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KölnEngagiert
Haksun Gülcicek ist der Diplomat von Porz - Trainer, Schiedsrichter und Schiedsmann

Lesezeit 4 Minuten
Haksun Gülcicek

Haksun Gülcicek

Für sein ehrenamtliches Engagement bekommt der Porzer den Ehrenamtspreis der Stadt Köln.

„Hier ist mein Zuhause – hier gehöre ich hin!“ Haksun Gülcicek ist 49 Jahre alt, hat an vielen Orten in Deutschland und der Welt Spuren hinterlassen – aber er ist Porzer durch und durch. Schon sein Großvater kam nach Köln, um hier als sogenannter „Gastarbeiter“ für seine Familie zu sorgen, und er blieb, ebenso wie seine Kinder und Enkel. Dafür ist Haksun Gülcicek ihm dankbar. Sein Opa schärfte ihm ein, sich stets für andere einzusetzen, unentgeltlich und verantwortungsvoll. Daran hat der Jurist aus Porz sich gehalten – als Fußballtrainer, Schiedsrichter und als Schiedsmann am Amtsgericht Köln sowie beim Schiedsamt in Porz. Für die jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit wird Gülcicek nun mit dem Ehrenamtspreis der Stadt „KölnEngagiert“ ausgezeichnet, in der Kategorie „Miteinander-Preis Köln für Demokratie und Vielfalt“.

Haksun Gülcicek in seinem Veedel Porz. Hier ist er oft auf den Plätzen der SpVg. Porz anzutreffen, trainiert unter anderem auch seinen Sohn im Fußball und Basketball.

Haksun Gülcicek in seinem Veedel Porz. Hier ist er oft auf den Plätzen der SpVg. Porz anzutreffen, trainiert unter anderem auch seinen Sohn im Fußball und Basketball.

Kaum jemand ist in Porz wohl so vielseitig aktiv wie Haksun Gülcicek. Schon sein Name ist Programm: „Meine Eltern haben mir den sehr seltenen türkischen Namen Haksun gegeben, das bedeutet ‚Der, der Recht spricht‘. Das passt perfekt zu mir – ich war immer schon ein ausgleichender Typ, der gerne zwischen Streitenden vermittelt.“ Und wo passt das besser als im Sport? Der Fußball und der Basketball wurden seine ersten Leidenschaften. Der kleine Haksun wuchs in der berüchtigten Demo-Siedlung in Finkenberg auf, einer Hochhaussiedlung, die seinerzeit als Vorzeige-Wohnprojekt gestartet war. Das Fußballspielen machte ihm ebenso viel Spaß wie das Beobachten und Schlichten beim Fußball – und so erwarb Gülcicek schon mit 14 Jahren seine Schiedsrichterlizenz. „Ich durfte schon als Teenager Spiele der Bambini betreuen und pfeifen. Das schönste Highlight war, als ich im Alter von 16 Jahren ein Vorspiel im Stadion des 1. FC Köln pfeifen durfte – im riesigen Müngersdorfer Stadion. Da wusste ich, dass man es mit Fleiß weit bringen kann.“

Als Trainer in Porz, in den USA, in der Türkei und in Australien tätig

Später wurde Haksun Gülcicek zum Fußballtrainer ausgebildet, engagierte sich dank seiner B-Lizenz bei Porzer Vereinen, darüber hinaus betreute er College- und Universitäts-Teams in den USA, der Türkei und in Australien. Seine Stärken sind das Wort und die gute Tat – er spricht mit den Menschen, versucht zu schlichten und Schwachen auf die Beine zu helfen. Nach dem Abitur am Stadtgymnasium Porz studierte er Jura, Pädagogik, Psychologie und ging in die USA auf ein College, wo er sich von den amerikanischen Coaches und Trainern einiges abguckte. Engagement, Leidenschaft und Mitgefühl sind für ihn im Sport und im Berufsleben wichtig: „Ein Coach ist immer für seine Leute da und unterstützt sie auch außerhalb des Platzes. Daher sehe ich mich gerne als ein solcher Coach, nicht nur als Trainer.“

Dank seiner juristischen Kenntnisse übernahm er bald einen wichtigen Job in der Stadtgesellschaft, welcher den Ausschlag für den Ehrenamtspreis gab: Seit 2014 war Haksun Gülcicek vereidigter ehrenamtlicher Richter beim Amtsgericht Köln, 2020 übernahm er dann die Verantwortung als vereidigter Schiedsamtsleiter für den Bezirk Köln-Porz.

„Vor allem seit der Pandemie sind viele Menschen unsozialer geworden. Diskriminierung und Egoismus nehmen zu, viele ziehen sich zurück und hetzen gegen andere. Das macht mir Sorgen.
Haksun Gülcicek
Die Schiedsrichterlaufbahn hat er mittlerweile aufgegeben – das Training seines Sohnes setzt er jedoch fort. Seine Trainerkarriere will er in jedem Fall fortsetzen und bald im Amateurbereich wieder einsteigen.

Die Schiedsrichterlaufbahn hat er mittlerweile aufgegeben – das Training seines Sohnes setzt er jedoch fort. Seine Trainerkarriere will er in jedem Fall fortsetzen und bald im Amateurbereich wieder einsteigen.

Seine Tätigkeit als Schiedsmann bestärkt den Deutschen mit alevitischem Hintergrund in seinem Wirken, macht ihn jedoch auch oft nachdenklich: „Vor allem seit der Pandemie sind viele Menschen unsozialer geworden. Diskriminierung und Egoismus nehmen zu, viele ziehen sich zurück und hetzen gegen andere. Das macht mir Sorgen.“ Der Gang zum Schiedsamt ist nicht immer vorgeschrieben, aber oft der schnellste Weg, um eine Auseinandersetzung unbürokratisch und sehr kostengünstig zu beenden. Oft sind banale Dinge wie zu starker Grillgeruch Gründe für Nachbarschaftsfehden, und Gülcicek hat im Anschluss bei der Vermittlung alle Hände voll zu tun. „Das ist nicht einfach. Aber der Einsatz für andere gibt mir einfach Kraft. In meiner beruflichen Laufbahn konnte ich diese Werte ebenfalls einbringen. Unser Unternehmen unterstützt seit Jahren lokale Projekte und fördert den interkulturellen Austausch in der Immobilienbranche.“

Somit ist Gülcicek eine Art Diplomat in Porz – allseits bekannt und beliebt dank seiner eloquenten Art und seiner Fähigkeit, Menschen verschiedener Kulturen, Schichten und Generationen zusammenzubringen. Er repräsentiert sein Veedel. Auf dem Sportplatz oder beim Fußball mit seinem Sohn vergisst er dann all die Sorgen und Probleme, und tut sich selbst etwas Gutes. Dennoch sagt er immer wieder: „Ich habe Porz viel zu verdanken und freue mich darauf, auch in Zukunft einen Beitrag für ein lebenswertes Köln zu leisten.“ Am 18. August wird er im Historischen Rathaus den Ehrenamtspreis entgegennehmen – der ihn weiter anspornen wird. „Der Preis motiviert mich, meine Tätigkeiten weiter auszubauen und andere zu inspirieren, sich ebenfalls für unsere Stadt einzusetzen – es lohnt sich. Köln lebt vom Einsatz seiner Bewohner. Gemeinsam können wir noch viel bewegen – wir leben den kölschen Traum.“