Der „Medibus“ steht vor der Flüchtlingsunterkunft an der Messe. Allerdings haben die Mediziner nicht mehr alleine Corona im Fokus. Tuberkulose ist ein zunehmendes Thema.
Tests im Hightech-BusViele Tuberkulose-Erkrankungen bei Geflüchteten in Köln

Mit einem kleinen Stich testet Dr. Werner Stolle, ob seiner kleiner Patient die Tuberkulose-Erkrankung in sich trägt.
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Nein, die Pandemie ist noch nicht vorbei. Im „Medibus“ vor der Flüchtlingsunterkunft Halle 3 der Messe in Deutz werden auch noch Coronaimpfungen verabreicht. Doch darauf liegt zurzeit nicht der Fokus des Medizinteams aus dem städtischen Gesundheitsamt. „In der Ukraine gibt es rund eine 15-mal höhere Tuberkulose-Inzidenz als in Deutschland“, berichtet Impfärztin Aliza Bredl.“
Hightech gegen schlummernde Krankheit
Es sieht aus, wie eine Impfung. Doch das was Dr. Werner Stolle gerade bei dem kleinen Jungen injiziert, ist ein Substanz, die auf die Erreger der Tuberkulose reagiert. Bilde sich an der Injektionsstelle in den kommenden Stunden eine Wölbung, sei das ein Indiz für eine Tuberkuloseerkrankung, erklärt seine Kollegin Bredl. Das Tückische bei der durch Bakterien ausgelösten Krankheit ist, sie kann unentdeckt vor sich hin schlummern. „Unter anderem Stress kann ein Auslöser für einen Ausbruch sein“, ergänzt Bredl. Und Stress ist genau das, was Menschen auf der Flucht haben.
Die zwei Medibusse, die zurzeit in Köln unterwegs sind, sind bestens ausgerüstet, um auch solchen heimtückischen Erkrankungen auf die Spur zu kommen. Darum hat sich die Firma „cisco“ gekümmert. Das IT-Unternehmen unterstützt und fördert das soziale Engagement seiner Mitarbeitenden. „Das haben unsere Kollegen auf die Beine gestellt“, berichtet Peter Laxy, Bereichsleiter bei „cisco“.
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Das Kernstück ist eine Videoportal, über das die Ärzte Kontakt zu einer großen Zahl von Dolmetschern aufnehmen können. Das Netzwerk ist in der Lage, innerhalb kürzester Zeit aus 50 Sprachen zu übersetzen. Äußerst nützlich, wie Bredl bestätigt: „Ich kann nur eine paar Brocken Russisch“, gesteht die Ärztin. Für vertiefte medizinische Beratung bei Geflüchteten aus der Ukraine reicht das nicht. Es sei denn: „Vor wenigen Wochen hatte ich eine Ukrainerin als Patientin, die sprach fließend Deutsch. Auf meine Frage, seit wann sie in Deutschland sei, sagte sie, seit August. Das hat mich tief beeindruckt, wie sie die Sprache in kaum vier Monaten erlernt hat.“
Gebaut wegen der Flutkatastrophe
Ein weiteres Ausstattungsdetail des „Medibusses“: Kühlschränke mit Sensortechnik. So wird gewährleistet, das Impfstoffe immer der vorgeschriebenen Temperatur ausgesetzt sind. Auch dabei geht es nicht mehr alleine um Corona. „Masern, Röteln, Windpocken“, zählt Bredl auf. In den Hightech-Bussen sind die Mediziner für alle Fälle gewappnet. Ausgerüstet hat „cisco“ die Busse anlässlich der Flutkatastrophe vor allem im Ahrtal. In der Flüchtlingskrise habe sie sich nun erneut bewährt. Vier Medibusse sind in Deutschland unterwegs. Zwei davon in Köln.