Knöllchen gegen MissbrauchKölner Supermärkte lassen ihre Stellflächen bewirtschaften
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Bayenthal/Marienburg – Schnell mal in den Supermarkt huschen, das Auto auf dem Parkplatz vor dem Eingang parken, und am Ende hängt ein Knöllchen an der Windschutzscheibe? 19,90 Euro sollte Dana Linn zahlen. Die Schilder, die auf das Parkraumkonzept hinwiesen, hatte sie nicht gesehen. Damit steht die junge Frau nicht allein. Am Rewe-Markt an der Bonner Straße in Marienburg klemmte bei etlichen Kunden nach ihrem Einkauf ein solches Knöllchen hinter den Wischblättern des Pkw. „Ist das überhaupt rechtens?“, fragten die Betroffenen aufgeregt.
Eine Mitarbeiterin des Unternehmens „fair parken“, das nun den Parkplatz vor diesem Supermarkt kontrolliert, versuchte die Wogen zu glätten. Sie wies die Kunden auf ein in der Ecke des Parkplatzes aufgehängtes Schild hin, das besagt, die Parkdauer von 1,5 Stunden dürfe nicht überschritten werden. Eine sichtbare Parkscheibe soll jeder Kunde in sein Fahrzeug legen.
Rewe biete seinen Kunden nach Angaben der Pressestelle grundsätzlich kostenfreie Parkplätze an. „Aufgrund zunehmender Bewirtschaftung von öffentlichem Parkraum oder des generellen Mangels an Parkraum werden Supermarktparkplätze verstärkt von Dauerparkern missbraucht, was zu massiven Umsatzeinbußen bei den Märkten führt. Insofern werden an den wenigen Standorten, an denen das Problem der Dauerparker auf keine andere Art und Weise gelöst werden kann, Parkplatzregelungen ausgeschildert, wodurch bei der Verwendung der Parkscheibe das Parken weiterhin kostenlos bleibt“, erklärt Thomas Bonrath von der Pressestelle des Unternehmens. Seinen Angaben zufolge informieren die betroffenen Märkte ihre Kunden über einen längeren Zeitraum über die Veränderung.
„Uns ist das damals auch passiert. Aber da war die Kontrolleurin noch vor Ort und als wir ihr die Supermarktquittung zeigten, zerriss sie vor unseren Augen den Strafzettel. Jetzt wissen wir es und nutzen immer eine Parkscheibe“, so Dana Linn. Andere Kunden wie Manfred Neuhaus halten ein solches Vorgehen für „Abzocke“. „Wenn man jahrelang bei diesen Geschäften einkauft, registriert man diese Schilder nicht, besonders im Dunkeln“, so seine Argumentation.
Mehrere Schilder aufgestellt
Der Rewe-Markt an der Bonner Straße hat mittlerweile nachgebessert. Statt nur ein Schild in der Ecke des Parkplatzes aufzuhängen, das die Kunden leicht übersehen konnten, weisen nun gleich mehrere Schilder auf die neue Situation hin. Eines direkt an der Parkplatzeinfahrt, ein anderes vor dem Eingang des Markts. In dicker roter Schrift ist der Betrag, der bei „Vertragsbruch“ fällig wird, hervorgehoben. Bei „fair parken“ sind dies 19,90 Euro.
„Hintergrund dieser Maßnahme ist, dass viele Parkplätze von Supermärkten, Einkaufszentren und gewerblich genutzten Parkflächen zunehmend von Nicht-Kunden genutzt werden und somit nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck zur Verfügung stehen, nämlich Kunden den Einkauf so bequem wie möglich zu machen“, heißt es auf Rundschaunachfrage in einer Mitteilung des Düsseldorfer Unternehmens fair parken. Rechtliche Vorgaben, wie und wo die Hinweistafeln ausgehängt werden, gebe es nicht. Dafür aber Empfehlungen, an die sich fair parken nach eigenen Angaben selbstverständlich halte. An der Parkfläche in Marienburg habe das Unternehmen jetzt sieben Schilder angebracht. Das Beschilderungskonzept sei von Fachjuristen auf Erfüllung der Voraussetzungen intensiv geprüft worden, heißt es in der schriftlichen Antwort des Unternehmens. Doch vor etwa zwei Wochen hing dort lediglich eines. Warum das Unternehmen nachgebessert hat, darüber schweigen sowohl fair parken als auch die Rewe-Gruppe. Kunden wie Manfred Neuhaus und Dana Linn können nur mutmaßen, dass sich offenbar zu viele Kunden beschwert haben.
Wie Christiane Preisen, Sprecherin der für diesen Bereich zuständigen Rewe-Gruppe Region West, sagt, erhält das Unternehmen positive Reaktionen von den Kunden. „Die finden nun wieder ohne Probleme Parkplätze, die vorher von ,Dauerparkern’ blockiert waren.“ Sollte ein Kunde zu Unrecht belangt werden, etwa weil er vergessen hat, die Parkscheibe einzulegen, so sollte er sich an das Team des Markts wenden, das sich selbstverständlich um eine kulante Lösung bemühe, so Preisen.
„Kunden finden wieder Parkplätze“
Grundsätzlich liege es im Interesse der Kunden, stets ausreichend Parkflächen zur Verfügung zu haben, so dass sie ihre Einkäufe schnell und bequem erledigen können. „An den Standorten, an denen wir Dienstleister einsetzen, gibt es überwiegend positive Reaktionen von Kunden, die nunmehr wieder Parkplätze finden, die bisher von ,Langzeitparkern’ blockiert waren“, ergänzt die Unternehmenssprecherin für die Region West.
Ein ähnlicher Aufreger war im letzten Jahr die Parkraumbewirtschaftung des Goltsteinforums in Bayenthal. Auch dort herrscht eine entsprechende Regelung. Wer die oberirdischen Parkplätze nutzt, darf dort nur eine Stunde lang parken – und auch nur, wenn er eine Parkscheibe sichtbar im Fahrzeug hinterlegt. Wie hoch dort die Vertragsstrafe ist, kann der Autofahrer im Vorbeifahren nicht erkennen. Die Geschäftsbedingungen des dort zuständigen Parkraumbewirtschafters Park Controll sind kleingedruckt. Lediglich das Zeichen für die Parkscheibennutzung ist gut sichtbar.