Die Suche nach Ausweichflächen für die Zülpicher Straße an Karneval soll nun intensiviert werden - auch weiter von der Innenstadt entfernt.
Elfter Elfter in KölnEntlastungsfläche auf der Uniwiese wird kleiner - Suche nach Alternativen
Der Elfte Elfte des vergangenen Jahres brachte das Kwartier Latäng mal wieder an seine Grenzen. Mehr als an Weiberfastnacht oder am Elften Elften der Jahre zuvor, denn die Sessionseröffnung 2023 fiel auf einen Samstag und lockte schätzungsweise bis zum 100.000 Feiernde ins Viertel rund um die Zülpicher Straße. Dieses Jahr fällt der 11. November auf einen Montag. Voll wird es wieder, schätzungsweise aber nicht ganz so voll wie im vergangenen Jahr. Die Stadt rechnet mit „mehreren zehntausend zumeist jugendlichen Feiernden“ und setzt auch in diesem Jahr auf eine Entlastungsfläche auf der Uniwiese. Jedoch mit kleineren Anpassungen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie plant die Stadt den Elften Elften?
Nachdem es am Elften Elften 2022 auch aufgrund des Massenansturms auf das Kwartier Latäng zum Verkehrskollaps gekommen war, wies die Stadt im Straßenkarneval 2023 die Entlastungsfläche auf der Uniwiese aus. Dort ist Platz für Feiernde, sobald die Zülpicher Straße als beliebte Anlaufstelle vollgelaufen ist. Auch in diesem Jahr sei diese mit Bodenplatten geschützte Fläche „alternativlos“, heißt es in einem Schreiben von Ordnungsamtschef Ralf Mayer an die Untere Naturschutzbehörde der Stadt.
Naturschützer wie der BUND kritisierten die Ausweichfläche von Anfang an. Normalerweise sind Veranstaltungen im Landschaftsschutzgebiet des Inneren Grüngürtel nicht zulässig. Die Stadt begründet ihr Vorgehen als Maßnahme der Gefahrenabwehr.
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Was ist anders als in den vergangenen Jahren?
Die Stadt verkleinert die Entlastungsfläche in diesem Jahr. Unverändert bleibt die Fläche auf der Uniwiese zwischen Luxemburger Straße und Zülpicher Straße. Die zweite, deutlich kleinere Fläche nördlich der Zülpicher Straße, fällt in diesem Jahr weg. Dieser Schritt sei „das Ergebnis der kontinuierlichen Bemühungen der Stadt Köln, den Umfang der benötigten Fläche und den damit verbundenen Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet auf das unbedingt notwendige Mindestmaß zu reduzieren“. An Weiberfastnacht wurde die kleine Fläche aufgrund des wetterbedingt deutlich geringeren Andrangs kaum genutzt.
Was ist noch neu?
Kritiker der Entlastungsfläche sind überzeugt davon, dass die Fläche noch mehr feierwütiges Publikum anzieht, als ohnehin schon ins Kwartier Latäng kommt. Im vergangenen Jahr gab es Jugendliche, die statt der Zülpicher Straße bewusst den Grüngürtel ansteuerten. Die Attraktivität der Fläche soll in diesem Jahr offenbar sinken. Deshalb werden auf der Ausweichfläche laut eines Stadtsprechers keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt.
Welche Lehren zieht die Stadt noch?
Auch die Kommunikation rund um die Sessionseröffnung wird sich vermutlich ändern. Vor dem Elften Elften 2023 war die Stadt mit ihrer Respektkampagne neue Wege gegangen. Um die Zielgruppe der jungen Feiernden besser als in den Jahren zuvor zu erreichen, holte sich das Presseamt die Betreiber der Instagram-Seite „koelnistkool“ in Boot. Die Kampagne, die auf provokante Weise mit den Negativmeldungen rund um die Zülpicher Straße spielte, sorgte für viel Gesprächsstoff. Für Entlastung im Kwartier Latäng sorgte die 70 000 Euro teure Initiative allerdings nicht.
Vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall, wie Ordnungsamtschef Mayer in seinem Schreiben vermutet: „Es liegt gar die Vermutung nahe, dass trotz aller Anstrengungen der Stadt Köln zur Reduzierung des Personenaufkommens der Zuspruch mutmaßlich aufgrund einer indirekten und aus städtischer Sicht ungewollten Bewerbung in den sozialen Medien als ,Karnevals-Hotspot‘ nochmals angestiegen sind.“
Ist die Fläche auf der Uniwiese eine Dauerlösung?
Eigentlich will das niemand. Das Problem: Es gibt bisher keine Lösung, die zehntausende Feiernde davon abhält, ins Viertel zu kommen. Und es fehlen weitere Flächen, die mit einem attraktiven Angebot dazu in der Lage wären, eine Alternative für die jungen Leute zu bieten.
Wie läuft die Suche nach Alternativen?
Bereits Ende 2022 hatte die Stadt 14 weitere Orte für eine Ausweichfläche geprüft, stufte all diese Alternativen aber als untauglich ein. Nun aber – so heißt es aus dem Ordnungsamt – sollen die Bemühungen intensiviert werden, weitere nutzbaren Flächen zur Aufnahme größerer Menschenmengen zu finden. „Anders als in den Vorjahren haben wir den Radius bei der Suche nach einer Fläche deutlich erweitert, da im Kwartier Latäng bzw. in unmittelbarer Umgebung keine geeigneten Flächen vorhanden sind“, schreibt Mayer. Ziel sei es, „ein oder mehrere“ Areale zu finden. Zunächst, um die Uniwiese zu entlasten. Langfristig, um diese „gänzlich obsolet zu machen“. Die Suche sei schwierig, heißt es. Und selbst wenn eine Fläche weit außerhalb der Innenstadt gefunden wird, ist Kritik vorprogrammiert. Vor allem die Gastronomen im Kwartier Latäng wiesen zuletzt immer wieder darauf hin, dass eine weitere Feierfläche in unmittelbarer Nähe der Uniwiese liegen muss, um wirklich für Entlastung zu sorgen.