Firma Leybold in KölnDie Profis für die Produktion von Nichts
Köln – Was sie herstellen, ist das Nichts. Luftleerer Raum. „Vakuum“ sagt der Fachmann dazu. Wer ein Vakuum erzeugen will, braucht eine leistungsfähige Pumpe, die die Luft verschwinden lässt – im Kölner Unternehmen Leybold werden solche Pumpen hergestellt. Bei der „Nacht der Technik“ am 28. Juni können Besucher einen Blick auf die Produktion werfen, vieles über die Einsatzmöglichkeiten und die Geschichte lernen.
Die Anfänge sehen nach heutigen Maßstäben nicht gerade nach Hightech aus. Aber sie waren physikalische und technische Meisterleistungen: Mit einer Handkurbel und einem Kolben wurde vor 130 Jahren die Luft unter einer gläsernen Kuppel weggesaugt. Das Museumsstück gehört zur Sammlung mit eigenen historischen Gerätschaften, die bei Leybold ausgestellt sind. Gegründet wurde das Unternehmen 1850 von Ernst Leybold. Er wollte mit medizinischer und physikalisch-technischer Ausrüstung handeln. 1870 verkaufte Ernst Leybold sein Geschäft wieder – der Name aber blieb bis heute erhalten. 1906 stieg Prof. Dr. Wolfgang Gaede ein, der die ersten Hochvakuum-Pumpen am Kölner Standort entwickelte.
„Das Thema Vakuum begann seinen Höhenflug schon, als die Glühbirne erfunden wurde“, erklärt Leybold-Sprecherin Christina Steigler. Das war Mitte des 19. Jahrhunderts, etwa zeitgleich mit der Firmengründung. Etwa 860 Mitarbeiter gibt es aktuell in Köln. Nach Fusionen und Umstrukturierungen gehört das Unternehmen seit 2016 zur Altas Copco Gruppe, einem großen schwedischen Industriekonzern.
Ein von Leybold-Pumpen erzeugtes Vakuum ist in unterschiedlichen Stärken vielerorts zu finden: in Kaffeepackungen, bei verschweißten Grillwürstchen, bei der Produktion von Sonnenbrillen oder um Stahl zu veredeln, beim Hochgeschwindigkeitszug Hyperloop oder im Cern. Mit dem 26 Kilometer langen Teilchenbeschleuniger in der Schweiz werden zum Beispiel schwarze Löcher erforscht. Rund um die Röhren wird auch Leybold-Technologie verwendet. „Die Einsatzmöglichkeiten unserer Pumpen sind absolut faszinierend“, erklärt Christina Steigler.
Und wie kriegt man auf der Erde einen gänzlich luftleeren Raum hin? Mit mehreren Pumpen hintereinander, mit vielen winzigen, blanken Lamellen, die am Firmenstandort in Marienburg hergestellt werden. Sie ziehen das Gas aus einem Behältnis – die Moleküle der Luft werden sozusagen „mit einem Schubs herausbefördert“. Die Molekularpumpen schaffen mit ihren Lamellen bis zu 1200 Umdrehungen pro Sekunde. „Sie bewegen sich siebenmal schneller als die Turbinen eines Flugzeugs“, sagt Christina Steigler. Das ist auch notwendig, „denn das Gas will ja nicht freiwillig raus“: Das Gerät muss schneller sein als das Teilchen, um es einfangen zu können. Zurück bleibt das Nichts.
Mit der Glühbirne fing es an, Röhren für Fernseher wurden mit Vakuum hergestellt – beides ist längst Geschichte. Neue Geschäftsfelder für den Alltag tun sich regelmäßig auf: Lebensmittel werden durch Luftausschluss haltbarer gemacht werden, sogar die Zukunft der Mobilität könnte mit Vakuum zu tun haben. Bei Hyperloop-Projekten werden Züge durch luftleere Röhren geschickt, was wegen der fehlenden Reibung Geschwindigkeiten über 1000 km/h ermöglichen soll.
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Vier Busse mit je 40 Leuten werden bei der Nacht der Technik Leybold ansteuern. Wer sich anschließend für einen Job bei dem Vakuum-Spezialisten interessiert – Techniker werden gerade gesucht. „Die Kenntnisse darüber, was alles unter Vakuum hergestellt wird, sind leider nicht sehr groß. Sie werden auch im Studium der Physik kaum vermittelt.“ Deswegen gibt es in der firmeneigenen Leybold-Akademy zum Beispiel Crash-Kurse für Hochschul-Absolventen.
52 Unternehmen und Institutionen in Köln und Bergisch Gladbach öffnen in der 7. Nacht der Technik am 28. Juni von 18 bis 24 Uhr für Besucher. Ein Bustransfer verbindet die Stationen. Erwachsene zahlen (inklusive Bus) 13 Euro, Schüler 3 Euro. Ermäßigungen sind möglich.