Kölner Parteien rüsten sich für den winterlichen Wahlkampf vor der Bundestagswahl am 23. Februar. Warme Kleidung, heiße Getränke und Speisen sollen dabei helfen, Bürger an Wahlkampfstände zu locken.
Mit Tee und MützeKölner Parteien starten in den Winter-Wahlkampf
Die Weihnachtsbäume sind abgeschmückt, das Dreigestirn ist proklamiert, und Köln wurde mal wieder von Schneefall überrascht. Als nächstes Großereignis im kölschen Kalender steht eigentlich der Straßenkarneval an. Doch vorher kommt noch etwas Unvorhergesehenes dazwischen, das in dieser Jahreszeit eigentlich völlig unüblich ist: Am 23. Februar wird der 21. Deutsche Bundestag gewählt. Der Bruch der Ampelkoalition am 6. November hat in den Parteien hektische Betriebsamkeit ausgelöst – auch in Köln. Für die vorgezogene Bundestagswahl mussten rechtzeitig Kandidaten aufgestellt, Wahlkampfkonzepte ersonnen sowie Plakate und Flyer gedruckt werden.
„Es war ganz schön stressig. Einmal hatten wir fünf Wahlkonferenzen an einem Tag“, berichtet Kölns SPD-Chefin Claudia Walther. Damit die Plakate pünktlich fertig werden, habe man sie vor Weihnachten bestellen müssen. „Es hat geklappt. Aber noch knapper hätte der Zeitplan wirklich nicht sein dürfen.“ Auch die CDU hat dem Termindruck standgehalten. „Alle Plakate wurden rechtzeitig geliefert“, sagt CDU-Kreisgeschäftsführer Bastian Ebel. Bei den Grünen liegen die Plakate ebenfalls bereit. Ab Freitag, 17. Januar, 15 Uhr, dürfen sie in der Stadt aufgehängt werden. Die Stadt Köln hatte die übliche Sechs-Wochen-Frist vor der Wahl auf fünf Wochen verkürzt und den Parteien so etwas mehr Zeit für die Vorbereitungen gegeben. Doch wie soll dieser Wahlkampf mitten im Winter aussehen – bei Kälte, Regen und womöglich Schnee und Eis?
Nicht gerade ideale Bedingungen, um die Bürger an die Wahlkampfstände zu locken. „Es ist schon eine Herausforderung“, bekennt Ebel. Aber die Wahlkämpfer in den CDU-Ortsvereinen seien hochmotiviert. „Wir sind Feuer und Flamme – trotz Eis.“ Warme Kleidung sei natürlich das A und O, von der Bundes-CDU bekomme man Mützen für den Straßenwahlkampf. Auch die SPD wappnet sich mit Mützen gegen die Kälte, natürlich in Rot und mit Partei-Logo samt Dom. Bei den Grünen werden Mützen und Schals für die Wahlkämpfer sogar selbst gestrickt, berichtet Wahlkampfmanagerin Carolin Sprick. Nach dem Motto „Etwas Warmes braucht der Mensch“ setzen die Parteien auch auf heiße Getränke und Speisen, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.
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Plätzchen mit grüner Lebensmittelfarbe
Bei der CDU will man an den Ständen Kaffee anbieten oder auch mal frische Waffeln backen, die SPD plant den Ausschank von Tee und Glühwein. Die Grünen haben das unter anderem in Ehrenfeld schon auf der Straße ausprobiert. Neben Heißgetränken gab es Plätzchen, die mit grüner Lebensmittelfarbe dekoriert waren. Auch Wetterschutz ist im Winterwahlkampf natürlich ein Thema. Statt der üblichen Sonnenschirme wollen einige Wahlkämpfer Pavillonzelte aufbauen. Bei den Grünen heißt es, es werde mehr Indoor-Angebote geben. Eine große Veranstaltung unter freiem Himmel sei bisher nicht geplant, so Carolin Sprick. Neue Formate sind ebenfalls gefragt. „Wir setzen verstärkt auf Social Media“, sagt Katharina Dröge, Fraktionschefin der Grünen im Bundestag und Kandidatin in Chorweiler, Nippes und Ehrenfeld.
Den Trend, die Wähler vermehrt per Kurzvideo auf Instagram und Co. anzusprechen, bestätigen auch CDU und SPD. Die SPD hat durch den vorgezogenen Wahltermin ein kurioses Problem. Für Sonntag, 23. Februar, hat sie zahlreiche Parteimitglieder und Gäste zu ihrem traditionellen „Närrischen Parlament“ in die Lanxess-Arena eingeladen – lange bevor klar war, dass an diesem Tag ein neuer Bundestag gewählt wird. Nun geht es erst ins Wahllokal, um 16 Uhr beginnt die Karnevalssitzung, und um 18 Uhr gibt es die ersten Hochrechnungen. Viele Genossen stehen dann im Kostüm in der Arena. Ob sie dann noch mehr Grund zum Feiern haben, wird sich zeigen.
Der Wahlkampf in Zahlen
8000 Wahlhelfer hat die Stadt Köln für die Durchführung der Wahl gesucht und mittlerweile auch gefunden. Ab 23. Januar bis spätestens 2. Februar werden den 731.950 Wahlberechtigten in Köln ihre Wahlbenachrichtigungen zugestellt. Wer keine erhält, soll sich umgehend beim Wahlamt melden telefonisch unter 0221/221-34567 oder per Mail an wahlamt@stadt-koeln.de
Wählen gehen kann man bereits ab Montag, 10. Februar bis Freitag, 21. Februar, per Direktwahl in den städtischen Kundenzentren. Möglich ist dies montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr nur für den Wahlkreis 93 im Kundenzentrum Rodenkirchen, Mannesmannstraße 10. Nur für den Wahlkreis 94 kann im Kundenzentrum Nippes, Neusser Straße 450, gewählt werden und nur für den Wahlkreis 100 im Kundenzentrum Mülheim, Wiener Platz 2a. Im Atrium des Kalk Karrees, Ottmar-Pohl-Platz 1, kann man von 8 bis 18 Uhr sowohl für den Wahlkreis 92 als auch für alle anderen Wahlkreise wählen. 503 Wahlbezirke für die Urnenwahl gibt es bei der Bundestagswahl. Sie sind in 179 Wahlgebäuden wie Schulen untergebracht. Alle Wahlräume sind zu 100 Prozent rollstuhlgerecht.
Für die Briefwahl gibt es ebenfalls 503 Briefwahlbezirke. Weil die Frist für die Zusendung der Unterlagen diesmal viel kürzer ist, bittet die Stadt Köln darum, möglichst am Wahlsonntag von 8 bis 18 Uhr im Wahllokal zu wählen oder vorab die Direktwahl zu nutzen. Wer Briefwahl machen will, sollte die Unterlagen sofort beantragen, möglichst online mittels des QR-Codes, der auf der Wahlbenachrichtigung aufgedruckt ist. Dies ist bis 18. Februar möglich.
Das Mindestalter für die Wahl beträgt 18 Jahre. 28.866 Kölner dürfen erstmals an der Bundestagswahl teilnehmen, davon sind 14.220 weiblich, 14.664 männlich und zwei divers/unbekannt. 25 Erstwähler werden am Wahltag 18 Jahre alt, der älteste Wahlberechtigte ist 108. (fu) wahlen.koeln