„Für 2026 sind die Schull- un Veedelszöch in Gefahr“, warnt Bernhard Conin vom Verein der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums.
GeldnotFortbestand der Kölner Schull- un Veedelszöch gefährdet
Bunt, vielfältig, bodenständig - die Schull- un Veedelszöch gehören zum Kölner Karneval wie Kamelle, Kostüme und Konfetti. Doch das könnte sich ändern. „Für 2026 sind die Schull- un Veedelszöch in Gefahr“, warnte Bernhard Conin vom veranstaltenden Verein der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums bei der Mitgliederversammlung. „Schuld sind die extremen Kostensteigerungen“, erklärt der Vereinsvorsitzende gegenüber der Rundschau.
Während es im Jahr 2010 noch rund 86.000 Euro kostete, den Zoch auf die Straßen zu bringen, haben sich die Kosten inzwischen verdreifacht. „Vor allem die Kosten für die Sanitätsdienste und die Sicherheitskräfte sind enorm in die Höhe gegangen“, erklärt Conin. 2010 mussten die Freunde und Förderer für die Sanitätsdienste bei den Schull- un Veedelszöch etwa 8.300 Euro aufbringen. In diesem Jahr beliefen sich die Kosten auf das Zehnfache, rund 83.000 Euro.
Auch die Kosten für die Musikkapellen sind in die Höhe geschossen: um 45 Prozent haben sie sich seit 2020 erhöht. „Wir haben zwar gut gewirtschaftet, aber das summiert sich“, stellt Conin fest. Das finanzielle Polster, das während der Corona-Pandemie anwachsen konnte, schmilzt. Wenn sich an den Rahmenbedingungen nichts ändert, so warnt Conin, ist der Fortbestand der traditionsreichen Zöch in Gefahr.
Entsetzen und spontane Spenden
Als er diese düstere Zukunftsvision auf der Mitgliederversammlung präsentierte, war das Entsetzen groß. Spontan habe es am selben Abend zwei Spendenzusagen über jeweils 10.000 Euro gegeben. „Aber wir brauchen eine langfristige und tragfähige Lösung“, betont Conin. Grundlegend müsse eine Änderung her. Dabei blickt er Richtung Stadt.
Unbestritten ist, dass der Karneval einen extrem wichtigen Faktor für den Tourismus in Köln und das positive Image der Stadt darstellt. Kaum im Vergleich zu dieser Bedeutung steht indes der Zuschuss, den die Stadt den Schull- un Veedelszöch gewährt. Er ist seit 1972 unverändert. Waren es damals 15.000 D-Mark, sind es inzwischen 7700 Euro. Bisher hatte der Verein nicht um eine Erhöhung gebeten. „Es war nicht nötig, wir waren ja lange finanziell gut aufgestellt“, erklärt Conin.
Schull- un Veedelszöch in Köln: Gespräch mit Stadtdirektorin vereinbart
Nun aber will sich Conin an die Stadt wenden. „Ich hoffe auf Verständnis und Anerkennung“, sagt er. Am Nikolaustagtag, 6. Dezember, hat er einen Gesprächstermin mit Stadtdirektorin Andrea Blome. Denkbar ist, dass neben einer Erhöhung des städtischen Zuschusses auch anderes zur Sprache kommt. So könnte die Stadt möglicherweise die Sicherheitsauflagen reduzieren oder die Kosten hierfür übernehmen. Auch wäre es denkbar, dass Ordnungsamt oder Rettungsdienst sich beteiligen.
Seitdem die Warnung zur angespannten finanziellen Lage in der Welt ist, hat Bernhard Conin viel Zuspruch erfahren. „Die Schull- un Veedelszöch sind ein hoch emotionales Thema“, sagt er und räumt ein, „verhalten optimistisch“ zu sein. Zu diesem Optimismus trägt auch die Entwicklung des Vereins Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums bei. 25 neue Mitglieder konnten gerade begrüßt werden.
Und das Interesse an einer Teilnahme an den Schull- un Veedeslzöch steigt spürbar.Während es in diesem Jahr einen Durchhänger bei der Zahl der teilnehmenden Schulen gab, hat das Interesse wieder deutlich zugenommen: 44 Schulen sind für 2025 angemeldet. Bei den Vereinen ist das Limit von 50 schon erreicht, es musste schon Gruppen abgesagt werden.
Neue Geschäftsführung
Erstmals hat mit Johanna Cremer nun eine Frau die Geschäftsführung der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums übernommen. Die Mitgliederversammlung wählte sie als Nachfolgerin von Philipp Hoffmann, der als Geschäftsführer zum Festkomitee Kölner Karneval wechselt.
235 Mitglieder gehören dem Verein an und zahlen jetzt einen jährlichen Mitgliedsbetrag von 550 Euro.