Jürgen BeckerKölner mit neuem Buch „Die Zukunft war auch schon mal besser"
Köln – Wer ein Buch von Jürgen Becker in der Hand hält, weiß ungefähr, was ihn erwartet: Ein Lachen, bei dem gleichzeitig die Augen geöffnet werden. Ein Buch wie ein Bühnenprogramm, voller Kalauer und Anspielungen.
Und ein Feuerwerk an Pointen, von denen man vorher schon weiß, dass sie auf einen zukommen, die aber trotzdem ein großes Grinsen verursachen. Dass der 63-Jährige auch nachdenklich kann und im Krisenjahr 2022 dennoch Optimismus verbreitet, enthüllt sein neuestes Werk „Die Zukunft war auch schon mal besser“.
Neues Werk konzentriert sich auf den modernen Menschen
Diesmal konzentriert sich der Kabarettist und Ur-Kölner auf den modernen Menschen, der sich selbst im Weg steht: „Dass wir unsere Gedanken in die Zukunft richten können, ist zugleich unser größtes Problem und unsere größte Fähigkeit.
Dadurch können wir die Notwendigkeit von Erfindungen erkennen, die unser Leben verbessern. So etwas gibt es im Tierreich nicht. Der Bär hält Winterschlaf. Das nennt man in der Biologie: Hibernation. In Köln heißt das ,Stadtverwaltung’“. Aktuell sähen viele sorgenvoll nach vorne, aber genau dieser Reiz des Ungewissen mache den Blick in die Zukunft aus.
Becker “Die Zeit ohne Krieg in einer Generation ist historisch"
Becker ist kein Mann, der Risiken scheut und die Zukunft fürchtet. Der langjährige Moderator der WDR-Mitternachtsspitzen lebte in jungen Jahren fast zwei Jahre in einer Bauwagensiedlung, arbeitete als LKW- und Traktorfahrer.
„Die Zukunft ist schöner, wenn man drüber lacht. Eine gewisse Zukunftsangst ist nicht falsch, aber wir Menschen sind einfach Kontrollfreaks. Das macht uns so schwierig.“ Man dürfe nicht vergessen, dass die Zeit ohne Krieg, die die jetzigen Generationen erlebt haben, eine historische Ausnahmesituation sei und man dafür dankbar sein solle.
Tour startet am Samstag
„Zeit und Ort meines Lebens sind sehr gut gewählt, ich habe den optimalen Zeitpunkt erwischt“, schmunzelt Becker. „Aber jetzt merken wir, dass Krieg etwas ist, was immer passieren kann.“
Sein neues Buch ist frisch erschienen, die Tour, „Die Ursache liegt in der Zukunft“, startet Samstag. „Tour und Buch sind auf jeden Fall eine Aufforderung zur Gelassenheit. Wichtig sind Beziehungen zu lieben Menschen, die halten einen am Leben. Grübeln und Angstmacherei bringen einen nicht weiter“, erklärt Becker. Es sei immer gut, wenn man Ohnmacht überwindet und aktiv wird. „Beispielsweise eine Solaranlage für den Balkon kaufen, jeder kann im Kleinen etwas tun.“
Alltagstipps für das Klimagewissen
Becker gibt bei Kaffee und Toast Alltagstipps fürs Klima-Gewissen: „Kalt duschen jeden Tag, und nicht mehr fliegen. An beides halte ich mich seit Jahren.“ Auch im Buch bekennt sich Becker zum Verzicht: „Ich bin gerne offline, also ohne Leine, weder bei WhatsApp und noch bei Facebook. Das macht mich natürlich verdächtig. Ich habe eine Ahnung, dass ich dafür mal Riesenärger kriegen werde.“ Den Mächtigen – egal ob in Politik, Medien oder Wirtschaft – stand Becker schon immer kritisch gegenüber.
Lauterbach, Söder oder Merz, der globalisierte Kapitalismus, China und die Wirtschaftswunderwelt – alles Große oder Überhebliche wird im Buch kritisch und humorvoll beäugt. Natürlich sorgen die vielen guten Gags für kurzweiliges Lesen. Am meisten bleibt jedoch hängen, dass Becker nun – vielleicht häufiger als früher – mit Ernst den Finger in die Wunde legt, und so einen kritischen Beitrag für die Zukunft leistet:
Das könnte Sie auch interessieren:
„Immer mehr Menschen merken, dass Marktorientierung die Welt nicht automatisch zum Paradies macht. Das sieht man vor allem an der jungen Klimabewegung. Wie fragil unser marktgebundener Zukunftsfetischismus ist, zeigt uns auch die Corona-Pandemie. Wir merken nun, dass wir gar kein Teil der Technik sind und dass die Viren nicht im Computer stecken, sondern in uns. Wir sind Teil der Natur. Von ihr sind wir abhängig. Und mit ihr müssen wir uns gut stellen, sonst sind wir am Ende.“ (js)
Jürgen Becker: Die Zukunft war auch schon mal besser. KiWi, 12 Euro. Am 27. November tritt Becker im Senftöpfchen auf, am 18. Januar in der Kulturkirche in Nippes.