Im InterviewWelche Zwischenbilanz die „Gastro-Kümmerer“ in Köln ziehen
- Seit einem halben Jahr ist Kölns „Gastrokümmerin“ Jutta Schiweck-Nitsche im Amt.
- Über ihre Erfahrungen nicht nur hinsichtlich der Corona-Einschränkungen für die Gastronomie sprach mit ihr Tobias Wolff.
Köln – Wie viele Anfragen haben Sie momentan?Bis vor drei Wochen hatten wir sehr viele. Im Moment ist das aufgrund der Vorgaben natürlich wieder etwas zurückgegangen.
Wie kann die Stadt, wie können Sie den Gastronomen konkret helfen?
Wir haben bereits viel unternommen und bleiben auch weiter dran, etwa wenn es um die Aufstellung wetterfester Elemente für die Außengastronomie geht. Da kann man oft mit einfachen Mitteln etwas erreichen. Aber es gibt ganz unterschiedliche Anliegen. Der eine Gastronom hat vier Tische draußen und möchte acht, da schauen wir uns an, ob das unkompliziert geht. Es sind ja immer unterschiedliche Ämter involviert. Oder jemand macht ganz neu auf und will wissen, was geht und was nicht, weil er einfach noch keine Erfahrung hat. Wir versuchen, auf alles einzugehen.
Es gab Kritik von Gastronomen bezüglich des neuen Köln Kodex“, der inhaltlich wenig Neues oder Handfestes biete.
Da muss man etwas genauer hinschauen. Die Beteiligten wollten auch auf Wunsch der Gastronomie einen einheitlichen Leitfaden entwickeln, eine Art Checkliste. Da mag für erfahrene Gastronomen bereits einiges bekannt sein, aber wir haben rund 5000 Betriebe in der Stadt. Und mit dem einheitlichen Aufkleber gibt es nun auch etwas, das den Gästen auf den ersten Blick Vertrauen vermittelt.
Warum gibt es noch keine digitale Nachverfolgung in der Gastronomie?
An einer solchen digitalen Lösung arbeitet die Stadtverwaltung gerade.
Apropos Politik. Gibt es Überlegungen, die erweiterte Außengastronomie auch nach Corona weiter beizubehalten?
Es gibt Wünsche dazu, klar. Aber der öffentliche Raum ist nicht vermehrbar. Gespräche zu dem Thema gibt es.
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Gibt es momentan viel Fluktuation in der Gastronomie?
Wir sehen schon, dass einige Probleme haben, aber die große Welle ist bislang ausgeblieben, und ausschließlich coronabedingte Schließungen hat es nach unserer Einschätzung kaum gegeben. Im Gegenteil: Wir sehen, dass immer wieder neue Betriebe aufmachen. Auch da ist der Beratungsbedarf hoch. Wir können feststellen, dass sich die Zahl der Gaststätten trotz der Corona-Pandemie bisher nicht wesentlich verändert hat: Zum Jahreswechsel 2019/2020 waren im Sachgebiet „Gaststättenrechtliche Angelegenheiten“ 5103 Gaststätten in Köln gemeldet. Zum Jahreswechsel 2020/21 waren es 5139 Gaststätten, trotz Corona also 36 mehr. Die Zahl der Gaststätten blieb in den vergangenen fünf Jahren in etwa konstant. Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die Branche noch haben wird.
Sehen Sie sich auch die Konzepte der Betreiber an?
Nicht im dem Sinne, dass wir Ratschläge bezüglich einer Strategie machen. Aber natürlich sehen wir uns an, was der eine oder andere vorhat. Und ob wir dabei helfen können. Etwa wenn es darum geht, den Bereich Schank- und Speisewirtschaft mit Musik- oder Tanzveranstaltungen zu verknüpfen.
Gibt es einen Trend in der
Gastronomie?
Die klassische Eckkneipe ist klar im Rückzug begriffen. Die Betreiber müssen sich immer mehr einfallen lassen, um Kundschaft zu ziehen. Auch alteingesessene Lokale funktionieren oft nur, wenn die kultig oder „hip“ sind. Höher, weiter, besser ist auch in der Gastronomie ein Thema. Aber wir werben auch für eine gewisse Rückbesinnung, dass eine Gaststätte auch einfach eine Gaststätte bleiben kann. Da haben die letzten Monaten vielleicht viel in Bewegung gesetzt.
Wie ist Ihr Verhältnis zu den Wirtinnen und Wirten?
Es war schon vorher gut – ich komme ja aus dem Bereich – und ist es immer noch. Wichtig ist, dass wir auf Augenhöhe miteinander sprechen. Und dass die Kommunikation immer weiter fortgesetzt wird.
Wird Köln weiter eine Stadt der Gastronomie bleiben?
Ja klar.