrise“ und der „immense Vertrauensverlustes“ die Ursachen. Eine Krise, die laut KA-Vorsitzendem Gregor Stiels, größtenteils der Kardinal zu verantworten habe. Das zu einer Zeit, in der die Kirche sich dringend um die Opfer von Krieg und Inflation, statt um sich selbst kümmern müsste. Auch Stiels kann keine wesentlichen positiven Veränderungen nach Woelkis Rückkehr aus der Auszeit verzeichnen. Ob bei der ökumenischen Vesper zu Beginn des neuen Kirchenjahres oder bei der Prinzenproklamation – Woelki sei unerwünscht. Stiels vermisst die Früchte des Dialogs, den der Kardinal mit den Gläubigen führe.
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Schlussstrich unter „Kardinalfrage“
Der Vorsitzende des Laiengremiums zieht einen Schlussstrich unter die „Kardinalfrage“, um in den zu zehn pastoralen Einheiten zusammengefassten Kölner Gemeinden handlungsfähig zu bleiben. Vor allem angesichts der Herausforderung, „dass in den nächsten zehn Jahren viele Kirchen und Kirchorte geschlossen und aufgegeben werden müssen“. Der Katholikenausschuss ist dabei schon vorausgegangen: „Damit in jedem Veedel den Gläubigen ein Ort zum Treffen und Feiern bleibt, wollen wir ökumenische Gemeindepartnerschaften gezielt forcieren.“ Dazu habe es schon Arbeitstreffen mit Stadtsuperintendent Bernhard Seiger von der evangelischen Kirche gegeben.
Reker: „Neuanfang ermöglichen“
Auch Reker positionierte sich beim Dreikönig-Empfang zu der Personalie Woelki. „Warum es da nicht weiter geht, mag organisatorische Gründe haben“, sagt mit Blick auf die ausstehende Entscheidung des Papstes zu Woelkis Rücktrittsangebot aus dem Frühjahr 2022. „Ich vertraue darauf, dass es eine Lösung geben wird, die für unser Erzbistum einen Neuanfang ermöglicht“, sprach sie aus, was als Rücktrittsforderung verstanden werden kann.