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Kölner WohnungsunternehmenPolitik und Verwaltung in Köln müssen sich bewegen

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6000 Wohnungen sollten in diesem Jahr entstehen. Dieses Ziel wird die Stadt deutlich verfehlen. Foto: dpa

Der Bedarf an Wohnungen ist riesig. Dennoch nutze die Stadt die Expertise des Wohnungsbauforums nicht mehr, kritisiert das Beratergremium.

Als das Kölner Wohnungsbauforum 2017 aus der Taufe gehoben wurde, fand man starke Worte für das Beratergremium. Unter Vorsitz der Oberbürgermeisterin stelle man sich den „Herausforderungen der Wohnstandortentwicklung im Sinne eines verantwortlichen Umgangs mit dem Wohnen in Köln“. Wichtigste Funktion sei der „offene und vertrauensvolle Austausch sowie die Mitwirkung an der Willensbildung zu wohnstandortpolitischen Fragestellungen“.

Im Forum sind öffentliche und private Akteure der Wohnungswirtschaft, Vertreter der größten Fraktionen im Rat und die Verwaltung vertreten. Dann setzte Anfang Juni einer der wichtigsten Player in diesem Gremium, die „Köln AG“, die Teilnahme aus. Zunehmend müsse man feststellen, dass das Wohnungsbauforum „seitens der Verwaltung nur noch als Vorstellung vorformulierter Verwaltungsentscheidungen genutzt wird. Der konstruktive Raum für kritische Themen beziehungsweise Diskussionen wird nahezu nicht mehr eingeräumt“.

Man sollte unsere Fachexpertise nicht einfach ausblenden.
Martin Frysch, Köln AG

In der AG sind 57 Wohnungsunternehmen sowie 15 Unternehmen aus dem Dienstleistungsumfeld vertreten. Bei der Stadt wollte man das Aussetzen der Gespräche nicht überbewerten. Ziel bleibe es, vorhandene Kompetenzen frühzeitig zu nutzen und die Beteiligten so in die wichtigen Entscheidungen des Wohnungsbaus einzubinden, dass die Ergebnisse „allgemein getragen werden können“. Die Stadt sei im Gespräch mit der Köln AG und zuversichtlich, dass man sich auf eine Weiterführung einigen könne. Die Köln AG ihrerseits hatte bereits betont, die Tür nicht ganz zuschlagen zu wollen. „Wir erwarten aber auch, frühzeitig und offen in die Entwicklung eingebunden zu werden“, betont Martin Frysch, stellvertretender Vorsitzender der Köln AG. „Wir müssen die Projekte schließlich umsetzen und wissen am besten, was machbar ist und was nicht.“ Vorgefertigte Vorstellungen, wie dies in den letzten beiden Jahren immer öfter der Fall gewesen sei, helfen nicht weiter.

„Man sollte unsere Fachexpertise nicht einfach ausblenden“, so Frysch – denn dass das Wohnungsbauforum ein überaus sinnvolles Instrument sein kann, bestreitet auch die Köln AG nicht. Eines aber sei sicher: Das Ziel von 6000 neuen Wohnungen werde auch in den nächsten Jahren „bei weitem nicht erreicht“. Dies hänge unter anderem auch mit den staatlich geforderten energetischen Auflagen im Bestand zusammen, die finanzielle Mittel binden. „Da bleibt wenig Spielraum für Neubau“, sagt Frysch.

Grundlage für nachhaltige Verbesserungen

Die Köln AG weiß mit ihrem „Weckruf“ die privaten Protagonisten hinter sich, auch diejenigen, die noch im Forum vertreten sind. „Die Bedenken und Beweggründe der Köln AG sind vollkommen nachvollziehbar“, erklärt der Vorsitzende der Wohnungsbau Initiative Köln (WIK), Jens Bruckner. Darin sind alle großen Projektentwickler von Köln vertreten. Es sei „dringend geboten, die Kritikpunkte an der Arbeitsweise des Wohnungsbauforums ernst zu nehmen und als Grundlage für nachhaltige Verbesserungen zu betrachten“, so Bruckner. Die vorhandene Kompetenz verdiene ein viel stärkeres Gehör bei den Vertretern von Verwaltung und Politik.

Dass das Wohnungsbauforum ein wichtiges Instrument sein könnte, wird auch von der WIK unterstrichen: „Mit der richtigen Ausgestaltung kann das Forum einen Mehrwert für die Stadtentwicklung und den Wohnungsneubau darstellen. Es ist dringend geboten, dieses Potenzial auch zu nutzen.“