Die ukrainische Sängerin Marjana Sadovska lebt seit vielen Jahren in Köln. Im Interview spricht sie über den Wert der Kultur im Krieg.
Interview mit ukrainischer Sängerin in KölnWarum Kultur im Krieg Kraft geben kann
Sie haben gemeinsam mit dem Theaterkollektiv Futur3 die Initiative „Art against War“ gegründet. Was hat die Initiative erreicht?
Wir als kleine Initiative haben um die 130 000 Euro gesammelt. Damit leisten wir konkrete Hilfe. Gerade geht es darum, dass wir ein Nachtsichtgerät für die Region um Bachmut kaufen wollen. Dort hilft es, Verwundete auf dem Schlachtfeld zu finden.
Ein Teil Ihrer Freunde ist an der Front. Sie singen. Was kann Kunst im Krieg ausrichten?
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In der Ukraine verteidigen wir die Freiheit und bezahlen einen schrecklichen Preis. Ich gebe meine Stimme denen, die für die Freiheit von uns allen kämpfen. Gesang ist meine Gabe und die nutze ich. Kunst und Kreativität feiern das Leben. Ich trete auf, um der Welt zu zeigen und zu erzählen, wie kreativ wir Ukrainer sind. Künstler halten das Menschliche am Leben. Und das Menschliche wird am Ende gewinnen.
Gibt es jetzt kulturelles Leben in der Ukraine?
Und ob! Es entstehen tolle Theaterstücke, es gibt wundervolle Konzerte. Bei Aufführungen müssen die Menschen manchmal in den Bunker, aber sie lassen sich nicht bremsen. Am Anfang waren alle wie gelähmt, aber das hat sich geändert. Der Überlebenswille ist so stark. Musik, Gedichte, Theater – all das bringt so viel Licht und Schönheit und damit Lebenskraft. Kunst ist notwendig. Kunst und Kultur helfen, die Angst zu überwinden und wieder gegen das Böse zu kämpfen. Das Kreative ist das Geheimnis unserer Kraft. Inzwischen sind viele Künstler, die zuerst geflohen sind, zurückgekehrt. Wir sind aufgestanden und sagen: Nein! Wir verteidigen das Leben selbst.
Heute gibt es auch viel Kulturelles zum Jahrestag in Köln.
Ich freue mich, dass so viele beim Konzert auf dem Heumarkt dabei sind. Futur3 und das Schauspielhaus zeigen ein Stück in der Orangerie. Der Stadtgarten hat ein Solidaritätskonzert mit Tamara Lukascheva und vielen weiteren Musikerinnen und Musikern. Dann noch die Demo auf dem Roncalliplatz. Ich freue mich so sehr, dass wir hier so viel Empathie erleben. Köln steht mit der Ukraine!