Serie „Fundstücke“Bilder vom Kölner „Damals“ – Die Geburt der Kölner Rheinseilbahn
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Für die Serie „Fundstücke“ steigen wir hinab ins Archiv – und zeigen unsere Schätze.
Die Geburt der Kölner Rheinseilbahn
Der letzte Pfiff, das gewisse Etwas, das in aller Munde sein würde – genau danach suchte Köln im Hinblick auf die Bundesgartenschau 1957. Außerdem fehlte eine Verbindung über den Rhein, um das Gelände auch von Norden erschließen zu können. Man fand eine Lösung, die es so in Europa noch nicht gab - die Rheinseilbahn, die über einen Strom geführt werden sollte.
Am 21. Juli 1955 beschloss der Rat der Stadt, eine viersitzige Kleinkabinenbahn über den Rhein zu errichten. Zwei Jahre später konnte das neue Verkehrsmittel eröffnet werden. Am 18. April 1957, Gründonnerstag, erhielt die Kabinen-Schwebebahn die offizielle Genehmigung der Aufsichtsbehörde für den Betrieb. Diese galt erst einmal nur befristet für dreieinhalb Jahre. Zur Feier des Tages gab es mittags die erste Luftreise über den Rhein.
2400 Personen in der Stunde
In die rot-weiße, mit Tannengrün geschmückte erste Gondel stiegen der damalige Oberbürgermeister Theo Burauen und Oberstadtdirektor Dr. Max Adenauer. Die Kölner selbst allerdings mussten noch warten, bis sie den neuen Blick schwebend von oben auf die Stadt genießen konnten. In den regulären Betrieb ging die Seilbahn erst mit der Eröffnung der Bundesgartenschau am 26. April 1957.
Eine Ausnahme gab es allerdings für die Betriebsangehörigen der Firma J. Pohlig aus Köln-Zollstock, die die 685 Meter lange Seilbahn errichtet hatte. 5000 Freikarten gab es für die Firmenmitarbeiter, diese konnten an Karsamstag eingelöst werden. Der erste Härtetest für den Betrieb der Seilbahn mit ihren insgesamt 50 Stahlkabinen, die stündlich 2400 Personen befördern konnte.
Hin und zurück für 1,70 DM
Allerdings wurden zur Materialschonung anfangs nur 42 Kabinen in Betrieb genommen. Das Interesse der Kölner und der Bundesgartenschau-Besucher an dem neuen Beförderungsmittel war riesig. Schon in der ersten Maiwoche wurde der 100 000. Besucher erwartet. Vor allem an den Wochenenden bildeten sich lange Schlangen an den Kassen.
Der Fahrpreis für eine Hin- und Rückfahrt betrug zu Anfang 1,70 D-Mark. Die Betriebserlaubnis wurde 1961 verlängert, aber mit dem Bau der Zoobrücke wurde ihr Fortbestand in Frage gestellt. Eine Ablenkung der Autofahrer wurde befürchtet. Bis zum 30. September 1963 musste die Bahn abgebaut werden.
Am 23. Juli 1964 beschloss der Rat dann, dass die Seilbahn wieder aufgebaut werden solle. Die rechtsrheinischen Pylone und die Station im Rheinpark mussten neu erstellt werden. Am 22. August 1966 feierte die modernisierte und auf 935 Meter verlängerte Rheinseilbahn die erneute Inbetriebnahme. 1998 wurde sie an die KVB angegliedert. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie dann umbenannt in "Kölner Seilbahn".
Als die Ringe noch Kölns Prachtboulevard waren
Anfang der 1880er Jahre ist Köln eine einzige Baustelle. Kanäle werden verlegt, in der Altstadt die Straßen erweitert und der Bau der Neustadt ist in vollem Gang – inklusive dieser sechs Kilometer langen Ringstraße für das neue Stück Stadt.
Josef Stübben und Karl Henrici haben sie bewusst als Kette festlicher Räume gestaltet mit zehn Abschnitten unterschiedlicher Breite und Gestaltung. Am 11. Juni 1886 – vor 130 Jahren – konnte die Einweihung dieses Prachtboulevards gefeiert werden.
