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Nach Bluttat in Köln-KalkMutter des Rockers (32) musste alles mitansehen – Opfer starb nach Bauchschuss

Lesezeit 4 Minuten
Tatort: Beim Einsteigen in den Mercedes wurde der 32-Jährigen niedergeschossen und tödlich verletzt.

Tatort: Beim Einsteigen in den Mercedes wurde der 32-Jährigen niedergeschossen und tödlich verletzt.

Der noch gesuchte Täter soll den Rocker und Bodybuilder mit sechs Schüssen niedergestreckt haben.

Die Rockerkriminalität in Köln ist vollends eskaliert oder wie es ein Polizist sagte: „Die Gewaltspirale dreht sich weiter“. Blieb es in den vergangenen Monaten noch bei Gebäudeschäden nach Schießereien oder ein die Luft gejagtes Autos mit einem Sprengsatz, ist es nun zu einem kaltblütigen Mord gekommen. Möglicherweise im Streit um eine hohe ausstehende Geldsumme soll ein noch gesuchter Täter einen Rocker und Bodybuilder mit sechs Schüssen niedergestreckt haben. Die Tat passierte vor einem belebten Fitness-Studio am Mittwochnachmittag auf der Wipperfürther Straße in Kalk. Mehrere Augenzeugen bekamen die Schüsse hautnah mit. Dramatischerweise wurde auch die Mutter des Rockers (32) Zeugin der Bluttat.

Die Frau saß nach Rundschau-Informationen in einem Auto auf dem Beifahrersitz, mit dem das spätere Opfer zum Training gefahren ist. „Die Mutter wollte ihn nach seinem Training wieder abholen“, hieß es aus dem Polizeipräsidium. Laut Obduktionsbefund starb der Rocker an den Folgen eines Bauchschusses. Insgesamt sei sechs Mal auf den Mann gefeuert worden. In den vergangenen Wochen kam es Köln und der Region immer wieder zu Schüssen und Explosionen, die von Polizei und Staatsanwaltschaft als Drohgebärden und Warnungen im kriminellen Milieu gewertet werden.

Verbindung zu Vorfall in Ostheim

Besonders im Rocker-Milieu kam es zu Schüssen auf Wohnhäuser, darunter an der Servatiusstraße im August in Ostheim. Wie die Rundschau erfuhr, lebte der Getötete zeitweise in dem Haus. Auch Familienangehörige des jetzigen Opfers wohnten dort. Zwanzig Mal wurde auf das Gebäude geschossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall wegen versuchtes Mordes. Die Polizei gründete die Ermittlungskommission „Kalasch“ (wie Kalaschnikow), denn die Schüsse auf das Haus sollen mit einer Kalaschnikow abgefeuert worden sein. Damals floh ein Mann auf einem E-Scooter vom Tatort, auch nach den Schüssen vor dem Fitness-Studio am Mittwoch floh ein schwarz gekleideter Mann mit einem E-Scooter unerkannt vom Tatort. Er soll nach Zeugenangaben ein jugendliches Alter gehabt haben und maskiert gewesen sein. Der E-Scooter-Anbieter ist der Polizei noch unbekannt.

Schüsse gab es auch auf ein Haus in Ostheim.

Schüsse gab es auch auf ein Haus in Ostheim.

Auch auf ein Haus in Hürth-Kalscheuren auf der Beerstraße wurde am 6. September 2024 geschossen. Der Getötete lebte unweit des beschossenen Hauses.

Und: Unter einem ausgebrannten BMW hatte die Polizei am 18. September eine scharfe Handgranate entdeckt. Weil die Handgranate durch das Feuer stark beschädigt worden war, entschieden sich die eigens hinzugezogenen Einsatzkräfte des Landeskriminalamts (LKA) für eine kontrollierte Sprengung. Unbekannte hatten einen schwarzen BMW X6 mithilfe eines Brandbeschleunigers entzündet. Anwohnerinnen und Anwohner am Uta-Renn-Platz in Ostheim waren um 2.45 Uhr durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen worden. Der Wagen gehörte dem nun erschossenen Rocker und die Ermittler gehen davon aus, dass der 32-Jährige schon damals sterben sollte.

Nun der tödliche Angriff. Wie die Rundschau aus Polizeikreisen weiter erfuhr, war der 32-Jährige wenig kooperativ, wenn es um den angebotenen Polizeischutz ging. Und auch bei den Vernehmungen soll der Mann wenig über die Bedrohungen gegen ihn preis gegeben haben. „Die Vernehmungen des 32-Jährigen hatten nicht zur Erhellung der Sachverhalt geführt“, formulierte es ein Polizeisprecher.

Opfer hatte 10.000 Follower auf Instagram

Polizeipräsident Johannes Hermanns hatte unlängst bei der Ratssitzung mitgeteilt, dass Schutzpersonen Polizeischutz ablehnen würden. Die Opfer der Taten wollten mit der Polizei nicht über die Hintergründe sprechen. „Auch die angebotenen Schutzmaßnahmen ändern daran nichts“, betonte der Behördenleiter. Hermanns hatte die Politik nach den Gewalttaten über die Sicherheitslage in Köln informiert.

Offensichtlich hatte der gesuchte Schütze am Dienstagnachmittag mitbekommen, dass der 32-Jährige wieder im Fitness-Studio trainiert hat. „Ermittlungen haben ergeben, dass er am Dienstagnachmittag seinen Standort auf sozialen Medien in Echtzeit veröffentlicht hatte“, teilte ein Polizeisprecher weiter mit. Auf Instagram hatte das Opfer mehr als 10.000 Follower.

Hinter den Gewaltverbrechen in Mülheim könnte nach Informationen der „Bild-Zeitung“ ein von Interpol gesuchter Rocker stecken. Der Getötete soll 100 000 Euro schuldig sein. Die Polizei machte dazu keine Angaben.

Hinweise in dem Fall an Polizei unter Ruf 0221 229-0.