Der go.Rheinland-Bericht für 2024 sieht zwar leichte Verbesserungen bei der Qualität der Bahnhöfe im Rheinland. Aber besonders Köln hat hinsichtlich des Zustandes vieler seiner Stationen Nachholbedarf.
Bahnhöfe im RheinlandViele Kölner Haltestellen schneiden besonders schlecht ab

Die Haltestelle „Bahnhof Ehrenfeld“ schneidet im jüngsten Bericht des Zweckverbandes go.Rheinland zur Qualität der Stationen im Rheinland schlecht ab.
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Müll neben überfüllten Abfalleimern, dunkle Gänge zu den Gleisen, Graffiti-Schmierereien in Treppenaufgängen, Wartebereichen und Bahnsteigen – manche Haltestellen im Rheinland laden nicht zum Bahnfahren ein. Im Gegenteil: Der Anblick wirkt zum Teil abstoßend und für manchen Fahrgast angsteinflößend. Aber nicht überall ist die Lage schlecht, es gibt auch positive Beispiele.
Der aktuelle Stationsbericht des Zweckverbandes für Planung, Organisation und Ausgestaltung des Schienenpersonalverkehrs, go.Rheinland, kommt zu dem Ergebnis, dass sich im letzten Jahr die Qualität der Bahnhöfe im Rheinland leicht verbessert hat. Am besten schnitten im Ranking die Haltestationen „Helmholtzstraße“ in Bonn und „Randerath“ in Heinsberg ab. Die schlechtesten Bewertungen fuhren die Haltstelle „Sindorf“ und gleich drei Kölner Stationen ein, nämlich „Hansaring“, „Bahnhof Ehrenfeld“ und „Geldernstraße/Parkgürtel“ (siehe Kasten).

Reiht sich ein in die schlecht bewerteten Haltestellen des "go.Rheinland-Berichts 2024": Bahnhof Hansaring.
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Eine leicht positive Tendenz gibt es bei der Anzahl der Haltepunkte mit inakzeptablen Mängeln im Vergleich zu 2023: nämlich von zwölf (2023) auf nur noch neun untersuchten Stationen. Dafür ist die Zahl der noch akzeptablen, aber entwicklungsbedürftigen Haltestellen von 38 (2023) auf 41 angestiegen.
Bewertung bereits zum zwölften Mal durchgeführt
Bereits zum insgesamt zwölften Mal hatten ausgesuchte Tester Bahnhöfe und Haltestellen zwischen Aachen und Gummersbach ein Jahr lang unter die Lupe genommen. Dabei wurden laut go.Rheinland wieder Merkmale wie Sauberkeit, Zustand der Sitzgelegenheiten, Abfallbehälter und Verkaufsvitrinen sowie die Funktionalität der Wetterschutzbereiche untersucht. Bewertet worden seien in dem Bericht für 2024 rund 200 Bahnstationen, die von den go.Rheinland-Testern jeweils zweimal im Jahresverlauf in Augenschein genommen wurden.
Im Bericht stellt der Zweckverband abermals die negativen Auswirkungen durch Graffiti und Vandalismus für die Gesamtbewertung einer Station heraus. Daher laufe eine bereits 2022 beschlossene Kooperationsvereinbarung zwischen der go.Rheinland und der Bahngesellschaft DB InfraGO AG weiter. In dieser Vereinbarung enthalten sei ausdrücklich auch das Projekt zur Gestaltung von ausgewählten Haltestellen mit Kunst-Graffiti, wie es auch am Kölner Bahnhof „Ehrenfeld“ versucht wurde. Vor allem in Köln sind seit 2022 viele Haltestellen mit bunten Motiven von beauftragten Graffiti-Künstlern umgestaltet worden, um eine bessere Aufenthaltsqualität zu bekommen.
Der Zustandsbericht zu den insgesamt rund 200 Haltestellen im Testgebiet listet zudem die schwerwiegendsten Verschlechterungen auf: Danach führt diese Negativliste das allgemeine Erscheinungsbild der Hinweisschilder an, welches sich laut dem Bericht um 7,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr verschlechtert habe; gefolgt von der Funktionalität der Uhren (minus 3,8 Prozentpunkte).
Positive Veränderungen bei den Rolltreppen und Aufzügen
Es gebe aber auch positive Veränderungen aufgrund von Maßnahmen der Bahn: Vor allem die Sauberkeit der Rolltreppen habe sich um 9,3 Prozentpunkte verbessert, gefolgt vom Erscheinungsbild der Aufzüge zu den Bahnsteigen (plus 8,7 Prozentpunkte). Norbert Reinkober, Geschäftsführer von go.Rheinland, äußerte sich erfreut darüber, „dass die Anzahl der Stationen im grünen Bereich nach drei Jahren, in denen sie stets gesunken ist, jetzt endlich wieder im Aufwärtstrend ist.“ Für 2024 bewerteten die Tester im Bericht 148 Stationen mit „sehr gut/ausgezeichnet“ (22) oder „ordentlich/akzeptabel“ (126) (2023: insgesamt 139 mit „ordentlich/akzeptabel“). Dieser Trend müsse nun gemeinsam mit den Stationsbetreibern, Städten und Gemeinden fortgesetzt werden, so Reinkober.