Eine der schönsten Straßen der Welt
„1889 wurde sie bereits als ,eine der schönsten Straßen der Welt‘ bezeichnet und gehört heute zum wertvollsten städtebaulichen Inventar der Stadt“, schriebt Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamts, 2011 im Vorwort zu einer Interdisziplinären Planungswerkstatt Kölner Ringstraßen, bei der Perspektiven für einen innerstädtischen Boulevard des 21. Jahrhunderts herausgearbeitet wurden.
Die Ringe seien seit ihrer Entstehung ständigen Veränderungen ausgesetzt und würden dies auch in Zukunft sein, schreibt Müller weiter. Nahezu alle baulichen und gestalterischen Eingriffe seit 1898 seien nach den jeweils aktuellen Standards und Erfordernissen erfolgt, sodass die Ringstraßen heute in der Gesamtschau ein Sammelsurium unterschiedlicher Beläge, Stadtmöblierungen, Verkehrsanlagen und Beschilderungen bildeten.
Neugestaltung dieses wichtigen Kölner Stadtraums
Stadtraummanagerin Susanne Flau will auch heute die Kölner Ringe wieder attraktiver gestalten. Gemeinsam mit der Bezirksvertretung Innenstadt soll ein kurzes Pilotstück festgelegt werden, um Gestaltungsstandards zu erarbeiten. Es sind erste Ansätze, um die Ringe attraktiver zu gestalten.
Schließlich waren die Kölner Boulevards, wie es der Masterplan formuliert, einst die „feudalen innerstädtischen Wohnadressen der Stadt, mit bedeutenden öffentlichen Bauten.“ Kriegszerstörung und verkehrliche Überformung hätten die städtebauliche Qualität der Ringe und ihrer gliedernden Platzräume bisweilen sogar zerstört. Aber die genaue Ausdehnung ist vollständig erhalten, so dass der Masterplan die Chance sieht, die „Adressengunst dieses besonderen Stadtraum wiederbeleben und fördern“ zu können.
Stadtentwicklungsdezernent Franz-Josef Höing versichert: „Die Aufwertung der Ringe ist eine Mammutaufgabe, zu der uns die in der Werkstatt entstandenen Pläne hilfreiche Leitlinien geliefert haben. Der Umbau des Ebertplatzes ist der erste Schritt der Neugestaltung dieses wichtigen Kölner Stadtraums.“
Als John F. Kennedy Kölle Alaaf rief
US-Präsident John F. Kennedy sprach nach seinem Eintrag in das Goldene Buch am 23. Juni 1963 am Rathaus vor Tausenden von Kölnern.
Zu Beginn seiner kurzen Ansprache überbrachte der Präsident die Grüße der Bürger Amerikas: "Dazu gehören auch die Grüße von Köln in Minnesota, Köln in New Jersey und sogar Köln in Texas."
"JFK" pries das Wirken von Kanzler Konrad Adenauer für Frieden und Freiheit und die große Geschichte Kölns. Als Bürger Bostons zeigte er sich beeindruckt vom Lehren des Albertus Magnus in Köln, 400 Jahre vor der Gründung der Harvard Universität.
"Köln spielt seit römischer Zeit eine besondere Rolle beim Bewahren westlicher Kultur, Religion und Zivilisation", rief Kennedy den begeisterten Kölnern zu. Der charismatische Präsident beendete seine Ansprache mit einem umjubelten "Kölle Alaaf".
Schon 1911 erste Gespräche über Kölns U-Bahn
Sich unterirdisch von A nach B zu bewegen, ist heute eine Selbstverständlichkeit. Aber die Geschichte der U-Bahnen in Köln begann erst vor knapp 51 Jahren: Am 22. Februar 1962 war es so weit. Der Rat der Stadt beschloss damals: Köln bekommt eine U-Bahn.
