Die Ehrengarde stellt die Pläne für ihr neues Domizil am Rudolfplatz vor. Seit 2017 ist die Garde heimatlos, das soll sich nun ändern.
Domizil der EhrengardeTorburg am Rudolfplatz soll zwei Anbauten bekommen

Die Fassade der beiden Anbauten sind mit Rautenfenstern durchbrochen. An der Nordseite sind vier, an der Südseite zwei Stockwerke geplant.
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Als vor gut 20 Jahren klar war, dass die kleine Brücke von der Hahnentorburg über den Rudolfplatz abgerissen und die Ehrengarde damit ihren Versammlungs- und Aufstellungssaal verlieren würde, kamen die ersten Überlegungen für einen Ersatzbau an der ehrwürdigen Torburg auf. Aus einem Architekten-Wettbewerb ging das Büro Kister, Scheithauer und Gross (KSG) als Sieger hervor – mit dem Plan, einen Großteil der Räumlichkeiten unter die Erde zu legen.
„Als wir dann die Kosten durchgegangen sind, ist uns etwas anders geworden“, gibt Ehrengarden-Präsident Hans-Georg Haumann freimütig zu. Um die 13 Millionen Euro standen zu Buche, wohlgemerkt vor Corona und Zinsanstieg. 2019 wurden die unterirdischen Pläne aufgegeben, an einen kompletten Rückzug dachte die Ehrengarde jedoch nie. Seit 1988 hatte sie hier in Erbpacht der Stadt Köln ihr Domizil, „die Torburg ist uns ans Herz gewachsen“.

Die Ostseite der Torburg: Links die Reste der ehemaligen Brücke (dunkelbraun), rechts die Fensterfront. Der Anbau würde hier bis zum Scheitelpunkt des kleinen Torbogens reichen.
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Seit 2017 ist die Garde nun heimatlos, die Brücke längst Geschichte – sie war nicht Bestandteil des Erbpachtvertrages – und die Wallarkaden gegenüber sind fertiggestellt. Die Traditionsgesellschaft behilft sich mit Schützenhilfe befreundeter KGs und der Anmietung diverser Räumlichkeiten. Korpsappelle werden bevorzugt in Brauhäusern abgehalten. Doch ein langfristiger Zustand sei das nicht, betonen Haumann und Kommandant Curt Rehfus. „Für unser 175-jähriges Bestehen 2027 planen wir ein glanzvolles Comeback“, so Haumann.
Damit das gelingt, wird statt in die Tiefe nun in die Höhe gedacht. Neben dem bereits in der ersten Planung verankerten, einzelnen Anbau soll es nach derzeitigen Planungen einen weiteren auf der anderen Seite der Torburg geben. Das Design der Fassade lehnt sich an den ersten Entwurf an, verantwortlich zeichnen erneut Kister, Scheithauer und Gross aus Köln.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Stadt gar kein großes Interesse an den Kosten für die Instandhaltung hat.
Anbauten an die Torburg sind übrigens nichts Ungewöhnliches, schon vor Jahrhunderten wurden immer wieder Erweiterungen an die beiden Türme gesetzt, wieder abgerissen und durch neue ersetzt.
Im ersten Stock des Süd-Anbaus ist ein großzügiges Entrée angedacht, die zwei Stockwerke darüber dienen als Geschäftsstelle. Im vierten Stock könnte man sich einen kleinen Empfang mit Teeküche vorstellen, im Untergeschoss Lager und Archiv. Ein Aufzug verbindet den Süd-Anbau mit der historischen Torburg, wo sich die Ehrengarde ein Museum vorstellen kann.
„Wir werden an dieser Stelle keinen Schnellschuss machen“, betonen Rehfus und Haumann. Denn das neue Refugium soll nicht nur der Ehrengarde dienen, sondern sich vor allem auch der Bürgerschaft öffnen. „Es ist ein Spagat zwischen der Historie und der Entkoppelung funktionaler Flächen“, sagt Rehfus. Die Torburg soll wieder „erlebbar für die Allgemeinheit“ werden, sich stärker als zuvor öffnen, aber auch wieder Heimat des Traditionskorps werden. Einen Gastronomiebetrieb kann man sich im kleineren Nordanbau vorstellen, nach oben hin geöffnet durch eine Galerie im ersten Stock. Aber auch kulturelle Events, Konzerte etwa oder Ausstellungen.
Mit den Kosten hält man sich bedeckt, allerdings müssten die sich in einem „deutlich einstelligen“ Millionen-Rahmen bewegen, so Rehfus – schließlich müssen die Mitglieder größtenteils dafür aufkommen. Aber auch so sind das keine Kleinigkeiten: „Wir müssen uns bis zur Decke strecken“, betont er. Nur dann könne man Unterstützung von anderer Seite erwarten.

Was an der Hahnentorburg geplant ist
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Auch über Förderanträge wird längst eifrig nachgedacht, einen konkreten Finanzierungsplan will man zunächst den Mitgliedern, dann den Gönnern und Förderern im dritten Quartal 2024 vorstellen. Im vierten Quartal ist der Abschluss der Fachplanung geplant, ebenfalls die Vorbereitung für die Bauantragsunterlagen. Im Anschluss erfolgt die Mitgliederentscheidung, falls diese zustimmen, ist eine Fertigstellung zum vierten Quartal 2026 möglich. Pünktlich zum 175-jährigen Bestehen ein Jahr später würde dann die Rückkehr erfolgen. Vorausgesetzt, die Stadt verlängert die Erbpacht um mindestens 50 weitere Jahre – „aber ich könnte mir vorstellen, dass die Stadt gar kein großes Interesse an den Kosten für die Instandhaltung hat“, meint Rehfus.
Komplette Innenverkleidung herausgenommen
Runde drei Millionen Euro hat die Ehrengarde bislang in die Torburg gesteckt, seien es Renovierungen, Sanierungen oder Modernisierungen. Und das gute Stück kostet weiter: Weil für den Abriss der Brücke überall im Gebäude Erschütterungs-Sensoren im Mauerwerk angebracht werden mussten, ist die komplette Innenverkleidung der Räume in der Torburg herausgenommen worden. Darunter lagen Leitungen, die man so genau am liebsten gar nicht gesehen hätte.
Den Kölner Ratsfraktionen sowie dem Amt für Denkmalpflege hat die Ehrengarde ihre Pläne bereits vorgestellt. Man sei dabei von allen Seiten „auf positive Resonanz gestoßen“, betonen Haumann und Rehfus. Ohne diese Lösung sei die Torburg nicht nutzbar, weder für die Ehrengarde noch für andere Interessenten. Es könnte also sein, dass die Hahnentorburg schon bald erneut einschneidend ihr Gesicht verändert.