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Geburtstags-Interview mit Bernd Stelter„Wer älter wird, braucht Spaß“

Lesezeit 4 Minuten
Bernd Stelter

Bernd Stelter, Komiker, Schauspieler, Sänger und Fernsehmoderator, feiert am Montag seinen Geburtstag.

  1. Seit drei Jahrzehnten steht er als Redner im Karneval auf der Bühne, er schreibt mit großer Lust Bücher und hat die Pfunde purzeln lassen.
  2. Bernd Stelter wird am Montag 60 Jahre alt. Jens Meifert gratulierte.

Herr Stelter, was verbinden Sie mit einem Stimmungshit?

Ein Lied, das die die Menschen in einem Saal in gute Laune bringt. Es fällt mir zunehmend schwer, welche zu schreiben.

Vor 20 Jahren haben Sie ,Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär’ gesungen, fast die Reinform eines Stimmungshits.

20 Jahre schon? Wahnsinn. ,Im nächsten Leben wäre ich lieber ein Kaninchen’ war auch nicht schlecht, oder ,Hörst Du die Regenwürmer husten?’. Bis zu den Amöben wollte ich die Tierwelt nicht vertonen. Es war eine andere Zeit.

Würden Sie sich als Comedian, Komiker oder Kabarettist bezeichnen?

Ein Comedian hat ein Mikrofon in der Hand und erzählt zwei Stunden irgendwas solange es lustig ist. Das bin ich sicher nicht. Aus den anderen beiden Kategorien dürfen Sie sich eine aussuchen. Ich finde, in einem Bühnenprogramm sollte es ruhige Momente geben, das Lachen darf schon mal im Hals stecken bleiben, Melancholie sollte ihren Platz haben. Ein gutes Kabarettprogramm umfasst mehr als nur Lachen. Die richtig guten Kabarettisten sind anderseits nicht fies vor einem derben Witz.

Zur Person

In Unna geboren, kam Bernd Stelter zum Studium nach Bonn. Statt der Volkswirtschaft verschrieb er sich der Unterhaltung. Rudi Carrell entdeckte ihn für die RTL-Comedy-Show „7 Tage, 7 Köpfe“, mit der er bundesweit bekannt wurde.

Stelter wohnt in Bornheim-Hersel und verbringt möglichst viel Zeit in seinem Mobilheim auf der Camping-Anlage von Walcheren in der niederländischen Provinz Zeeland. Sein Tipp: die Muschel-Auktionshalle von Yerseke. (mft)

Sie kommen aus Westfalen, dann hat es Sie nach Bonn und Köln verschlagen. Ist Ihnen der mentale Umschwung schwer gefallen?

Nein, gar nicht. Ich habe beides in mir, ein echter Nordrhein-Westfale, wenn Sie so mögen. Der Westfale geht die Dinge ruhiger an, geerdeter, das ist nicht verkehrt. Dafür pflegt der Rheinländer soziale Kontakte, die der Westfale gar nicht erst hinbekommen würde. Paradebeispiel: In einem Brauhaus setzt sich der Westfale auf die entlegenste Seite des Tisches, der Rheinländer hockt sich direkt dazu, und wenn der andere missmutig schaut, sagt er noch: ,Maach e fründlich Jesich’. Das finde ich sympathisch, aber bei mir ist es nicht naturgegeben.

Wie sind Sie von vom Volkswirtschaftsstudium auf die Karnevalsbühne gekommen?

Ich habe in Bonn in einer Pommesbude gearbeitet und bin bei einem Straßenfest aufgetreten. Danach hat mich jemand gefragt, ob ich nicht zu einem 60. Geburtstag im Tennisclub Schwarz-Weiß Riehl auftreten könne. Das habe ich gemacht, und dort wurde ich von den 3 Colonias entdeckt. Dann nahm mein Leben eine andere Wendung.

Sie fühlen sich weiter wohl auf der Karnevalsbühne?

Ja, im Karneval liegen meine Wurzeln, die sollte man nicht kappen. Das heißt aber nicht, dass ich alles mitmachen muss, 200 Auftritte pro Session gebe ich mir nicht mehr. Außerdem spiele ich vor den Leuten, die mir gerne zuhören. Zum Glück gibt es eine Renaissance der ruhigen Formate wie Flüster- oder Nostalgiesitzungen, das liegt mir mehr als die Partyschiene. Im nächsten Jahr kommt meine 33. Session.

Und Sie haben im Sartory Ihre Frau kennengelernt.

Richtig, dieser 6. November 1988 hat mein Leben verändert. Durch diesen Auftritt habe ich 100 Termine im Karneval bekommen und meine Frau fürs Leben gefunden. Mehr kann man nicht erwarten.

Sie treten unverkleidet auf, trinken kein Kölsch. Doch eher Pils?

Nein, gar kein Bier. Im Brauhaus schon Mal, aber nach zwei Kölsch ist es auch gut.

Sie haben kräftig abgenommen zum 60. Geburtstag. Wollen Sie sich etwas beweisen?

Nein, das liegt an einem Schrittzähler, den mir meine Tochter in der Corona-Phase geschenkt hat, ein Fitness-Armband. Jetzt komme ich auf 10 000 Schritte, aber zuvor sind es auch mal 1500 gewesen. Man glaubt nicht, wie wenig man sich bewegt. Ich habe 27 Kilo abgenommen, und natürlich fühle ich mich jetzt auch wohler. Das heißt auch: Es waren mal über 130 Kilogramm.Das ging nicht mehr.

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Sie sind großer Fan der Niederlande. Was gefällt Ihnen genau?

Ich will keine Klischees reiten, aber die Holländer sind schon etwas lockerer, sie haben nicht zufällig keine Gardinen, das zeigt: Sie haben nichts zu verbergen. Uns sie sind etwas weniger materiell, die Muscheln sind toll.

Auf die Bühne können Sie gerade nicht. Was machen Sie?

Ich kann zum Glück viel schreiben, Programme, Lieder, aber auch Bücher, den vierten Krimi habe ich in Arbeit. Ich mache mir auch Gedanken übers Älterwerden, der Arbeitstitel des Buches lautet: ,Wer Älter wird, braucht Spaß im Leben.’

Ist die 60 ein Problem?

Nein, 50 war schwierig, da dachte ich, die Hälfte ist rum, und dann habe ich nachgerechnet. Aber mit 60 beginnt das letzte Drittel, jetzt habe ich zwei erwachsene Kinder, die sehr gut ohne mich klarkommen und bin dazu seit über 30 Jahren glücklich verheiratet. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Aber ich will weiter lernen, ich habe Niederländisch gebüffelt, und darf mich bald Junior-Sommelier nennen, ist doch herrlich.