Die Verletzungen durch Messerattacken nehmen zu, die Täter scheinen immer jünger zu werden: In der Nacht auf Sonntag sind über 300 Polizeibeamte in die Kölner Waffenverbotszonen gegangen und haben Kontrollen durchgeführt.
Kontrollen in KölnPolizei geht gegen Messerangriffe vor – Minister Reul vor Ort
„Ich habe ein Messer dabei, weil die anderen alle auch eins dabei haben.“ Immer häufiger hören Polizisten in Köln dieses Argument, wenn sie scharfe Klingen in den Taschen von zumeist jungen Männern finden. So auch wieder am Wochenende. Wer diese Logik zu Ende denkt, der sieht eine Flut von Messern auf sich zukommen – die die entsprechenden Taten nach sich zieht: meist schwere, lebensbedrohliche Stichverletzungen. Und die Täter scheinen immer jünger zu werden.
Geringe Ausbeute, klares Signal
Um dieser Entwicklung einen Riegel vorzuschieben, fanden in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Rahmen einer bundesweiten Aktion auch in den beiden Kölner Waffenverbotszonen im Bereich der Zülpicher Straße und des Hohenzollernrings groß angelegte Kontrollen statt. Über 300 Beamte waren im Einsatz. Welche Rolle Köln spielt, geht es um Messer-Delikte im Land, lässt sich auch daran ermessen, dass NRW-Innenminister Herbert Reul um Mitternacht persönlich in die Domstadt kam, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Die „Ausbeute“ der Polizei ist in der Nacht allerdings überschaubar. Nur wenige Messer werden eingesammelt. Es sind auch nicht die Messerdelikte die zunehmen, sondern die Verletzungen. Wichtiger war aber wohl auch das Signal, das von der Aktion ausgeht: Die Gewalt wird nicht geduldet.
Ein Kampf gegen Windmühlen
Ein Mannschaftswagen der Polizei braust über die Ringe, hält plötzlich an, fünf Beamte springen raus und stellen eine Gruppe von vier jungen Männern: Personalien vorzeigen, Taschen leeren, Körper abtasten. Diese und vergleichbare Szenen konnten in der Samstagnacht zuhauf auf den Partymeilen der Stadt beobachtet werden, die als besonders gefährlich gelten. „Ich hoffe, dass wir die Wirkung erzielen, dass einige sich fragen: Wofür muss ich eigentlich ein Messer mitnehmen“, sagt Reul, auf dem Rudolfplatz stehend. Der Innenminister will bei der Moral ansetzen, denn es ist ein Kampf gegen Windmühlen, den er da führen muss. Messer in den Taschen zahlloser junger Männer: „Das ist unheimlich schwer zu kontrollieren“, räumt Reul ein.
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„Es kann an jeder Stelle passieren“
Dass da auch die Waffenverbotszonen nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind, ist NRWs ranghöchstem „Ordnungshüter“ auf Seiten der Politik durchaus bewusst: „Es kann an jeder Stelle passieren.“ In Köln geht die Polizei in dieser Nacht punktuell vor. Soll heißen, wenn sie auffälliges Verhalten oder verdächtige Gruppen beobachtet, geht sie zur Kontrolle über. Reul hätte eine noch „schärfere Waffe“ ziehen lassen können. Er verweist auf das Beispiel Düsseldorf: „Dort haben wir eine ganze Straße dicht gemacht und restlos alle kontrolliert.“ Warum nicht auch in Köln? Die zahlreichen Bluttaten der vergangenen Wochen wären wohl Rechtfertigung genug gewesen. „Das ist ein wahnsinniger Aufwand an Personal“, sagt der Innenminister.
652 Personen kontrolliert
Die Bilanz der Großaktion: Acht Messer wurden bei der Großaktion sichergestellt. Insgesamt wurden 652 Personen im gesamten Stadtgebiet kontrolliert. Bereits im Vorfeld verhängte die Polizei gegen 22 mit Gewaltdelikten in Erscheinung getretene Männer sogenannte Bereichsbetretungsverbote. „Beifang“ der Aktion: Sieben Taschendiebe auf frischer Tat ertappt, sechs Alkoholsünder auf E-Scootern erwischt und 32 Behältnisse mit unversteuertem Tabak in Shisha-Bars konfisziert.