Kommentar über „#Steltergate“Jecken täte es gut, über Kritik nachzudenken
- Niemand darf einfach auf die Bühne, weil ihm das Programm nicht gefällt
- Der Vorfall und die Reaktionen zeugen aber nicht gerade von rheinischer Gelassenheit
- Ein Kommentar zum Thema von Jens Meifert
Köln – Eine Frau pfeift, sie geht schnurstracks auf die Bühne und wettert los, sie lässt sich nicht beruhigen. Nicht weil sie einen Witz als schlecht, vor allem, weil sie ihn als verletzend empfindet. Und der Kölner Karneval hat seinen großen Sessionsskandal. Dass das Beben so massiv und so nachhaltig ausfällt, hat viele Beteiligte überrascht – und genau das sollte Grund zum Nachdenken sein.
Eins vorweg: Niemand darf einfach auf die Bühne gehen, weil ihm das Programm nicht gefällt. Da mangelt es an Respekt vor dem Künstler und dem Publikum, das Festkomitee hat mit dieser Einschätzung völlig Recht. Was dann passiert ist, zeugt aber ebenfalls nicht von rheinischer Gelassenheit: die angegriffenen Narren berufen sich reflexartig auf die ihnen zustehende Freiheit und bezichtigen die Störerin semi-pathologischer Humorlosigkeit. Fott damit.
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Wie wäre es aber, über das Gerüst des kritisierten Witzes einmal nachzudenken? Mehrere Minuten lang über den Namen und wirklich nur den Namen einer Frau zu spotten, entspricht das dem Humor, den die Kölschen für so unvergleichlich halten? Vielleicht hat die offene Kritik der Besucherin ganz einfach zum Ausdruck gebracht, dass die Zeit über diese Art von Komik hinweg gegangen ist. Weil sich jede Gesellschaft entwickelt, heute schneller als vor 30 Jahren. Die Augen verdreht haben jedenfalls auch andere im Saal.
Die kölschen Jecken täten gut daran, über Kritik nachzudenken, anstatt sie einfach niederzubügeln. Dem Brauchtum tut das keinen Abbruch.