Weiberfastnacht soll auf dem Hohenstaufenring eine Bühne ausprobiert werden. Vor allem das Sicherheitskonzept bedeutet eine Herausforderung.
Lehren aus der SessionseröffnungPläne für Bühne auf den Kölner Ringen werden aufgegriffen – Wirte entsetzt
Nachdem die Feierlichkeiten zum Sessionsauftakt am Samstag zu einer starken Vermüllung des inneren Grüngürtels geführt haben, konkretisieren sich nun die Planungen für eine alternative Veranstaltungsfläche auf den Ringen. Schon Weiberfastnacht soll eine Bühne auf dem Hohenstaufenring zwischen Schaevenstraße und Schaafenstraße aufgebaut werden, um für Entlastung auf der Zülpicher Straße zu sorgen.
„Grosse von 1823“ will der Stadt helfen
Als Veranstalter für diese Fläche hatte sich bereits vor dem Elften im Elften der Verein „Die Grosse von 1823“ angeboten, letztlich scheiterten die Planungen jedoch an Sicherheitsauflagen. Nun soll ein neuer Anlauf genommen werden. „Wir helfen der Stadt gerne und übernehmen Verantwortung, auch wenn sich an dieser Stelle keine Loorbeeren gewinnen lassen“, sagt Professor Joachim Zöller, Präsident des Vereins, der Rundschau. Ziel müsse es sein, „die Jugend an den Karneval heranzuführen, denn Karneval ist kein Besäufnis“, so Zöller.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte bereits am Samstag im Gespräch mit der Rundschau den Hohenstaufenring als dringend benötigte Ausweichfläche ins Spiel gebracht. Schwierig ist an dieser Stelle die Gewährleistung von Rettungs- und Fluchtwegen. Weil es sich um eine offene Veranstaltungsfläche handeln soll, die nicht von Zäunen eingegrenzt ist, sind die Sicherheitsauflagen nochmal höher. Nun sollen offenbar zeitnah Gespräche aufgenommen werden, denn Weiberfastnacht ist bereits am 8. Februar.
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Bei den Wirten auf der Schaafenstraße kommt der Vorstoß dagegen überhaupt nicht gut an. „Ich bin entsetzt“, sagt Matthias Eiting aus dem Vorstand der Wirtegemeinschaft Schaafenstraße. Eiting ist Betreiber der Bars „Die Mumu“ und „Kinkz“. Den Kolleginnen und Kollegen ginge es genauso. „Dass die Stadt die Menschenmassen an einen Ort leiten will, der ohnehin schon voll ist, dazu fällt mir nichts mehr ein.“ Die Schaafenstraße gilt das ganze Jahr über, aber auch an Karneval, als Hotspot der schwulen und queeren Community. Für viele ist das sogenannte Bermuda-Dreieck eine Art Schutzraum, den auch die Wirtegemeinschaft versucht, aufrechtzuerhalten. Ein komplett sicherer Ort für das queere Publikum ist die Schaafenstraße aber schon lange nicht mehr. Homophobe Äußerungen stünden auf der Straße an der Tagesordnung, berichtet Eiting. Zumindest innerhalb der Bars funktioniere der Gedanke der sogenannten Safe Spaces noch. „Ausgerechnet in diesen Bereich große Mengen überwiegend alkoholisierte und pöbelnde 15- bis 19-Jährige zu leiten, ist schon fast als ein Angriff auf uns zu werten“, sagt Eiting.
Gemischte Reaktionen im Stadtrat
Im Stadtrat fällt die Bilanz nach dem Elften Elften gemischt aus. „So kann es nicht weitergehen“, sagt Grünen-Fraktionsvize Manfred Richter nach den Müll- und Wildpinkelexzessen. Die Stadt müsse mit allen Akteuren neue Veranstaltungskonzepte entwickeln, um das Partygeschehen zu entzerren. Dass die Stadt bereit ist, Zuschüsse zu zahlen, damit ein Alternativprogramm auf den Ringen zu Stande kommt, hält er für richtig. Wichtig sei den Grünen, dass versiegelte Flächen statt Wiesen genutzt werden, idealerweise in fußläufiger Entfernung zum Kwartier Latäng. „Friedliches Feiern ja jährliche Verwüstung des Grüngürtels nein!“ Bisher verworfene Standorte sollten neu geprüft werden, so Richter.
CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau betont: „Das Sicherheitskonzept hat wunderbar funktioniert, das war erst mal das Wichtigste. Das größte Problem war der Müll.“ Für Weiberfastnacht brauche es ein neues Abfallkonzept und Strategien zur Müllvermeidung. Der Idee, mit einem Event auf den Ringen die Massen zu entzerren, steht er skeptisch gegenüber. „Die Innenstadt mit einer Veranstaltung noch attraktiver zu machen, halten wir für problematisch. Es kann nicht das Ziel sein, dass die Stadt in einer Veranstalterrolle auftritt.“ Private Veranstalter hätten angesichts fehlender Wirtschaftlichkeit und hoher Kosten für Sicherheitspersonal wenig Interesse. Einen Zuschuss der Stadt für ein Event auf den Ringen lehnt Petelkau ab.
„Köln darf den Karneval nicht länger als reines ,Sicherheitsproblem' begreifen, sondern als wertvollen Teil unseres Kultur-, Wirtschafts- und eben Brauchtumslebens. Damit es in Zukunft besser läuft, braucht es deshalb einen Karnevalsbeauftragten in der Kölner Stadtverwaltung.“, sagt SPD-Fraktionschef Christian Joisten. Dieser solle alle Vorschläge für zusätzliche Veranstaltungsformate und weitere Ausweichflächen koordinieren. „Es braucht endlich jemanden, der am Ende dafür sorgt, dass die Dinge funktionieren, und nicht nur Gründe nennt, warum gute Ideen nicht umgesetzt werden können.“