Die städtische Veranstaltung zum Weltfrauentag widmete sich einem Zukunftsthema - und den Gefahren für Frauen.
Historisches RathausWas KI für die Frauenbewegung bedeuten kann
Das Motto „Starke Frauen, starkes Köln“ der städtischen Veranstaltung zum Internationalen Frauentag lautet jedes Jahr gleich, doch das zentrale Thema ist immer aktuell. Den Chancen und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz (KI) für Frauen galt diesmal das besondere Augenmerk. Denn der KI-Vormarsch könnte Diskriminierung im Schlepptau haben.
Das ist durchaus eine Gefahr, meinten die beiden Expertinnen vom Zukunftszentrum KI NRW, die in der Piazzetta des Historischen Rathauses aufschlussreiche Vorträge hielten. Sie sind beauftragt, Lösungen zu erarbeiten. Die Wirtschaftspsychologin Daniela Kreklow interessierte zunächst, ob die zahlreich erschienenen Teilnehmerinnen und sechs Teilnehmer darauf vertrauen, dass die KI diskriminierungsfrei agiert. Wer verneint, sollte eine blaue Karte hochhalten – und das war die Minderheit. Weltweite Studien ergeben ein anderes Bild: In Deutschland etwa ist die Bevölkerung weitaus weniger kritisch gegenüber der KI eingestellt als in Schweden.
Tatsächlich, verdeutlichte Kreklow, erleichtern KI-Systeme Verfahren wie die Vergabe von staatlichen Leistungen, Krediten, Versicherungen und Auswahlverfahren für Stellenbesetzung enorm. Aber: „KI-Modelle lernen nur aus den historischen Daten, mit denen sie gefüttert werden, und die stecken voller Stereotypen und Vorurteile.“ Zu diesen sogenannten historischen Daten, führte Kreklow aus, gehören Lücken in der Erwerbsbiografie von Frauen wegen Familienarbeit, die Erprobung neuer medizinischer Wirkstoffe an überwiegend Männern, nach denen dann die Dosierung bestimmt wird, oder auch Angaben wie „Fußball“ in der Rubrik „Hobbies“ auf Bewerbungsformularen, die von der KI möglicherweise als Pluspunkt herausgefiltert werden soll. „So etwas tut die KI aber nicht von sich aus, wir sind die Verantwortlichen“, gab die Wirtschaftspsychologin zu bedenken.
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Erste Erfolge, Unternehmen für die Fallstricke der KI zu sensibilisieren, hat Daniela Kreklow bereits zu vermelden. Ein bekannter Versandhauskonzern will die Ethik-Leitlinien für eine vertrauenswürdige KI noch strenger als bisher anwenden.
Die Beraterin Dr. Bianca Zickerick ermutigte nicht nur die Frauen, sich von der KI im Alltag helfen zu lassen, zum Beispiel bei der lästigen Hausarbeit. Andererseits räumte sie ein, dass die KI Arbeitsplätze in typischen Frauenberufen wie Bürokauffrau kosten könnte. Aber auch die Chance birgt, Berufsbilder positiv zu verändern, weil stupide Routinetätigkeiten wegfallen. Sie empfahl, auf dem Internetportal „Job-Futuromat“ nachzusehen, wie viel Anteil die Automatisierung künftig an der eigenen Berufstätigkeit haben wird. Das erläuterte sie am Beispiel Kranken- und Altenpflegehelferin. Wenn die KI Hygieneabläufe, Dokumentation oder Blutdruckmessen leistet, bleibt mehr Zeit für menschliche Zuwendung.
Wie viele Monate brauchen neun Frauen, um ein Baby auszutragen?
Kreatives Denken, weiß die Expertin, steht für den richtigen Umgang mit der Künstlichen Intelligenz jetzt schon in der modernen Arbeitswelt an erster Stelle der gefragten „soft skills“, der persönlichen Fähigkeiten, die über das fachliche Können hinausgehen. Zumal das System noch fehleranfällig ist, und da gab es etwas zu lachen: So wurde der KI die Aufgabe gestellt, auszurechnen, wie viele Monate neun Frauen brauchen, um ein Baby auszutragen, wenn eine Frau neun Monate braucht. KI-Antwort: einen Monat.
Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ im Atrium präsentierten sich Vereine, die Mädchen und Frauen unterstützen beim Weg in ein selbstbestimmtes Leben, die Anlaufstellen bieten bei häuslicher oder sexualisierter Gewalt oder sich allgemein für gleiche Chancen der Geschlechter in Familie und Beruf einsetzen. Darunter aus aktuellem Anlass der iranisch-deutsche Frauenverein, der fordert, dass die Bundesrepublik so lange nicht mit dem Iran zusammenarbeitet und verhandelt, solange die Todesurteile gegen Oppositionelle nicht aufgehoben und die Repressalien gegen Protestierende nicht beendet sind.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker stellte die neue Gleichstellungsbeauftragte Julia Pedersen vor. Mit Blick auf die Frauenförderung in der Stadtverwaltung versicherte sie: „Wir wissen, dass Frauen Leistungsträgerinnen sind.“