Die Bewohnerinnen und Bewohner der Residenz am Dom müssen mit Rollstuhl oder Rollator immer wieder den gefährlichen Weg über die Fahrbahn wählen.
„Enorme Gefahrensituation“E-Scooter blockieren Zebrastreifen an der Residenz am Dom - so reagiert die Stadt Köln
An manchen Tagen gleicht der Spaziergang der Bewohnerinnen und Bewohner der Residenz am Dom einem „Spießrutenlauf“. So nennt es Bewohnerin Vera Rottes. „Es ist einfach überall viel zu wenig Platz für Fußgänger“, sagt sie. Dazu trage die Gastronomie auf der Straße „An den Dominikanern“ bei, seit einigen Monaten aber vor allem die bunten E-Scooter, die immer wieder den extra für die Seniorinnen und Senioren eingerichteten Zebrastreifen blockieren. „Um mit Rollstuhl oder Rollator über die Straße zu kommen, müssen manche von uns 20 bis 30 Meter bis zum nächsten abgesenkten Bordstein über die Straße laufen.“ Auch ihr Mann Clemens Grebe ist als Rollstuhlfahrer betroffen. „Das ist eine enorme Gefahrensituation, der er sich immer wieder aussetzen muss. Er ist der Situation hilflos ausgeliefert.“
Seit etwa sechs Wochen kämpft Peter Neuß, Direktor der Residenz am Dom, gegen das, was er „Chinesische Mauer“ nennt. Der Zebrastreifen nütze nichts, wenn der Zugang fast täglich vollkommen blockiert sei, sagt Neuß. Das habe sich innerhalb der letzten zwei Monate „extrem“ entwickelt. „Es gab schon Stürze, glücklicherweise sind sie bisher ohne Frakturen geblieben. Die Zustände sind mehr als ein Ungemach, sie stellen eine hohe Unfallgefahr dar und dürfen so nicht bleiben.“
Residenz am Dom in Köln: Seit sechs Wochen fast täglich Anrufe beim Ordnungsamt
Seit gut sechs Wochen habe der Direktor fast täglich beim Ordnungsamt angerufen. „Der Verkehrsdienst des Ordnungsamts ist fast jeden Tag vor Ort und verteilt auch Protokolle. Das Ordnungsamt ist wirklich aktiv und unterstützt uns, zum Teil haben Mitarbeiter auch schon die Scooter geräumt“, sagt Neuß. Informationen über solche Konfliktstellen wie an der Residenz und falsch abgestellte Roller leitet die Stadt an die Anbieterfirmen weiter. Diese sind dafür zuständig, tägliche Kontrollen durchzuführen und im Weg stehende Scooter umzustellen. 135 Verwarnungen habe der Verkehrsdienst in den vergangenen drei Monaten erteilt, teilt die Stadt auf Anfrage mit.
Alles zum Thema E-Scooter
- E-Mobilität in Köln Darum sind E-Scooter von „Tier“ nun unter dem Namen „Dott“ unterwegs
- Feiern am Elften Elften Mehr Sex-Verbrechen in Köln als im Vorjahr
- Vorläufig festgenommen 30-Jähriger fiel bei Kontrolle in Pulheim auf
- Service-Liveticker Polizei meldet ruhige Lage zum Elften im Elften in Köln
- „Tier“-Roller verschwinden Das müssen Nutzer von E-Scootern in Brühl jetzt wissen
- Prozess Beste Freundin bringt Pärchen aus Sankt Augustin wegen Streit um Wertmarken vor Gericht
- Rocker-Mord von Köln Polizei veröffentlicht Bilder von mutmaßlichem Schützen
Warum es genau an dieser Stelle immer wieder zu großen Ansammlungen abgestellter Roller kommt, ist für Passanten nicht direkt ersichtlich, hat aber einen Grund. Denn wenige Meter weiter in Richtung Hauptbahnhof verläuft die Grenze zwischen dem sogenannten Freefloating-Bereich und der sogenannten Stationszone. Im Freefloating-Bereich können E-Scooter überall abgestellt werden. Die Ausnahme sind Parks, Grünflächen oder Gewässer. In der Stationszone, die sich über die Altstadt erstreckt, ist das Abstellen nur auf dafür ausgewiesenen Parkflächen erlaubt. Wer seinen Roller in der Abstellverbotszone außerhalb dieser Flächen parkt, muss mit einer Strafgebühr durch die E-Scooter-Anbieter rechnen. Je nach Anbieter kann das bis zu 25 Euro kosten.
Viele Nutzer der Leihfahrzeuge, die über die Straße „An den Dominikanern“ die Altstadt ansteuern, parken ihr Fahrzeug vor der Abstellverbotszone. Der Bereich am Zebrastreifen ist für viele dabei die erste Wahl, da der Bordstein an dieser Stelle abgesenkt und der Gehweg verhältnismäßig breit ist. „Werden erste Abstellungen getätigt, stellen von stadtauswärts anfahrende E-Scooter-Nutzende ihren Scooter oft dazu“, analysiert die Verwaltung.
Pkw-Stellplatz soll Mobilitätsstation weichen
Auch die Verwarnungen, die die Stadt den Verleihfirmen erteilt, änderten zuletzt nur kurzzeitig etwas an der Situation. Die Lage sei „unverändert prekär“, sagt Neuß. Mitte Juli wandte er sich schriftlich an Oberbürgermeisterin Henriette Reker und erläuterte die Lage. Eine Antwort hat er noch nicht bekommen. Doch im Ordnungsamt und im Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung ist das Problem angekommen.
Und es soll sich etwas ändern, wie die Stadt auf Anfrage der Rundschau mitteilt. „Die Stadtverwaltung plant am Fußgängerüberweg ,An den Dominikanern‘ einen gesonderten Abstellbereich für E-Scooter und Leihfahrräder“, heißt es auf Anfrage. Konkret sei vorgesehen, einen Pkw-Stellplatz am Fußgängerüberweg in eine sogenannte „Mobilstation“ als Parkfläche für E-Scooter und Leihräder umzuwandeln. Um den Bereich zusätzlich zu entlasten, soll zudem die Abstellverbotszone erweitert werden. „Im näheren Umkreis können dann keine weiteren E-Scooter abgestellt werden“, teilt die Verwaltung mit.
Bereits in der Vergangenheit hatte die Stadt Pkw-Parkflächen in der Innenstadt in Abstellstationen für E-Scooter und Fahrräder umgewandelt. Weitere sollen folgen, heißt es. Denn die gebündelten Abstellungen treten vereinzelt auch an anderen Stellen entlang der Verbotszone auf.
Dass die Stadt mit den beiden Maßnahmen auf die prekäre Situation für die Seniorinnen und Senioren reagiert, sei ein „gutes Zeichen“, findet auch Bewohnerin Vera Rottes. Aus ihrer Sicht reiche dies aber nicht. „Was hier fehlt, ist ein Gesamtkonzept, um die Situation für Fußgänger zu verbessern.“ Immerhin: Die Hoffnung, bald wieder regelmäßig sicher auf die andere Straße zu kommen, ist bei vielen Bewohnerinnen und Bewohnern zurück.