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Rekordtief beim Wohnungsbau2020 wurden in Köln nur 2013 neue Wohnungen fertiggestellt

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Köln braucht mehr Wohnraum. Die Frage bleibt jedoch: Wann schafft es die Stadt, mehr zu bauen?

Köln – Der Wohnungsbau in Köln ist im vergangenen Jahr weiter eingebrochen. Nur 2013 Wohnungen wurden fertiggestellt. Das waren 162 weniger als im Jahr 2019 (minus 7,4 Prozent) und der tiefste Wert seit 30 Jahren. Nur 1990, im Jahr der Wiedervereinigung, lag die Zahl der neuen Wohnungen in Köln mit 1628 Einheiten noch niedriger. 2018 waren 3923 Wohnungen fertig geworden, 2017 lag die Zahl der fertiggestellten Einheiten mit 2138 ebenfalls auf sehr niedrigem Niveau.

Bei der Vorstellung der amtlichen Statistik nannte Baudezernent Markus Greitemann die Entwicklung „absolut nicht zufriedenstellend“. Er verwies aber darauf, dass der „Bauüberhang“ – gemeint ist die Zahl der genehmigten, aber nicht fertiggebauten Wohnungen – auf den höchsten Stand seit über 20 Jahren gestiegen sei. Ende 2020 habe man 8694 genehmigte Wohnungen gezählt – 20,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor (7236). Bei 3309 dieser Wohnungen sei der Bau noch nicht begonnen worden, weitere 3332 befänden sich im Rohbau und bei 2053 sei der Rohbau abgeschlossen.

Keine Prognosen des Baudezernenten für 2021

Ob die Zahl der Fertigstellungen angesichts von derzeit rund 5400 im Bau befindlichen Wohnungen dieses Jahr besser ausfallen wird, wollte der Baudezernent nicht vorhersagen. „Da wage ich keine Prognose.“ Im Mai 2020 hatte er noch erklärt, man gehe davon aus, „dass im laufenden Jahr deutlich mehr Wohnungen fertiggestellt werden als 2019“. Nun sagte er, die Corona-Pandemie habe zu Produktionsunterbrechungen und Lieferproblemen bei Baumaterial geführt und die Preise stark steigen lassen.

Wohnungsunternehmen seien bei Auftragsvergabe zurückhaltend

Die An- und Abreise von Arbeitskräften aus dem Ausland sei teils verzögert worden. Dies könnten Gründe dafür sein, warum weniger Wohnungen gebaut wurden, so Greitemann. Allgemein herrsche Unsicherheit am Wohnungsbaumarkt, die Wohnungsunternehmen seien bei der Auftragsvergabe zurückhaltend. Aufgabe der Verwaltung sei, Planungsrecht zu schaffen und den Unternehmen mit verbindlichen Baugenehmigungen Planungssicherheit zu geben.

Grafik Wohnraum

Immerhin konnte Greitemann bei den Baugenehmigungen Erfreuliches verkünden: 3659 wurden voriges Jahr erteilt. Das waren 944 mehr als 2019 (plus 34,8 Prozent) und der beste Wert seit 2016. Er wünsche sich mehr Bauanträge und dass man auf 4000 bis 5000 Genehmigungen pro Jahr komme, so der Baudezernent. Am stärksten war die Entwicklung im Bezirk Ehrenfeld. Hier wurden 1002 Wohnungen genehmigt (27,2 Prozent der Gesamtzahl) und 310 fertig (15,4 Prozent). Schlusslicht war Chorweiler mit 134 Genehmigungen und 160 Fertigstellungen.

FDP spricht von „hausgemachten Problemen“

Dass von den angestrebten 6000 neuen Wohnungen pro Jahr nur ein Drittel gebaut wurde, führt die FDP auf „hausgemachte Probleme“ zurück. Eine „unheilige Allianz aus OB, Grünen, SPD, CDU, Linken und Volt bringt den Kölner Wohnungsbau – aus vermeintlich gut gemeinten Motiven – Schritt für Schritt zum Erliegen“, so Fraktionschef Ralph Sterck. „Immer neue bürokratische Hürden“ wie kooperatives Baulandmodell oder Milieuschutzsatzungen seien „Gift für den Bau neuer Wohnungen“. Christian Joisten (SPD) erklärte: „4000 Wohnungen zu wenig sind ein wohnungspolitischer Offenbarungseid für Frau Reker und ihr Verhinderungs-Bündnis.“

Christiane Martin (Grüne) forderte die Wohnungsunternehmen auf, schneller zu werden. Wichtig sei nicht nur „dass gebaut wird, sondern auch wie gebaut wird. Holzbauweise ist zum Beispiel ökologischer und kann auch preiswerter sein.“ Steigenden Genehmigungszahlen zeigten, dass man auf dem richtigen Weg sei, so Niklas Kienitz (CDU). Es müsse genau analysiert werden, „warum über 3000 Einheiten nicht gebaut werden, obwohl eine Genehmigung vorliegt“.

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Je ein Drittel der 2020 neu gebauten Einheiten sind Zwei- und Dreizimmerwohnungen, 11 Prozent Einraumwohnungen. Die durchschnittliche Wohnfläche je Wohnung fiel mit 83 Quadratmetern etwas niedriger aus als 2019 (85 Quadratmeter). 382 Wohnungen fielen 2020 durch Abbruch oder Zusammenlegung weg, so dass der Bestand unterm Strich um 1631 auf 564 776 Wohnungen zunahm. Davon sind 38 381 öffentlich gefördert.

Rund 60 Prozent der neuen Einheiten gehören Wohnungsunternehmen. Die größtenteils im Besitz der Stadt befindliche Wohnungsgesellschaft GAG Immobilien AG hat voriges Jahr 580 neue Wohnungen fertiggestellt, fünf mehr als 2019. Davon waren 268 öffentlich gefördert.