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Neuer Anlauf in Köln-DeutzStadt sucht erneut Investor für Grundstück am Ottoplatz

Lesezeit 4 Minuten
Das Grundstück, das die Stadt veräußern will, erstreckt sich vom Bahnhofsgebäude/Ottoplatz bis zu der langen Rampe hin zur Arena.

Das Grundstück, das die Stadt veräußern will, erstreckt sich vom Bahnhofsgebäude/Ottoplatz bis zu der langen Rampe hin zur Arena.

Gleich neben dem Bahnhof Messe/Deutz und dem vor Jahren neugestalteten Ottoplatz befindet sich ein Grundstück, das die Stadt bereits seit Jahrzehnten nicht los wird.

Wir schreiben das Jahr 2024. Gefühlt ist das ganze Kölner Zentrum bebaut. Das ganze Zentrum? Nein. Ein von einer langen Leidensgeschichte geplagtes Grundstück wartet immer noch auf einen Interessenten, der nach zahlreichen fehlgeschlagenen Anläufen eine städtebauliche Lücke schließt. Direkt neben dem Ottoplatz vor dem Deutzer Bahnhof sollte schon die spektakulärste Architektur entstehen, doch immer kam etwas dazwischen. Nach mehr als 20 Jahren der Anläufe sucht der Otto-platz nun erneut einen Nachbarn, denn die Stadt bietet das Grundstück — auf dem sich heute noch ein Parkplatz befindet — zum Festpreis von 12,15 Millionen Euro an.

Blick in Richtung Stadthaus und Arena: Aktuell befindet sich auf der Fläche neben dem Ottoplatz noch ein Parkplatz.

Blick in Richtung Stadthaus und Arena: Aktuell befindet sich auf der Fläche neben dem Ottoplatz noch ein Parkplatz.

Cologne One

20 Jahre ist der erste große Wurf her, als die Firma Tenkhoff Properties eine Kaufabsicht für das Grundstück äußerte. Der 96-Meter-Turm „Cologne One„, entworfen von Star-Architekt Helmut Jahn, mit 27 Stockwerken sollte dort entstehen. Damals war die Rede von 16,24 Millionen Euro Kosten für das Grundstück. Wobei die Rundschau damals berichtete, dass aufgrund von zeitlichen Verzögerungen auch ein Rabatt von sechs Millionen Euro im Raum stand, dann hätte das Grundstück bereits damals für nur 10,2 Millionen Euro den Besitzer gewechselt. Nachdem der Kölner Dom aufgrund der Planung des gläsernen Wolkenkratzers auf die Liste der gefährdeten Weltkulturerbestätten der Unesco geriet, waren die Pläne Ende 2005 schon wieder vom Tisch.

Neue Lanxess-Zentrale

Nur drei Jahre später kündigte der Chemiekonzern Lanxess — Namenssponsor der Deutzer Arena — an, seinen Hauptsitz von Leverkusen nach Köln zu verlegen. Entwürfe zeigten einen großen, pfeilförmigen Glasbau. Doch die Finanzkrise machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. 2011 nahm Lanxess die Pläne wieder auf, entschied sich jedoch gegen den Ottoplatz und bezog seine neue Zentrale im früheren Lufthansa-Hochhaus an der Deutzer Brücke.

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Die Visualisierung zeigt den Entwurf von AIP Architekten für das Casino-Gebäude mit Blickwinkel von den Bahnhofsgleisen.

Die Visualisierung zeigt den Entwurf von AIP Architekten für das Casino-Gebäude mit Blickwinkel von den Bahnhofsgleisen.

Ein Casino für Köln

2012 begann die Suche nach einem Standort für eine neue Spielbank in Köln. Erst war die Cäcilienstraße hoch im Kurs, doch der Architektenwettbewerb fand für das 2279 Quadratmeter große Grundstück zwischen Bahnhof Messe/Deutz und dem Stadthaus statt. Anbindung ans Fernreisenetz der DB und die Autobahn sowie die Nähe zur Messe sprachen für den Standort in Deutz. 2018 sollen dann ungeahnte Probleme mit dem Baugrund den Kauf des Grundstücks durch den damaligen Casino-Betreiber Westspiel beziehungsweise die NRW-Bank verhindert haben.

Komplexer Untergrund

Die Probleme mit dem Baugrund sind mittlerweile bekannt. Die Verwaltung zählt in ihrem Exposé für den geplanten Verkauf des Grundstücks einige Punkte als anspruchsvolle Rahmenbedingung für die Bebauung auf. Dazu gehören unter anderem die notwendige Überbrückung des darunter verlaufenden U-Bahn-Tunnels, wo „jeglicher Lasteintrag auszuschließen“ sei, sowie die „zu erwartenden archäologischen Funde“. Bereits 2018 war bekannt, dass dort eine alte Festungsmauer im Boden existiert.

Kein Hochbauvorhaben

Auch die Höhenbegrenzung ist ein limitierender Faktor. Von den einst geplanten 100 Metern Höhe ist längst keine Rede mehr. Im Exposé steht zwar noch, dass der Kaufpreis auf einer Annahme einer Geschossflächenzahl von 15 basiert. Die Stadt betonte jedoch auf Anfrage der Rundschau, dass „die Realisierung eines Hochpunktes (...) planungsrechtlich nicht möglich“ sei. Es könnte zwar neues Planungsrecht geschaffen werden, eine erneuter Versuch dort einen Hochpunkt zu etablieren, ist jedoch kaum mehr vorstellbar.

Der neue Investor muss beim Kauf des Grundstücks also mit großem finanziellen Aufwand für den Risiko-behafteten Baugrund rechnen und zugleich mit wenig Fläche durch die geringe Höhe kalkulieren. Ob allein die zentrale Lage direkt am Bahnhof diese Rechnung attraktiv macht, wird sich spätestens zur Abgabefrist für Angebote im September dieses Jahres zeigen.

Mikrodepot

Eigentlich sollte in der Wartezeit auf ein neues Investorenprojekt auf der aktuell als Parkplatz genutzten Fläche ein Mikrodepot für Logistik entstehen. Allerdings teilte die Stadt kürzlich mit, dass der Förderzeitraum für das bereits im November 2022 beschlossene Pilotprojekt verstrichen ist. Damit gibt es keine Fördergelder mehr, was das Mikrodepot mehr als unwahrscheinlich macht. Die Stadt sei zwar weiterhin bemüht, das Pilotprojekt in Deutz zu realisieren, doch plant sie gleichzeitig, dass in zweieinhalb Jahren der neue Bebauungsplan stehen soll.