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Verweilverbot am Brüsseler PlatzAkt der Verzweiflung

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Zwei Frauen und zwei Männer mit Warnwesten gehen über den Brüsseler Platz.

Das Ordnungsamt und Vermittler waren im Sommer am Brüsseler Platz unterwegs.

Weit mehr als ein Jahrzehnt lang hat die Stadt vieles versucht, um den Lärmpegel im Zentrum des Belgischen Viertels zu dämpfen.

Eins wird man der Stadt im neuen Anlauf für mehr Ruhe am Brüsseler Platz nicht vorwerfen können: Zimperlichkeit. Nach der höchstrichterlichen Klärung, dass die Verwaltung Maßnahmen ergreifen muss, um die Nachtruhe der Anwohnenden zu schützen, erlässt sie ein Verweilverbot. Der Brüsseler Platz, längst über die Stadtgrenzen hinaus als Treffpunkt etabliert, wird faktisch zur Sperrzone.

Die Maßnahme wirkt vor allem eins: verzweifelt. Weit mehr als ein Jahrzehnt lang hat die Stadt vieles versucht, um den Lärmpegel im Zentrum des Belgischen Viertels zu dämpfen: ein Kulturangebot am Aachener Weiher, der Einsatz eines Mediators, zusätzliche Beleuchtung und Lärmstreifen. Gebracht hat das alles nichts. Und daher kann die Stadt nun mit guten Gründen behaupten: Wir tun das, wozu das Gericht uns zwingt.

Und doch sollte es im Sinne Kölns sein, nach anderen Lösungen zu suchen. Denn das Verweilverbot untersagt es letztlich auch den Anwohnenden selbst, zu bestimmten Zeiten frische Luft vor der Haustür zu schnappen. Und natürlich wird es Verdrängungen geben. Und dann? Die nächste Klage, das nächste Verweilverbot? Es wird höchste Zeit, dass auch NRW wie andere Bundesländer ein Alkoholverbot zu bestimmten Zeiten möglich macht. Städte in Baden-Württemberg oder Bayern haben dies in Reihe umgesetzt, durchaus mit Erfolgen. Köln sollte sich als größte Stadt des Bundeslandes dafür starkmachen. Und andere Wege suchen, als Plätze abzusperren.