Die Initiative "Arsch huh" hat sich mit der Kundgebung am Sonntag verhoben. Der Aufruftext ist teils völlig verfehlt, meint Lokalchef Jens Meifert.
„Arsch huh“-Kundgebung„Gut gemeint ist nicht gut gemacht“
Eines wird man der Künstlerinitiative generell unterstellen dürfen: guten Willen. Gut gemeint war sicher auch der Aufruf zur Friedensdemonstration am Sonntag. Doch schon der zum Titel umfunktionierte Friedensevergreen „Give Peace a Chance“ signalisiert, dass das Weltverbessertum in der aktuellen Situation zu naiv gedacht war. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.
Mit dem in Teilen völlig verfehlten Begleittext lässt „Arsch huh“ mal eben beiseite, dass die Hamas mit einem barbarischen Terrorakt am 7. Oktober das jüngste Blutvergießen im Nahen Osten eingeleitet hat. Diese schauderhaften Verbrechen stehen für sich und dürfen durch nichts relativiert werden. Nicht am Tag danach und nicht zwei Monate später. Israel hat das Recht, sich zu verteidigen, dem Land gebührt in dieser Situation uneingeschränkte Solidarität. Besonders in Deutschland.Es ist unerträglich, dass jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger auch in dieser Stadt Angst haben müssen, Symbole ihres Glaubens wie den Davidstern zu zeigen.
Es ist richtig: Antisemitismus muss konsequent begegnet werden, und auch die muslimische Community ist hier besonders gefordert. Doch würde man sich klare Bekenntnisse von muslimischer Seite viel häufiger erhoffen. Braucht es dazu eine „Arsch huh“-Kundgebung? Und überschätzt sich die Initiative nicht kolossal, wenn sie einerseits Israel zur Seite stehen will und gleichzeitig für einen palästinensischen Staat in guter Nachbarschaft wirbt?
Trotz aller Kritik halten die Künstler und Künstlerinnen an der Veranstaltung fest, auch wenn viele der namhaften Musiker gar nicht dabei sind. Es bleibt zu hoffen, dass die Kundgebung nicht von Teilnehmenden instrumentalisiert wird und keine zweifelhafte Zeichen am Aachener Weiher ausgesendet werden. Gegründet hatte sich „Arsch huh“ 1992 als Initiative gegen Rechtsextremismus. Der Weltfrieden stand nicht auf der Agenda.