Hahnentorburg am RudolfplatzKölner Ehrengarde begräbt Pläne für unterirdischen Saal

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- Das Aus für den unterirdischen Saal ist gleichbedeutend mit dem Ende eines sehr ambitionierten Bauprojekts mitten in der Stadt
- Für die Ehrengarde geht nun die ungewisse Suche nach einer Alternative los
Die traditionsreiche Kölner Ehrengarde geht nicht in den Untergrund, sie hat endgültig den geplanten unterirdischen Festsaal unter der Hahnentorburg am Rudolfplatz verworfen. „Die Summe können wir finanziell nicht aufbringen, sie liegt weit über dem, was wir uns vorgestellt haben“, sagte Präsident Hans-Georg Haumann. Wie hoch sie ausgefallen ist, wollte Haumann nicht verraten.
Für die Ehrengarde geht nun die Suche nach einer Alternative los, sie soll auf jeden Fall im direkten Umfeld der Hahnentorburg bleiben, schließlich bildet das Denkmal seit 1988 die Heimat. Das soll laut Haumann auch zukünftig so bleiben, trotzdem ist er ein Stück weit besorgt über die aktuelle Situation. „Wir befinden uns im luftleeren Raum und suchen nach einer Zukunft für uns.“

Der unterirdische Festsaal bleibt ein Traum.
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Kaufen oder mieten? „Wir sind zu allem bereit“
Ein eigens gebildetes Gremium sucht nach einem geeigneten Raum, in dem die Ehrengarde ihre Korpsappelle mit bis zu 130 Mitgliedern durchführen kann. Auf die Frage, ob das Korps kaufen oder mieten möchte, sagte Haumann: „Wir sind zu allem bereit.“ Die bislang angedachten Alternativen in der Nähe hatten sich zerschlagen, in der dicht besiedelten Innenstadt dürfte es auch schwierig werden. Aktuell trifft sich der Vorstand schon mal im nahen Steigenberger-Hotel, die Hahnentorburg selbst ist gesperrt wegen der Bauarbeiten an den beiden neuen Bürogebäuden in direkter Nähe.

Vorher traf die Garde sich in der Brücke.
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Das Aus für den unterirdischen Saal ist gleichbedeutend mit dem Ende eines sehr ambitionierten Bauprojekts mitten in der Stadt. Wie berichtet, suchte die Ehrengarde seit Jahren eine Möglichkeit, einen neuen Saal zu bauen. Vorher traf sich das Traditionscorps seit 1988 in der Brücke zwischen der Torburg und dem Gebäudekomplex am alten Theater. Doch im September 2017 rissen Arbeiter die Brücke ab, denn auf dem benachbarten Baufeld entstehen die beiden Bürohäuser, eines davon heißt Wallarkaden. Sie sollen wohl 2020/2021 fertig sein, dann zieht die Garde zurück.
Hahnentorburg und Ehrengarde
Die Stadt bezeichnet die Hahnentorburg (1235-1240) als „das bedeutendste mittelalterliche Stadttor Kölns“. Ab 1888 war das erste historische Museum untergebracht, die Torburg steht unter Denkmalschutz.
1988 übernahm die Ehrengarde von 1902 das Haus, gründete einen Förderverein zur Instandsetzung.
80 000
Euro jährlich kostet der Erhalt, die komplette Generalsanierung 2007/2008 kostete die Ehrengarde 700 000 Euro. Die Ehrengarde ist eins von neun Traditionskorps im Kölner Karneval und hat mittlerweile 350 Mitglieder. (mhe)
Ein ambitionierter Architektenwettbewerb der Ehrengarde für einen sechsstelligen Euro-Betrag hatte im April 2017 ober- und unterirdische Lösungen präsentiert, eine Jury um den damaligen Baudezernenten Franz-Josef Höing einigte sich auf den Entwurf von Kister, Scheithauer, Gross. Er sah einen maßvollen Anbau an der Torburg vor sowie zwei Untergeschosse samt Garderobe, Vorraum und dem 150 Quadratmeter großen Festsaal, neun Meter unter der Erde. Höing sprach von einer „betörenden Lösung“, einem „heiteren Aufflackern einer Welt, die unter der Erde verschwindet“. Schon damals war aber klar: Das wird teuer. Haumann sagte: „Aber die Finanzierung wird ein Generationenprojekt sein, das uns 25 bis 30 Jahre beschäftigen wird.“

Gegenüber entstehen zwei Bürohäuser
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Doch im Januar 2018 kam der erste Schock, eine bautechnische Analyse ergab viele Probleme, beispielsweise hätten die Fundamente der beiden Türme verstärkt werden müssen (die Rundschau berichtete). Es wäre eine weitere Millionen-Belastung gewesen. Haumann sagte damals: „Nun lassen wir eine Variante B erstellen.“
Am unterirdischen Saal wollte die Ehrengarde aber festhalten – das hat sich mittlerweile geändert: Die Ehrengarde sucht einen neuen Saal für ihre Treffen. Die im Ideenwettbewerb präsentierten oberirdischen Lösungen sind laut Haumann dabei keine Alternative, sie bleiben in der Schublade. Es geht wieder ganz von vorne los.