Ein Jahr später fand die Grundsteinlegung für den ersten Abschnitt von der Station Dom/Hauptbahnhof über den Appellhofplatz bis zum Friesenplatz statt. Dabei hatte es bereits 1911 erste Gespräche der Stadtväter über eine U-Bahn gegeben - mit großem Optimismus und dem Blick auf fast eine Million Einwohner.
Technisch schwierigste Bedingungen
Zwei Weltkriege später wurde das Projekt endlich angegangen. Unter technisch schwierigsten Bedingungen, wie die Bauräte damals erklärten.
Über die unterschiedlichen Fundamente des Doms war man sich nach Grabungen bewusst. Wissenschaftler untersuchten monatelang, wie die unübersichtliche Fundierung berücksichtigt werden müsse, berichtete die Rundschau damals. Daraufhin wurden Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet: Der unbefestigte Erduntergrund wurde mit "Injektionen" chemischer Zusätze befestigt, Streben und Stützen eingezogen, teils wurden Ersatz-Fundamente gemauert - alles um ein Absinken der über den Tunneln liegenden Bauwerke zu verhindern.
Um "Erschütterungen und Dröhngeräusche abzufangen", wurde das Gleisbett zudem auf Federn verlegt, berichtete die Rundschau. Bürger hätten sogar befürchtet, der Dom würde einstürzen. "Hält der Dom stand?", fragte auch die Rundschau im März 1966. Aber dann geschah das Gegenteil: Messungen ergaben, dass sich die Kathedrale während der Ausschachtung rund zwei Millimeter gehoben, nach der Verfüllung des Bauwerks aber wieder gesenkt hat. Ein Grund dafür wurde damals nicht angegeben.
Eine andere Bauweise als heute
Die Bauweise für die erste U-Bahn war eine andere als heute: Das unterirdische Bauen wäre zwar bereits möglich gewesen, hätte aber die Kosten verdoppelt, so dass fast überall auf die "bergmännische Arbeitsweise" , wie man sagte, verzichtet wurde. Stattdessen wurden zwölf bis 18 Meter tiefe Gruben ausgehoben. Für den Fußgänger- und Autoverkehr wurden diese überbrückt.
Die offene Bauweise führte, vor allem an der Komödienstraße und am Appellhofplatz, zu enormer Lärmbelästigung, die die Kölner Bevölkerung laut Berichten von damals aber überwiegend geduldig ertrug. Unfälle gab es leider auch: Drei Arbeiter starben während der Bauarbeiten.
1,4 Kilometer Untergrundbahn
Aber dann war es endlich geschafft: 1,4 Kilometer Untergrundbahn. 1968 eine Sensation: "Heute geht der Verkehr in die 4. Dimension", schrieb die Rundschau zur Eröffnung. Nach Wasser, Land und Luft folgte der Untergrund - im Übrigen "zugunsten des Individualverkehrs". Am 11. Oktober startete Bundesverkehrsminister Georg Leber mit einem Signal aus einer goldenen Trillerpfeife die ersten Züge. Kölns Oberbürgermeister Theo Burauen begrüßte die Gäste, NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn sprach einige Worte, und Oberstadtdirektor Professor Dr. Heinz Mohnen übergab die Bahn an Wilhelm Wiese, den damaligen Generaldirektor der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Die Fertigstellung des Teilstücks zwischen Dom/Hauptbahnhof und Friesenplatz hatte fünf Jahre gedauert, war damit beliebtes Thema im Karneval geworden - und hatte rund 56 Millionen Mark gekostet.
Kölns blühende Kinolandschaft
"Kino in Köln" - das war jahrzehntelang eine blühende Landschaft! In der Innenstadt, in den Veedeln, überall strömten die Menschen in Massen in die Lichtspielhäuser, Filmpaläste - und natürlich auch in die Flohkinos.
An der heutigen Pipinstr. 4, damals Augustinerplatz 12, fand 1896 die erste Filmvorführung Deutschlands in einem extra dafür eingerichteten Saal statt. Zu sehen waren 50 Sekunden lange Streifen, darunter die legendäre Einfahrt eines Zuges in einen Bahnhof - gedreht von den französischen Gebrüdern Lumière, die auch gleich die Vorführapparate dazu lieferten.
