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Lüftung defektDrogenkonsumraum in Köln fünf Monate geschlossen

Lesezeit 3 Minuten
Blick in den im Mai 2022 eröffneten Drogenkonsumraum der Stadt Köln am Neumarkt, hier der Raum für den intravenösen Drogenkonsum.

Blick in den im Mai 2022 eröffneten Drogenkonsumraum der Stadt Köln am Neumarkt, hier der Raum für den intravenösen Drogenkonsum.

Crack ist in Köln auf dem Vormarsch - das bestätigen auch Zahlen des städtischen Gesundheitsamts.

Der Crack-Konsum in Köln hat stark zugenommen, warnte Polizeipräsident Johannes Hermanns unlängst im Interview mit der Rundschau. Die Folge sei eine zunehmende Verelendung der Suchtkranken, das sei am Neumarkt bereits deutlich wahrnehmbar.

Crack wird aus Kokainpulver, Natron und Wasser hergestellt. Die Kristalle werden in einer Crackpfeife geraucht. Das löst einen starken Rausch aus, der aber schon nach zehn bis 15 Minuten nachlässt, weshalb die Suchtkranken rasch wieder konsumieren wollen.

Zahlen des Kölner Gesundheitsamts bestätigten den Trend, dass in Köln mehr harte Drogen geraucht werden, vor allem Crack. Demnach macht das Rauchen inzwischen fast die Hälfte aller Konsumvorgänge im städtischen Drogenkonsumraum am Neumarkt aus. Das ergibt sich aus einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der CDU-Fraktion. Darin räumte die Stadt ein, dass der Raum für den inhalativen Konsum, also das Rauchen von Crack oder Heroin, wegen technischer Probleme fünf Monate lang geschlossen war.

Crack-Konsum am Kölner Neumarkt auf dem Vormarsch

Im Juli 2024, einen Monat vor der Schließung, registrierte das Gesundheitsamt im Drogenkonsumraum am Neumarkt insgesamt 4538 Konsumvorgänge. Das sind im Schnitt rund 160 am Tag, gerechnet auf eine Sechstagewoche. Sonntags ist der Konsumraum nicht geöffnet. Die Angebote des Konsumraums im Gesundheitsamt, mit denen die Stadt etwas gegen die Verelendung von Drogenkranken und den Konsum in der Öffentlichkeit unternehmen will, nutzten im Juli 428 Personen.

Nach der Schließung des Raucherraums  ging die Resonanz deutlich zurück. Im November 2024 sank die Zahl der Konsumvorgänge auf 2533, durchschnittlich knapp 100 am Tag die Zahl der Nutzer auf 232, so die Stadt. Das waren rund 200 weniger Konsumvorgänge und rund 200 weniger Konsumenten.

Der Raum für den inhalativen Konsum wurde am 21. August 2024 geschlossen, weil die Lüftungsanlage defekt war, und erst am 20. Januar 2025 wieder geöffnet. Auf Nachfrage der Rundschau, warum die Reparatur so lange gedauert hat, erklärte eine Stadtsprecherin: „Seit Eröffnung des Drogenkonsumraums im Mai 2022 nahm der inhalative Konsum deutlich zu, womit in diesem Maße nicht gerechnet werden konnte. Auch fehlen vergleichbare technische Werte bezüglich der Kapazitäten der Lüftung. Dadurch waren die Lüftungskapazitäten im Raucherraum bald ausgeschöpft.“

Köln: Probleme mit der Lüftung im Drogenkonsumraum der Stadt

„Um gesundheitsschädlichen Luftaustausch zwischen dem Raucherraum und den anderen Räumen, in denen kein inhalativer Konsum stattfindet, zu verhindern“, so die Sprecherin der Stadt Köln, folgten „zum einen umfangreiche Untersuchungen und Reinigungsarbeiten in den Lüftungsrohren der Lüftungsanlage sowie zum anderen kurz- und langfristige bauliche Veränderungen mit entsprechenden Planungs- und Vergabezeiten.“ Der Raum für intravenösen Konsum, also für die Injektion von Drogen, sei in dieser Zeit weiterhin geöffnet gewesen. Den Raucherraum habe man „in Abstimmung mit dem arbeitstechnischen und arbeitsmedizinischen Dienst“ vor einer Woche wieder in Betrieb nehmen können.

Wie viele suchtkranke Personen sich am Neumarkt aufhalten, könne man mangels Daten nicht sagen, erklärte die Stadt in ihrer Antwort auf die Anfrage der CDU. Die Zahl der Rettungseinsätze nach Konsum von Opiaten mit Bewusstlosigkeit und Atemstillstand sei „deutlich zurückgegangen“.


Der Drogenkonsumraum am Neumarkt

Nach jahrelangen Diskussionen war der Konsumraum an der Rückseite des Gesundheitsamts im Mai 2022 eröffnet worden, um den offenen Konsum harter Drogen im Straßenraum am Neumarkt einzudämmen und suchtkranken Menschen zu helfen. Sie können hier an zwölf Plätzen unter hygienischen Bedingungen konsumieren, erhalten Hilfs- und Beratungsangebote, außerdem gibt es einen Aufenthaltsraum, medizinische Versorgung, Dusche und WC, etwas zu trinken und zu essen sowie Möglichkeiten, Wäsche zu waschen. Der Zugang erfolgt über den Eingang Lungengasse 8. Die Utensilien für den Drogenkonsum werden kostenfrei bereitgestellt. Die sachgerechte Entsorgung wird übernommen. Spritzentausch wird ebenfalls angeboten.

Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag: 8 bis 23 Uhr Mittwoch: 10 bis 23 Uhr Samstag: 11 bis 18:30 Uhr Sonntag: geschlossen. (fu)