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Klage gegen Stadt KölnModerne Stadt wehrt sich gegen Denkmalschutz für „Ellmühle“

Lesezeit 4 Minuten
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  1. 90 Prozent der Ellmühle im Deutzer Hafen sollen unter Schutz gestellt werden, darunter auch elf Silos.
  2. Der mögliche Denkmalschutz könnte auch den Anteil neuer Wohnungen reduzieren.
  3. Aktuell laufen außergerichtliche Gespräche zwischen beiden Parteien. Wir geben einen Überblick.

Köln – Die Moderne Stadt wehrt sich gegen den Denkmalschutz für die traditionsreiche Ellmühle im Deutzer Hafen und hat deshalb die Stadt Köln verklagt. Das hat Michael Ott, Sprecher des Verwaltungsgerichts Köln, der Rundschau auf Nachfrage bestätigt. Das Pikante daran: Die Moderne Stadt ist das Stadtentwicklungsunternehmen der Stadt, zu 49 Prozent gehört es ihr, die anderen 51 gehören den Stadtwerken Köln. Sie verklagt also ihren eigenen Besitzer.

Der Geschäftsführer des Unternehmens, Andreas Röhrig, sagte der Rundschau: „Wir haben im Grunde kein Problem mit dem Denkmalschutz, vor allem den stadtbildprägenden Bauten. Dort begrüßen wir ihn.“ Röhrig kritisierte aber vor allem die Menge, seiner Aussage nach sollen 90 Prozent der Ellmühle unter Schutz gestellt werden. Je umfangreicher der Denkmalschutz ist, desto schwieriger ist es für Investoren, etwas an den Häusern zu ändern, sie müssen alles abstimmen – das mag in großem Umfang kaum ein Investor. „Die reine Menge sehen wir skeptisch“, sagte Röhrig. Und: Es seien viele Silos dabei, laut eigenem Gutachten sind sie nicht alle erhaltenswert. Insgesamt gibt es dort elf Silos.

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Der mögliche Denkmalschutz könnte auch den Anteil neuer Wohnungen reduzieren: Wie die Rundschau am 3. Mai berichtet hatte, sind laut Machbarkeitsstudie auf dem Mühlenareal nur 44 Prozent Wohnungen möglich, geplant waren eigentlich 70 Prozent. Für Büros und Hotels sind 48 Prozent möglich(siehe Info-Kasten „So könnten die Mühlen genutzt werden“). Noch ist die Studie eine vorläufige Einschätzung, rechtlich nicht bindend, doch sie liefert einen Fingerzeig.

365.000 Tonnen Mehl jährlich

Der für Denkmalschutz zuständige Stadtkonservator Thomas Werner hatte den Denkmalwert 2017 beurteilt, er teilte mit: „Ich bitte um Ihr Verständnis, dass wir von städtischer Seite aus in laufenden Gerichtsverfahren keine Informationen ausgeben können.“

Die Ellmühle stammt aus dem Jahr 1910, einst waren es zwei getrennte Häuser: die Auermühle und die Mühle „Leysieffer & Lietzmann“, später als Ellmühle bekannt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile zerstört, wuchsen danach zur Ellmühle zusammen. Die markanten „Aurora-Sonnenstern“-Schriftzüge zieren Teile des Ensembles auf den Fassaden, sie stehen für die Mehl-Traditionsmarke.

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Noch mahlt Goodmills dort pro Jahr 365.000 Tonnen Weizen und Roggen, einige Gebäude des Mühlengeländes sind aber nicht mehr in Betrieb. 2020 zieht Goodmills nach Krefeld, dann will die Moderne Stadt dort ein neues Stadtviertel für mehrere Tausend Menschen realisieren (siehe Info-Kasten). Im Jahr 2016 hatte sie das Areal gekauft.

Deutzer Hafen

Die wichtigsten Daten zum neuen Viertel mit Wohnungen, Büros, Schulen und Kitas.

Größe: 52 Fußballfelder

Baubeginn: 2020

Bauende: nach 2030

Wohnungen: 3000

öffentlich gefördert: 900

Arbeitsplätze: 6000

Investition: 350 Millionen

Investor: Moderne Stadt

Umsetzung: Moderne Stadt erschließt Gelände, danach kaufen Bauträger einzelne Areale und bebauen sie.

Wie die Rundschau am 15. Januar berichtet hatte, soll die Ellmühle unter Denkmalschutz gestellt werden, so sah es das Gutachten von Werner vor. Er nannte das Gebäude stadtbildprägend und sah eine teils historische Bausubstanz, unter anderem Schornsteine und Treppenhäuser aus der Zeit zwischen 1910 und 1920. Im Januar sagte Röhrig: „Wir werden uns Zug um Zug mit dem Stadtkonservator abstimmen.“ Von einer Klage war da noch keine Rede.

Ende Januar Klage eingereicht

Doch das änderte sich zwei Wochen später: Laut Röhrig ist die Ellmühle formal auch schon unter Denkmalschutz gestellt, es ist der übliche Weg. Danach erhält der Betroffene den Bescheid und kann innerhalb eines Monats diesen vor dem Verwaltungsgericht anfechten – eben das hat die Moderne Stadt gemacht und am 28. Januar fristwahrend Klage eingereicht. Laut Antje Clausmeyer, Landesverwaltungsrätin des Amtes für Denkmalpflege im Rheinland des Landschaftsverbandes Rheinland, gab es früher noch ein vorgeschaltetes Widerspruchsverfahren, das wurde aber abgeschafft. Clausmeyer sagte: „Es muss also heute sofort der Weg zu den Verwaltungsgerichten beschritten werden.“

So könnten die Mühlen genutzt werden

Eine Begründung zur Klage liegt dem Gericht laut Ott noch nicht vor, aktuell laufen außergerichtliche Gespräche zwischen beiden Parteien. Röhrig teilte mit, dass Stadt und Unternehmen derzeit einen gemeinsamen Gesprächstermin vorbereiten, ein Datum gibt es aber noch nicht.

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Auch die gemeinsame Machbarkeitsstudie von Stadtplanungsamt, Konservator Werner und Moderner Stadt hat zuletzt die Spannungen zwischen neuer Nutzungen der alten Gebäude und dem Denkmalschutz offenbart. Es gibt mehrere Probleme für die Moderne Stadt, wenn die Mühlen unter Schutz gestellt werden. Eines davon ist laut des Gutachtens die geringere Flächeneffizienz, beispielsweise wenn die Treppenhäuser erhalten werden müssen, sie führen zu „erheblichen Einschränkungen bei den Möglichkeiten der Grundrissgestaltung“. Ein anderes ist das Tageslicht bei den vielen Silos, durch die tiefen Räume und relativ wenigen Fenster reicht vor allem an der ehemaligen Auermühle das Sonnenlicht für eine neue Wohnnutzung nicht aus „ohne Eingriffe in die denkmalrelevante Fassade“.

Bei dem anstehenden Treffen geht es nun für beide Seiten darum sich zu anzunähern – oder es geht vor Gericht weiter.