Mikrokosmos Kölner Kinolandschaft
Der geschäftstüchtige Schokoladen-Hersteller Ludwig Stollwerck hatte die Rechte an den Geräten für Deutschland erworben und ließ anschließend auch die ersten Filme in Köln drehen. Und deutschlandweit sahen innerhalb des ersten Jahres 1,4 Millionen Zuschauer diese neuen bewegten Bilder. Um 1900 eröffnen die ersten Kinos, 1914 gibt es den ersten Karnevalshit zum Thema: "Frau Flöck, die sitz' em Kinema!"
1982 wurde das Rex am Ring 1928 als Lichtspiele des Westens eröffnet. Die Filmpalette zeigt seit 1958 Filme (in den 70ern und 80ern solche horizontaler Natur), das Off-Broadway hieß Lupe, als 1949 hier zum ersten Mal die Leinwand erstrahlte.
Lichter der Großstadt
Nach dem Krieg herrschte in Deutschland die Auffassung, der Fußgänger brauche eine eigene Zone. Die Häuser und Geschäfte lagen in Trümmern, und was neben einem funktionierenden Straßensystem in der städtischen Infrastruktur fehlte, war eine Art moderne Marktstraße, eine Straße, die Vergnügen durch Konsum möglich macht. Die Treppenstraße in Kassel war 1953 der erste Versuch, Gemütlichkeit und Lebensqualität in die Ödnis des Wiederaufbaus zu bringen. Bänke, Brunnen und wuchtige Blumenrabatten sollten für Aufenthaltsqualität sorgen.
In Zeiten des florierenden Internethandels ist die Idee der Fußgängerzonen deutlich in Verruf geraten. In Kleinstädten mussten viele Händler bereits kapitulieren, zurück bleiben verwaiste Backsteintreppen und Kunden, die das Ende des Fachhandels beklagen. Triumph der Ödnis.
An Publikum mangelt es der Schildergasse eher selten. Sie ist 1966 eröffnet worden. Zu einer Zeit also, als die Idee der autogerechten Stadt die Gestaltungskonzepte prägte. Die Fußgänger sollten dem Autoverkehr möglichst nicht in die Quere kommen. Und die zentrale Einkaufsstraße bot all diese wunderbaren Angebote, die sich mit leuchtenden Buchstaben bewerben ließen. Die Kölner vertrauten dem Porzellan von "Holstein und Düren", die Damen stöberten im Modehaus "Hochgürtel" und im Seidenhaus "Schmitz". Heute klingen diese Namen wie angelaufenes Silber, wie Erinnerungen an eine lang vergangene, geordnete, ruhigere Zeit. An die alte Bundesrepublik.
Das Leben weicht aus den Innenstädten
Das Leben und die Kraft der Verführung weichen nach Geschäftsschluss recht abrupt aus den Innenstädten. Dann strahlen die Lichter der Großstadt fahl in die Nacht. Das war schon früher so. In der 80er Jahren, wie auf unserem Archivbild zu sehen, war das Versandhaus "Quelle" noch eine echte Marke. Und diese war so stark, dass sie zum Verkauf per Katalog noch selbstverständlich eine Ladenfiliale an bester Stelle gehörte. Beides Geschichte.Ebenso wie die Kino-Center und die "City-Passagen", die wie selbstverständlich neben Tchibo-Filialen und Kaufhäusern in die Fußgängerzonen eingebettet wurden. Zu sehen war im Jahr 1984: "James Bond. Der Spion, der mich liebte".
Heute florieren die Geschäfte noch immer, geklagt wird schon mal über die hohe Zahl an Filialisten. Die Schildergasse hat aber nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Sie ist nicht schön, aber sie gehört zu den am höchsten frequentierten Einkaufsstraßen des Landes. In Ruhe zu verweilen, bleibt in der Regel ein frommer Wunsch. Aber die Fußgänger, sie brauchen ihre Zone wohl doch.
Eine weitere Folge unserer Reihe „Fundstücke“ folgt bald!