Mit dem Ausstieg der Hohen Domkirche ist das Vorhaben in seiner ursprünglich geplanten Form tot. Ein Kommentar
Kommentar zur „Historischen Mitte“Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für Realismus in Köln
An Superlativen hat es nie gemangelt bei der Historischen Mitte. Vom Jahrhundertprojekt war die Rede und einer historischen Chance. Zu den nüchterneren Einschätzungen zählte die, dass es nur ein schmales Zeitfenster gibt, um das Projekt aufzusetzen. Es dürfte sich an diesem Mittwoch geschlossen haben.
Mit dem Ausstieg der Hohen Domkirche ist das Vorhaben in seiner ursprünglich geplanten Form tot. Salopp gesagt, ist der Kirche das Geld ausgegangen. Und natürlich ist nun die Frage, ob und wie das Vorhaben zu retten ist. Oder besser: Was davon zu retten ist. Die Ausgangslage könnte schwieriger nicht sein. Die Entwicklung der Baukosten ist dramatisch, die der Zinsen ebenfalls. Der Kostendruck ist auf städtischer Seite nicht kleiner als bei der Kirche, die Kämmerin hat stets betont, dass Köln prüfen muss, was es sich noch leisten kann.
RGM ist die nächste Horror-Sanierung
Dazu kommt, dass mit der Sanieurng des Römisch-Germanischen Museums das nächste Horrorprojekt immer mehr seine fürchterliche Gestalt annimmt. Erst in knapp zwei Jahren soll die eigentliche Sanierung beginnen, doch die Kosten sind schon jetzt von 41,7 Millionen Euro auf rund 170 Millionen Euro gestiegen. Wer will angesichts solcher Kostenkalkulationen einen neuen Anlauf nehmen für ein Großvorhaben in ähnlicher Dimension? Zur Erinnerung: Die Bühnensanierung ist auch nach fast zwölf Jahren nicht abgeschlossen und liegt bereits jetzt bei über 700 Millionen Euro. Es ist an der Zeit, von allzu kühnen Fantasien Abschied zu nehmen und die laufenden Projekte zu Ende zu bringen. Das wird schwer genug.
Und dann braucht es Lösungen im Zentrum: für das Römisch-Germanische Museum und den Verwaltungsteil und für das Stadtmuseum. Das muss natürlich langfristig ein neues Zuhause bekommen. Aber es dürfte hilfreich sein, mit kühlem Kopf zu überlegen, ob dies direkt am Dom sein muss. Denn ein Blick in die Stadtgeschichte zeigt: Träume alleine haben die Stadt noch nie nach vorne gebracht.
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