Die Haltestelle "Helmholtztraße" in Bonn schneidet im Qualitätsbericht 2024 der go.Rheinland als best-ausgestattete Haltestation im Testbereich 'Rheinland' ab
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Ärgerlich sei jedoch nach wie vor das Phänomen, dass nach Instandsetzung von zerstörten und mit Graffiti beschmierten Orten diese sofort wieder beschädigt werden. Die Anzahl der stark durch Graffiti verunreinigten Haltestellen lag in 2024 wie schon im Jahr davor bei 49 Stationen. „Die Probleme wie Verschmutzungen durch Graffiti und mutwillige Zerstörungen sind leider ein Dauerbrenner“, hebt der go.Rheinland-Geschäftsführer in dem Stationsbericht noch mal ausdrücklich hervor.
Der Zweckverband der Bahnbetreiber im Rheinland appellierte im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Berichts an alle Beteiligten zusammenzuarbeiten, um die Qualität der Haltestellen weiter zu verbessern. Im Dialog mit den Stationsbetreibern konnte im vergangenen Jahr „eine Vielzahl von Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität umgesetzt werden. Sicherheitsgefährdende Mängel wurden umgehend gemeldet und beseitigt“.
Bewertungen der Haltestellen in Köln und Region
Die Stationsbewertungen durch die ausgesuchten Tester werden jeweils im ersten und zweiten Halbjahr an den Bahn-Zweckverband go.Rheinland geschickt. Über einen App-basierten Fragenkatalog wurden dabei alle vorhandenen Ausstattungselemente an den einzelnen Haltestationen erhoben und nach einem festgelegten Schema bewertet. Hier einige ausgesuchte Ergebnisse von Bahnhöfen und Haltestellen in Köln und der Region:
Am schlechtesten bewertet: Neben der am schlechtesten abschneidenden Haltestelle „Sindorf“, wo die Tester lediglich eine Ausstattungsqualität von 76,71 von möglichen 100 Prozent vorfanden, folgen auf den unteren Plätzen die Kölner Bahnhöfe/Haltestellen „Hansaring“ (78,84 %), „Ehrenfeld“ (80,34 %) und „Geldernstraße/Parkgürtel“ (81,89 %).
Am besten bewertet: Zum Vergleich landeten ganz oben im Ranking die Haltestation „Bonn-Helmholtzstraße“ mit 99,77 und knapp dahinter die Haltestelle „Heinsberg-Randerath“ mit 98,99 Prozent. Stationen in der Region (Auswahl): Im Oberbergischen Kreis schnitt am besten die Haltestation „Engelskirchen“ ab (95,6 %). Eine ordentliche Bewertung bekamen auch der „Bhf. Gummersbach“ (93,5 %) sowie die Stationen „Ründeroth“ (92,9 %) und „Marienheide“ (92,5 %). Viele gute Ergebnisse fahren Haltestellen im Kreis Euskirchen ein. Die Erfttalbahn-Haltestelle „Arloff“ wurde mit 97,86 Prozent bewertet. Dahinter folgen die Eifelstrecken-Stationen „Euskirchen“ (97,83 %), „Derkum“ (97,69 %) und Mechernich (97,15 %).