Der erster Ansturm ist vorbeiGlühwein-Wanderungen in den Veedeln in der Kritik
Köln – Es gibt wieder sichtbares Nachtleben in den Ausgehveedeln Kölns. Die sogenannten „Glühwein-Wanderungen“ standen in den letzten Wochen jedoch häufig in der Kritik – zu schlechte Umsetzung der Corona-Hygieneregeln und der viele Müll bereiteten Bürgern und Stadt Sorgen. Am Freitagabend waren diese Probleme in der Südstadt kaum zu spüren, in Ehrenfeld dagegen löste das Ordnungsamt eine Ansammlung von 200 Menschen auf.
Angefangen hatten die „Glühwein-Wanderungen“ Mitte November. Einige Kneipen- und Restaurantbetreiber der Südstadt, darunter der Betreiber des südstädtischen „Elsa“, Thies Bumann, schlossen sich zusammen und erschufen einen Wanderweg durch das Veedel. Die Idee: Die Wanderer halten an den verschiedenen Lokalen, wo die Betreiber Glühwein oder Speisen am Fenster verkaufen.
„Zu Beginn waren wir überrumpelt, wie das durch die Decke gegangen ist“, erinnert sich Bumann. Doch es gab auch Probleme: Zu viel Müll und mangelnde Einhaltung der Hygieneregeln beispielsweise. Daniel Rabe, Betreiber der „Bagatelle“ und einer der Initiatoren der Tour, wurde das zu viel. Er stieg aus.
Schnelle Reaktion der Wirte
Die Wirte reagierten schnell: Vor den Lokalen sorgen inzwischen Ordner dafür, dass sich jeder an die Regeln hält. Viele Kneipen und Restaurants sind auf das Erfolgsmodell aufgesprungen – sowohl in der Südstadt, als auch in anderen Veedeln. Dadurch entzerrt sich die Situation.
Ansammlung in Ehrenfeld aufgelöst – sieben Stände geschlossen
Auch in anderen Veedeln ist die Glühwein-Wanderung angekommen. So ruhig wie in der Südstadt blieb es nicht überall. In Ehrenfeld löste das Ordnungsamt am Freitag laut Stadt eine Ansammlung von rund 200 Menschen auf. Sieben Stände auf der Bartholomäus-Schink-Straße zwischen Ehrenfeldgürtel und Schönsteinstraße wurden vorzeitig geschlossen. Anrufe von Anwohnern hätten laut Stadt zu dem Einsatz geführt.
Zu den geschlossenen Ständen gehörte am Freitag auch der des „Bumann & Sohn“. Auf Facebook bedankten die Betreiber sich bei den „99 Prozent der Leute, die sich bisher immer vorbildlich an die Regeln gehalten haben.“ Und an die restlichen 1 Prozent gerichtet: „Trinkt euren Glühwein das nächste Mal lieber zu Hause und riskiert damit nicht den Fortbestand der Kneipen-, Bar- und Clubszene.“ Die Glühweinwanderung sei für das Lokal ein „Licht in der Mitte des Tunnels“.
Probleme gab es nicht nur in Ehrenfeld. Auch am Brüsseler Platz und im Belgischen Viertel musste das Ordnungsamt Ansammlungen auflösen.
Stadtsprecher Alexander Vogel sagte: „Der Ordnungsdienst kontrolliert nach Kräften die Einhaltung der Corona-Regeln. Die Einhaltung der Regeln liegt im Interesse aller, deswegen kann, noch will die Stadt überall und zu jederzeit sein, sondern setzt weiterhin auf die Einsichtsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger und in diesem Fall auch auf die Verantwortung der Glühweinstand-Betreiber.“
Die Stadt behalte sich weitere Sanktionen vor. Der nächste Krisenstab werde darüber beraten, teilte Vogel mit. (sim)
Bumann sieht die Entwicklung positiv. „Uns ist allen daran gelegen, dass wir möglichst schnell wieder aufmachen können.“ Und so stellt sich die Lage am Freitagabend zumindest in der Südstadt anders dar, als es nach den Schilderungen der vergangenen Wochen zu erwarten war. Die Stimmung ist ruhig, längere Schlangen sind fast nirgendwo zu finden.
Je später der Abend wird, desto mehr ist zwar auch an den ehemaligen Hotspots wie dem „Elsa“, „Em Schnörres“ oder dem Rheinauhafen los. Doch unwohl fühlt sich hier niemand. Abstände und Maskenpflicht werden hier überall eingehalten, die Ordner haben die wenigen Ausnahmen schnell wieder im Griff. „99 Prozent der Gäste halten sich an die Regeln und sind auch überaus freundlich“, resümiert Bumann. Auch Nadja Maher, die einen Block weiter das „frau maher“ betreibt, teilt diese Einschätzung.
Keine Meldungen an das Ordnungsamt in der Südstadt
Dabei sind die Regeln, die die Wanderer beachten müssen, gar nicht mal so übersichtlich: In Einkaufsstraßen und an belebten Plätzen gilt nach wie vor eine Maskenpflicht, nur zum Trinken darf der Schutz abgenommen werden. Im Umkreis von 50 Metern zum Ausschankort darf allerdings nicht getrunken werden. Und bis spätestens 22 Uhr muss der letzte Schluck Glühwein getrunken sein. Ab dann greift das Alkoholverbot im öffentlichen Raum. Dafür gilt ab dem Zeitpunkt immerhin die Maskenpflicht nicht mehr. Insbesondere die 50 Meter Mindestabstand zum Ausschank sind in der Praxis jedoch schwer einzuhalten. Aufgrund der hohen Anzahl an Ausschankorten ist es schwer, einen Ort zu finden, an dem der Abstand in alle Richtungen eingehalten werden kann.
Das Ordnungsamt nahm die positive Entwicklung wahr. „Aus der Südstadt sind uns im Zusammenhang mit den Glühweinwanderungen keine Meldungen bekannt“, sagte Stadtsprecher Robert Baumanns.
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Für die Wirte ist der Glühweinverkauf ein „Zubrot“, stellt Bumann fest. Aber: „Der Glühwein allein ist nicht ausreichend.“ Er sei dennoch auf die ausstehenden Novemberhilfen angewiesen. Für ihn gehe es aber um etwas anderes: „Man hat endlich wieder was zu tun.“