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Rhein-QuerungKommt der neue Brückenschlag?

Lesezeit 4 Minuten
London aus der Vogelperspektive: Von oben sind drei Brücken, in der Mitte die berühmte Millenium Bridge zu sehen, die die St. Pauls-Kathedrale mit dem Kunstmuseum Tate Modern verbindet.

Mit der beliebten Millenium Bridge (Mitte) hat die Weltmetropole London vorgemacht, wie eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer bestehende Querungen – in diesem Fall der Themse – entlasten und die Stadt attraktiver machen kann. Foto: picture alliance /dpa

Kommt der neue Brückenschlag in Köln? Welche Herausforderungen die Stadt bei dem Vorhaben von zwei neuen Rheinbrücken erwartet.

Barrierefreiheit und Erreichbarkeit der Brücken sind die größten Hürden für Fußgänger und Radfahrer in Köln. Sei es die nördliche Seite der Hohenzollernbrücke, oder auch die bereits seit Ewigkeiten bestehende Diskussion um eine Rampe zur Südbrücke. Beide gehören der Deutschen Bahn und nicht der Stadt. Die Idee der Verwaltung, die Situation für Radler und Fußgänger, aber auch für Senioren und Menschen mit Einschränkungen mit zwei neuen Rhein-Querungen zu verbessern, ist nicht neu, nimmt aber auch nicht wirklich Fahrt auf. Doch sind zwei neue Brücken in Köln überhaupt finanziell und verkehrstechnisch realisierbar? Eine Analyse.

Brücken kosten viel Geld

Die Kostenfrage ist schnell geklärt: Denn auf der Liste der Großbauprojekte, die die Stadt im November veröffentlicht hat, stehen zwei neue Brücken unter einem Punkt zusammengefasst. Eine soll den Rhein von der Bastei aus zum Rheinpark überqueren, eine weitere den Ubierring und den Deutzer Hafen verbinden. Kostenprognose für beide: 162,9 Millionen Euro. 80 Prozent davon könnten laut der Liste aus Fördermitteln kommen. Zuvor war in groben Schätzungen stets die Rede von 40 Millionen Euro je Rheinquerung gewesen. Für die Planung gibt es aktuell ein Budget von 1,2 Millionen.

Zeitraum noch unklar

Bei der Zeitfrage sucht man vergeblich nach Antworten. Es gibt noch keinen Planungsbeschluss. Letzter Stand war, dass dieser Anfang 2023 kommen soll. Als die Idee der beiden Querungen 2020 der Öffentlichkeit präsentiert wurde, war noch die Rede von einer Fertigstellung bis 2025. Doch ohne Beschluss gibt es keinen ernstzunehmenden Zeitplan.

Entlastung des Verkehrs

Eine ganz andere Frage bedarf bis zur Umsetzung noch einiger Diskussion: Bereichern die beiden Brücken wirklich die Stadt und entlasten ihren Verkehr? Ab hier muss eine Unterscheidung der beiden Projekte vorgenommen werden, dass machte bereits der ein oder andere Politiker in der Diskussion um die Großprojekte-Liste klar. Denn eine Verbindung vom Ubierring per Rad oder per Pedes in eines der größten Bauprojekte der Stadtgeschichte, den Deutzer Hafen, klingt nach einem Hauptgewinn, der den Umbau des alten innerstädtischen Industriehafens in ein modernes Stadtquartier zusätzlich aufwertet.

Eigentlich gibt es wenig, was gegen diese Verbindung über den Fluss spricht. Doch der Bau einer solchen Brücke ist laut Experten ein äußerst komplexes Vorhaben. Wie kommt die Brücke im Linksrheinischen mit der Stadtbahn und der Rheinuferstraße am Ubierring an? Eine Unterführung unter der Bahntrasse sei nur schwierig zu realisieren, da bei einer Barrierefreiheit mit maximal sechs Prozent Steigung kaum eine geeignete Höhe für den Schiffsverkehr erreicht werden kann. Die Severinsbrücke zum Beispiel ist rund neun Meter hoch. Wahrscheinlicher ist die Lösung über die Rheinuferstraße hinweg, mit langgezogenen Rampen und Treppen im Grünzug am Ubierring, möglicherweise in eckiger oder in runder Form.

Eine Bogenbrücke auf zwei Ebenen führt von der Bastei auf der linken Seite über den Rhein zum Rheingarten im Rechtsrheinischen.

Eine Visualisierung der Rheinbrücke von der Bastei aus zum Rheinpark der Architekten Trint und kreuder d.n.a.

Wert für die Stadt

Die andere geplante Brücke dagegen, die von der Bastei aus über den Rhein führt, könnte zur Diskussion gestellt werden. Sie soll im Rheinpark ankommen. Dahinter liegt – vom Wasser aus gesehen – die Messe. Da drängt sich die Frage auf, wer profitiert von dieser Querung? Zumindest könnte sie den innerstädtischen Verkehr entlasten, mit einem Schnellradwegenetz würde eine zweite Brücke ohne Kfz- und Zugverkehr die Verkehrswende weiter voranbringen. Allerdings ist auch die verkehrstechnische Anbindung dieser Brücke – besonders im dicht bebauten Linksrheinischen – laut Experten eine enorme Herausforderung. Dabei drängt sich noch eine Frage auf: Ist sie einen zweistelligen Millionenbetrag wert? Die Antwort wird der Stadtrat im nächsten Jahr mit seinem Beschluss geben.

Brücken der Zukunft

Fest steht lediglich, dass beide Brücken nicht nur bereits im Masterplan Innenstadt des Architekten Albert Speer aus dem Jahr 2008 verankert sind, sondern auch in der Stadtstrategie „Kölner Perspektiven 2030+“, die der Stadtrat vor rund einem Jahr beschlossen hat. Auf einer Zielkarte Mobilität sind noch zwei weitere Fußgänger- und Radbrücken eingezeichnet: Eine, die Niehl auf Höhe der Bremerhavener Straße mit Flittard verbindet und eine zwischen Godorfer Hafen und Langel.

Brückenentwurf als Masterarbeit

Eike Heidelberg ist Architektur-Absolvent der Technischen Hochschule Köln. Seine Masterarbeit ist ein Entwurf einer Brücke vom Deutzer Hafen zum Rheinauhafen. In einem Online-Dialog des Hauses der Architektur Köln spricht er am Dienstag, 10. Januar, ab 19 Uhr über seine Thesis. hda-koeln.de

Ein Modell von TH Köln-Absolvent Eike Heidelberg für die neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke vom Deutzer Hafen zum Ubierring

Modell für eine barrierefreie Brückenrampe am Ubierring von TH-Köln-Architektur-Absolvent Eike Heidelberg.