Die Stadt Köln will die Ausrichtung der Deutzer Kirmes wieder an die Gemeinschaft Kölner Schausteller vergeben - das sind die Gründe.
Verwaltung favorisiert Kölner SchaustellerGKS soll Deutzer Kirmes wieder ausrichten

Die Achterbahn „Wilde Maus“ auf der Deutzer Kirmes. Um die Ausrichtung des Volksfests gab es 2024 erbitterten Streit.
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Die Gemeinschaft Kölner Schausteller e. G. (GKS) soll in den nächsten fünf Jahren die Deutzer Kirmes ausrichten. Nach Rundschau-Informationen will die Stadt Köln die Dienstleistungskonzession für die Ausrichtung der Frühlings- und Herbstvolksfeste in den Jahren 2025 bis 2029 an die GKS vergeben. Diese hat sich in einem Auswahlverfahren gegen den Leverkusener Schausteller Wilfried Hoffmann durchgesetzt. Er hatte die Oster- und Herbstkirmes im vorigen Jahr zum ersten Mal ausgerichtet, nach einem Rechtsstreit war er per Losentscheid zum Zug gekommen. Die GKS, die die Deutzer Kirmes jahrzehntelang veranstaltet hatte, ging damals leer aus. Jetzt soll sie eine Konzession für die nächsten zehn Volksfeste erhalten.
Deutzer Kirmes: Konzession europaweit ausgeschrieben
Ursprünglich sollte die Politik im Verwaltungsausschuss des Stadtrats bereits am 3. Februar grünes Licht für die GKS geben. Doch der Beschluss wurde wegen Beratungsbedarfs der CDU vertagt. Nun soll die Vergabe in Kürze per Dringlichkeitsentscheidung erfolgen. Denn ein Beschluss in der nächsten regulären Sitzung am 24. März käme zu spät. Die Osterkirmes startet am 19. April, ab 7. April wird aufgebaut.
Die Stadt hatte die Konzession für 2025 bis 2029 europaweit ausgeschrieben. Nach Rundschau-Informationen haben sich nur die GKS und Wilfried Hoffmann fristgerecht beworben, es gab keine weiteren Bieter. Bewertet wurden die Angebote nach einem Punktesystem anhand acht verschiedener Kategorien, darunter „Veranstaltungsleitung“, „Sanitär-, Reinigungs- und Entsorgungskonzept“ sowie „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“.
Maximal 30 von 100 möglichen Punkten hat die Fachverwaltung (Ordnungsamt etc.) verteilt. Die restlichen 70 Punkte wurden durch eine Findungskommission vergeben, in der fünf Mitglieder der Bezirksvertretung Innenstadt, fünf Mitglieder des Stadtrats und ein Vertreter der Verwaltung saßen. Aus ihren Punktevergaben wurde für jede Kategorie ein Durchschnittswert gebildet. Unterm Strich erhielt die GKS 76,49 von 100 möglichen Punkten und setzte sich damit gegen Hoffmann mit 74,93 Punkten durch.
GKS hatte die Deutzer Kirmes jahrzehntelang veranstaltet
Wie die Rundschau erfuhr, gab es in der Bewertung der Angebote größere Unterschiede etwa beim „Be- und Überwachungskonzept“. Hier erhielt Hoffmann von der Verwaltung 6,2 von zehn möglichen Punkten, in einer Anmerkung heißt es knapp: „Die Anforderungen wurden erfüllt.“ Dagegen bekam die GKS 9,4 von zehn Punkten, die Verwaltung hält fest: „Die Einsatzplanung wurde sehr detailreich und umfangreich dargestellt, die Detailtiefe geht weit über das geforderte Maß hinaus (…).“ Hoffmann schnitt unter anderem in der Kategorie „Angebotsvielfalt/-entwicklung“ besser ab.
