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Fast wie ein richtiger RaveErste Bootshaus-Techno-Party in der Virtuellen Realität

Lesezeit 3 Minuten
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Virtuellen Tanz im Bootshaus.

Köln – Es ist Samstagabend, der 28. November 2020, das Party-Outfit steht, und die Frisur – lila gefärbte Stachel – sitzt. Als ich das Bootshaus schließlich betrete, sind bereits die ersten Gäste da, um zu den Beats von Paco Osuna zu tanzen.

Keine Sorge! Ich bin nicht zu Besuch auf einer illegalen Corona-Party, und auch der Deutzer Club, der vom Magazin „DJ Mag“ regelmäßig in die Top-10 der besten Locations der Welt gewählt wird, hat sich nicht etwa über die Verordnungen zur Pandemie-Bekämpfung hinweggesetzt. Um ehrlich zu sein: Ich habe auch keine lila gefärbte Haare, die wenigen verbliebenen werden stetig grauer.

Erster Club in der Virtuellen Realität

Trotzdem stehe ich mitten im Bootshaus mit hunderten anderen Besuchern aus der ganzen Welt. Die moderne Technik macht’s möglich. Denn ab sofort gibt es den bekannten Club auch in der Virtuellen Realität (VR). Die spanische Plattform Sansar hat das Bootshaus als erste Szene-Adresse weltweit originalgetreu für VR nachgebaut. Am Samstag wurde mit der Partyreihe „elrow“ zur Premiere und zum virtuellen Tanz gebeten. Den Mainfloor betritt man mit einer eigens erstellten Spielfigur, einem Avatar, Unterhaltungen werden übers Mikrofon geführt.

So geht’s weiter

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Bootshaus-Booker Ulrich Rauschenberger

Zweimal im Monat will das Bootshaus laut Booker Ulrich Rauschenberger (F.) Partys in VR veranstalten – auch über Corona hinaus. Während die Premiere kostenfrei war, werden die künftigen Partys einen kleinen Eintritt kosten. Derzeit rechne man mit einen bis fünf Euro. Am Samstag, 5. Dezember, findet eine Psytrance-Party von Nibirii und Alteza statt. DJS werden dann Vini Vici, Blastoyz und Björn Grimm sein. (roe)

Bei der Gestaltung seines virtuellen Ichs sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Und so bin ich mit meiner Mischung aus Alien und spitzohrigen Elben bei weitem nicht die skurrilste Erscheinung. Dieser Preis geht eher an die Riesenschildkröte, den überdimensionalen Brokkoli oder die Kopfhörer-tragenden Giraffe. Zwischendurch unterhalte ich mich mit einem Gast aus New Jersey, der in Bayern lebt, und bekomme von einem anderen die Fähigkeit, mich auf dem Boden hinzulegen, geschenkt, während zwei Spanier, die als winzige Space-Männchen durchs VR-Bootshaus laufen, mich und andere Besucher spaßeshalber mit illegalen Substanzen versorgen wollen. Fast wie auf einem richtigen Rave also.

Mittendrin dabei oder nur zuschauen?

Eine VR-Brille braucht man für das virtuelle Club-Erlebnis übrigens nicht zwingend, das Gefühl wird dann aber besonders realistisch. Wer einen halbwegs fitten Gaming-PC besitzt, kann sich die Sansar-Plattform kostenfrei runterladen und etwa auf dem Desktop spielen – auch eine Smartphone-App steht bereit. Wer nur zuschauen will, kann das auf YouTube tun.

Die Idee, den Club in die VR-Welt zu transferieren hatte Ulrich Rauschenberger bereits vor knapp zwei Jahren. „Ich finde so neue Erfindungen spannend, zocke gerne und mag futuristische Sachen. Da hatte ich mir gleich gedacht, wie abgefahren es doch wäre, das Bootshaus in VR zu haben“, erzählt der Booker des Clubs. Bereits Ende 2019 war die VR-Version zu knapp 90 Prozent fertiggestellt.

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Durch Corona lag das Projekt dann aber erstmal auf Eis und wurde erst in den vergangenen drei Monaten zu Ende gebracht. Demnächst sollen auch der Außenbereich und die anderen Räume hinzukommen. Das Projekt soll nämlich nicht bloß eine Corona-Überbrückung darstellen, sondern dauerhaft etabliert werden (siehe Kasten), um so „auch Leute aus der ganzen Welt“ anzusprechen, „die sonst vielleicht nie ins Bootshaus kommen würden“, wie Rauschenberger sagt.

Ein Ziel, das dem Club nach eigenen Aussagen auch gleich bei der Premiere gelungen ist. Über 30 000 Teilnehmer seien dabeigewesen und über eine Millionen Menschen hätten in den drei Stunden zugesehen, wurde bereits kurz nach der Party verkündet.

Auch ich bin zufrieden mit meiner ersten virtuellen Party. Eine viertel Stunde vor Ende verlasse ich schließlich den Laden, einen wichtigen Grundsatz aus dem echten Partyleben befolgend: Erlebe niemals, wie im Club das Licht angeht.