Interview mit SchauspielerinWarum es Claudia Rieschel immer wieder nach Köln zieht
- Die gebürtige Hamburgerin Claudia Rieschel kommt immer gerne nach Köln.
- Ab Montag ist die 71-Jährige in der Serie „Nachricht von Mama“ zu sehen. Dominic Röltgen sprach mit ihr.
Was genau hat Sie an „Nachricht von Mama“ überzeugt?
Als ich die Drehbücher bekam, habe ich sie in einem Rutsch durchgelesen und war einfach nur gefesselt. Nicht, weil es vordergründig ein trauriges Krebs-Thema behandelt, sondern weil es eine unendlich turbulente, berührende und spannende Familiengeschichte ist, die gleichzeitig auch viele humorvolle Momente hat. Und ich habe mich riesig auf die Zusammenarbeit mit meinen wunderbaren Kollegen Golo Euler und Jessica Ginkel gefreut.
Und was hat Sie an Ihrer Rolle fasziniert?
Es ist ja eine – so würde ich sie mal bezeichnen – etwas sperrige Person, die mit ihrem widersprüchlichen Charakter durchaus Menschen vor den Kopf stößt. Sie kommt zwar wunderbar mit ihren Enkelkindern aus, ist da richtig emphatisch, kann aber in anderen Situationen auch sehr heftige Dinge von sich geben. Manchmal musste ich da erst mal schlucken und einen Weg finden, die Figur für mich begreifbar zu machen und zu erfühlen.
Die Serie
In der Serie „Nachricht von Mama“ schlüpft Claudia Rieschel in die Rolle von Barbara Stolzmann, deren Tochter Elli May (Jessica Ginkel) an Krebs verstirbt und ihrer Familie Videobotschaften hinterlässt. Mit diesen begleitet sie ihren Mann und ihren Kindern durch den Alltag und gibt ihnen Halt. Inspiriert wurde die Geschichte von einer todkranken Mutter, die als Gast in der „Oprah Winfrey Show“ erzählte, dass sie ihrer Tochter zahlreiche Tapes hinterlassen hat.
Jeden Montag ab 20.15 Uhr in Doppelfolgen bis zum 28. Februar. (roe)
Wie wichtig finden Sie es, dass beim Thema Krebs hoffnungsfrohe Botschaften vermittelt werden?
Ich denke, das ist sehr wichtig. Und wenn eine Serie wie diese zum Beispiel bewirkt, dass mehr Frauen (und Männer) zur Vorsorge gehen, dann ist damit schon viel erreicht. Das ist auch heutzutage noch das wichtigste Mittel, um die Krankheit zu bekämpfen. Oft sind tödlich verlaufende Krebserkrankungen vermeidbar, wenn sie früh genug erkannt werden.
Sie sind noch bis Sonntag im Theater am Dom in dem Stück „Helga hilft“ zu sehen. Spielen Sie lieber Theater oder drehen Sie lieber Filme?
Ich mache beides sehr gerne. Das Theater bietet die Chance, seine Rolle vom Anfang bis zum Ende durchzuspielen. Beim Film springt man häufig hin und her, dreht vielleicht den Schluss zu Beginn der Drehzeit, das kann schwierig sein, da kann eine Rolle sich unter Umständen noch etwas anders entwickeln, als man sie zunächst gestaltet hatte. Aber was einmal „im Kasten“ ist, kann man nicht mehr ändern. Und beim Theaterspielen ist natürlich der unmittelbare Kontakt zum Publikum besonders schön.
…der zurzeit wohl immer noch nicht wieder so ist wie vor der Pandemie…
Natürlich. Dennoch sind wir dankbar dafür, dass die, die kommen, uns die Treue halten. So witzig ist das für die Menschen ja auch nicht, während des Stücks mit Maske im Gesicht auf ihren Plätzen zu sitzen. Aber auch wenn die Theater noch nicht so gut besucht sind wie vor zwei Jahren – es macht großen Spaß, die spontanen Reaktionen zu erleben.
In Ihrer Karriere haben Sie sechs Mal im Theater am Dom gastiert. Was zieht Sie immer wieder zurück an diesen Ort und nach Köln?
Ich kenne Robby (Regisseur René Heinersdorff, Anm. d. Red.) schon seit 1977 von meinem ersten Gastspiel „Ingeborg“ noch unter der Intendanz von seiner Mutter Barbara Heinersdorff und Inge Durek. Es entwickelte sich über die Zeit ganz natürlich eine enge Zusammenarbeit.Außerdem wohnt meine Freundin, Sabine Postel, in Köln. Auch wenn sie „tragischer Weise“ gerade in Hamburg ist für die Dreharbeiten von der „Kanzlei“ – wir haben also quasi zurzeit die Städte getauscht (lacht). Und ich mag es einfach, in eine andere Stadt einzutauchen, die Mentalität der Menschen hier in Köln zu erleben, dieses Trockene, Handfeste und Herzliche.
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Haben Sie einen Lieblingsort?
Ich gehe gerne auf der anderen Rheinseite spazieren oder fahre dort mit meinem Klapprad entlang. Dabei den Blick auf den Dom genießen bei den unterschiedlichsten Lichtstimmungen, das ist beeindruckend, außerdem mag ich den Volksgarten. Und das Museum Ludwig bietet tolle Ausstellungen: zuletzt „Der geteilte Picasso“, den ich sehr interessant und informativ fand.