Die GKS hatte die Deutzer Kirmes jahrzehntelang veranstaltet, ohne dass es andere Bewerber gab. Als Hoffmann sich 2023 erstmals bewarb, erhielt er den Zuschlag, nachdem die Stadt die GKS wegen angeblich fehlender Versicherungsnachweise vom Verfahren ausgeschlossen hatte. Dagegen klagte die GKS und siegte vor Gericht. Die Stadt musste die Vergabe erneut durchführen, setzte dabei auf einen Losentscheid. Den gewann Wilfried Hoffmann, was bei der GKS für großen Frust sorgte. Ein weiterer Rechtsstreit drehte sich um die Stromanschlüsse auf dem Kirmesgelände an der Deutzer Werft. Die GKS hatte sie auf eigene Kosten errichtet und wollte untersagen, dass die Stadt sie ihrem Konkurrenten zur Verfügung stellt. Doch das Gericht entschied gegen die GKS.
Noch ist die Entscheidung über die Vergabe für fünf Jahre nicht in trockenen Tüchern. „Wir haben noch nichts von der Stadt gehört. Wir sind sehr gespannt und sitzen auf heißen Kohlen“, sagt die GKS-Aufsichtsratsvorsitzende Tanja Hoffmann. Man habe das Konzept für die Kirmes erweitert und aktualisiert, hoffe auf den Zuschlag.
Auch Hugo Winkels, Sprecher des Schaustellers Wilfried Hoffmann, sagt auf Nachfrage, dass noch keine Information der Stadt vorliege. „Wir haben uns gut vorbereitet und können jetzt nur abwarten.“
Je länger die Entscheidung dauert, desto weniger Zeit bleibt für die Organisation. Denkbar ist auch, dass der unterlegene Bieter Rechtsmittel einlegt. Das würde zu weiteren Verzögerungen führen.
Ein Sprecher der Stadt Köln erklärte auf Anfrage: „Aktuell ist noch kein Zuschlag an einen Bewerber erfolgt. Der Stadt Köln liegt eine Vergaberüge vor, deren Inhalte vor Zuschlagserteilung geprüft werden müssen.“ Bevor der Zuschlag erteilt werde, erfolge ein Ablehnungsschreiben an den unterlegenen Bewerber. Danach habe der unterlegene Bewerber „zehn Tage Zeit, Rechtsmittel gegen die Entscheidung einzulegen. Die Stadt Köln kann sich erst im Anschluss öffentlich äußern.“
Porzer Inselfest für 2025 bis 2027 ausgeschrieben
Auch um das Porzer Inselfest, das jedes Jahr an Christi Himmelfahrt an der Groov in Zündorf stattfindet, gab es im vergangenen Jahr Zoff. Schausteller Wilfried Hoffmann hat es seit 2019 für die CDU organisiert. Als die Gemeinschaft Kölner Schausteller 2024 die Deutzer Kirmes verlor, bewarb sie sich erstmals um die Ausrichtung des Inselfests, kam aber nicht zum Zuge. Eine Klage der GKS gegen ihre Nichtberücksichtigung wies das Verwaltungsgericht ab.
Die Stadt Köln hat am 20. Dezember ein Auswahlverfahren für die Ausrichtung des Inselfests in den Jahren 2025 bis 2027 gestartet, das zwar von der CDU veranstaltet wird, aber auf städtischem Grund stattfindet. Dazu wurde – wie bei der Deutzer Kirmes – eine Leistungsbeschreibung und eine Bewertungsmatrix veröffentlicht. Bewerbungen konnten bis 31. Januar eingereicht werden.
Wie die Stadt dem Verwaltungsausschuss mitgeteilt hat, erfolgt die Auswahl des künftigen Ausrichters nach Sichtung aller eingegangenen Anträge durch eine Findungskommission. Sie besteht aus Vertretern des Ordnungsdezernats, des Rechtsamts und des Ordnungsamts, der Stabstelle Wirtschaftsförderung sowie des Bürgeramts Porz. Zum Stand des Verfahrens erklärte ein Stadtsprecher auf Anfrage: „Das Verfahren läuft noch. Daher kann die Stadt Köln zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Auskünfte geben.“ (fu)