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Interview

Kölner Domkümmerin
„Verkehrsberuhigung im Altstadtkern sollte fortschreiten“

Lesezeit 5 Minuten
Constanze Gismanns Arbeitsbereich ist Kölns Altstadt mit ihrem viel besuchtem Domumfeld.

Constanze Gismanns Arbeitsbereich ist Kölns Altstadt mit ihrem viel besuchtem Domumfeld.

Constanze Gismann ist die neue „Domkümmerin“ in der Stadtverwaltung. Sie hat ein Auge auf das „Herz von Köln“. Wir haben mit ihr gesprochen

An Arbeit dürfte es Constanze Gisman in ihrem neuen Job nicht mangeln. Wie kaum ein anderes Areal steht der Dom und sein Umfeld im Fokus der Öffentlichkeit. Und es gibt nicht wenige Kritik an den dortigen Zuständen: Straßenmusiker, Flaggenmaler, Unrat... Frau Giesman, übernehmen Sie ...

Warum haben Sie sich um die Leitung der Stabsstelle Stadtbau im Quartier für die Domumgebung beworben?

Die koordinierende Tätigkeit ist etwas, was ich grundsätzlich sehr gerne mache. Und für das Herz der Stadt tätig sein zu dürfen, für das Domumfeld und den Altstadtkern, ist natürlich besonders reizvoll. Das ist der zentralste und bedeutendste Teil von Köln. Einfach eine schöne Herausforderung.

In Köln ist ihr Job weitestgehend unter dem Begriff „Domkümmerer“ bekannt. Ein Titel, den ihr Vorgänger nicht gerne hörte. Wie stehen Sie dazu?

Das ist natürlich eine Aufgabenbeschreibung, die für viele leicht verständlich ist. Unser Weltkulturerbe spielt eine entscheidende Rolle in Köln und ist der Magnet für die Tourist*innen. Aber wir kümmern uns um viel mehr als „nur“ um das Domumfeld. Letztendlich kümmere ich mich mit meiner Abteilung um den ganzen Altstadtkern und die vielen Nutzungen und Bedarfe, die Auswirkungen auf den öffentlichen Raum haben.

Wie ist Ihr Blick auf das Domumfeld?

Wir haben hier einen sehr attraktiven und schönen Bereich der Stadt. Genau das möchten wir wahren und ausbauen. Es ist aber auch ein Bereich, der sehr im Fokus der Aufmerksamkeit steht. Deshalb haben wir dort viele Anforderungen und Herausforderungen.

Welche Herausforderungen?

Den Anforderungen, die wir auch selber an das Domumfeld stellen, gerecht zu werden. Wir wollen hier ein attraktives Erscheinungsbild abgeben, Besucherinnen und Besucher willkommen heißen und ihnen mit einem qualitativ hochwertigen Stadtraum einen angenehmen Aufenthalt ermöglichen. Dafür müssen wir zum Beispiel die Bauabläufe der zahlreichen langfristigen Baumaßnahmen untereinander koordinieren. Die bedeuten unweigerlich Einschränkungen im öffentlichen Raum, dennoch muss die Zugänglichkeit von Kulturgütern, von der gesamten Altstadt, aber auch von Geschäftsbereichen gesichert sein. Auch die vielen Veranstaltungen, die in diesem Bereich stattfinden, müssen möglich bleiben.

Klingt, als sei das Domumfeld schon ganz in Ordnung, es muss nur noch das Leben darin geordnet werden. Tatsächlich aber gibt es seit vielen Jahren nicht enden wollende Kritik daran: Um nur mal ein paar Stichworte zu nennen: Wildpinkler, Straßenmusiker, Flaggenmaler, Souvenirläden mit Ramschangebot… Wollen Sie auch diese Herausforderungen angehen?

Das wollen wir, und das ist ein ständiger Prozess. Eine Aufgabe unserer Stabsstelle ist es, die Kommunikation mit allen zuständigen Dienststellen und außerhalb der Verwaltung Handelnden zu koordinieren. Wer immer ein Anliegen zum öffentlichen Raum im Domumfeld hat, kann sich an uns wenden. Und wir haben bereits schöne Erfolge erzielen können. Wenn Sie jetzt in die Altstadt gehen, werden Sie feststellen, dass die Baustellen geordnet, Informationstafeln vorhanden sind und Regeln gelten. Was wir auch schon erreicht haben: Eine Intensivierung der koordinierten Zusammenarbeit mit AWB und den Ordnungsdiensten, damit ein sauberes Umfeld geschaffen werden kann. Uns ist es ein Anliegen, mit allen im ständigen Austausch zu sein.

Wer mit der Stadtverwaltung engeren Kontakt bekommen hat, der musste meist lernen, richtig schwierig wird es immer, wenn mehr als ein Amt involviert ist. Mit Ihrer Stabsstelle sitzen Sie zwischen allen Stühlen. Welche Durchsetzungskraft haben Sie da überhaupt?

Wir sitzen nicht zwischen allen Stühlen, sondern bieten den Tisch an, um den sich alle Stühle gruppieren. Wir ermöglichen die Abstimmung untereinander, die absolut nötig ist. Das hat bereits mein Vorgänger auf beeindruckende Weise geschafft und ist so zu Ergebnissen gekommen, die sich sehen lassen können.

Können Sie auch, wenn nötig, auf den Tisch hauen?

Die Ämter agieren natürlich in ihrer eigenen Zuständigkeit. Aber wir haben die Möglichkeit zu eskalieren, wenn sich so gar keine Lösungen für ein Problem abzeichnen. Mein Bestreben ist es, möglichst einen Konsens zu finden. Klar muss aber sein: Wer auch immer im Altstadtkern etwas vorhat, wird an uns nicht vorbeikommen.

Das klingt immer noch alles sehr allgemein. Welches Problem im Domumfeld wollen Sie denn in der nächsten Zeit konkret anpacken?

Mir ist es ein großes Bedürfnis, dass wir weitere WC-Anlagen im Altstadtkern errichten. Der Plan lautet: Fünf weitere kostenfreie WC-Anlagen sollen installiert werden. Aber wie immer in solchen Fällen, ist das nicht leicht umzusetzen. Zwar begrüßt jeder mehr öffentliche WCs – aber nicht vor seiner Haustür. Diese Schwierigkeit gilt es noch zu meistern. Es gibt auch schon einen Verwaltungsvorschlag zum Umgang mit den Pflastermalern auf der Domplatte. Ich fände einen restriktiveren Umgang mit den Pflastermalern wünschenswert.

Es gibt auch ein Verkehrskonzept für die Altstadt, im Frühjahr 2019 beschlossen ...

Ich halte es auch für notwendig, dass die Verkehrsberuhigung im Altstadtkern weiter fortschreitet. Das bestehende Konzept ist bisher in Teilen realisiert. Hier bedarf es noch einer weiteren Umsetzung, die für die Bürgerinnen und Bürger eine erlebbare Verbesserung bewirkt. Der zurzeit von Baustellen geprägte, unruhige Altstadtkern wird in Zukunft mit der Fertigstellung des Kulturpfades Via Culturalis eine große Aufwertung erfahren. Ich bin stolz, an dem Prozess mitwirken zu dürfen. Die Stadt hat in der Altstadt und im Domumfeld wirklich Großes vor.